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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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einer nach dem anderen auf und beglückten die Anwesenden mit ihren poetischen Ergüssen. Die suizidale Grundstimmung ihrer Balladen sprach den meisten Gästen der Bar aus dem Herzen.
    Der Panopt saß einsam an einem Tisch im hintersten Winkel der Bar und starrte versonnen auf eine leere Flasche Wodka der Marke Russki Standart . Als sich die Söldner ungefragt an seinen Tisch setzten, hob er nicht einmal den Kopf.
Im Herzen gären Angst und Bangen,
stirbt auch der letzte Funken Mut,
von deinen eingefall’nen Wangen
rinnt bittersüßer Tränen Flut.
    »Wie geht’s, Christophan?«, erkundigte sich Cortes. »Warum so trübselig?«
    »Das ist schon die dritte Pulle«, teilte der Panopt seufzend mit und stellte die Flasche unter den Tisch. »Dabei bin ich doch eben erst gekommen.«
    Artjom schnippte mit den Fingern, und der Kellner brachte unverzüglich eine neue Flasche.
    »Wir müssen etwas Wichtiges mit dir besprechen, Christophan.«
    »Nicht schon wieder …«, knurrte der Panopt und streckte die Hand nach der Flasche aus. »Dass ihr euch überhaupt in meine Nähe traut nach dem, was gestern passiert ist …«
    »Genau darüber muss ich mit dir reden«, erwiderte Cortes und zog reaktionsschnell die Flasche weg. »Hast du noch etwas anderes aus dieser Schatztruhe verkauft?«
    »Das geht dich nichts an«, versetzte Christophan gereizt, doch in seiner Stimme schwang eine leichte Verunsicherung mit.
    »Das geht mich sehr wohl etwas an.«
    »Wollen wir nicht lieber was trinken, Cortes?«
    »Natürlich trinken wir was, mein Freund. Aber vorher möchte ich eine Antwort von dir hören.«
    Der Panopt streckte den Rücken durch und sah den im Vergleich zu ihm schmächtigen Cortes bärbeißig an. Doch der Humo hielt seinem Blick ungerührt stand. Das war nicht der kumpelhafte Cortes von gestern, sondern der beste Söldner der Verborgenen Stadt bei der Arbeit. Und der Panopt spürte das.
    »Christophan, hast du sonst noch etwas aus der Schatztruhe verkauft?«
    »Ja, habe ich, wenn du es unbedingt wissen willst.«
    »Und was?«
    »Irgendeinen Armreif.«
    »Diesen hier?« Artjom legte die Zeichnung des Armreifs der Fate Mara auf den Tisch.
    »Kann sein, wieso?«
    »War es ganz sicher dieser hier?«, insistierte Artjom.
    »Ja, der war’s.«
    »Wem hast du ihn verkauft?
    »Irgendeinem Humo.«
    »Einem Humo?«, wiederholte Cortes skeptisch und legte die Stirn in Falten. »Christophan, lass dir nicht einfallen, uns einen Bären aufzubinden. Wer hat ihn gekauft? «
    »Das geht dich nichts an. Ich habe ihn verkauft und Punkt.«
    »Du kannst mir nicht erzählen, dass du den Armreif irgendeinem dahergelaufenen Humo verkauft hast. Selbst wir beide haben dich kaum dazu überreden können, das Diadem herzugeben.«
    »Kein Wunder, ich habe ja auch Kopf und Kragen dabei riskiert.«
    »Du übertreibst. Deinem Kopf geht’s jedenfalls bestens. Andere Köpfe könnten dagegen rollen, wenn du nicht mit der Wahrheit herausrückst.«
    Der Panopt schwieg.
    »Christophan!« Cortes’ Stimme klang immer noch freundschaftlich, doch in seinen Augen glitzerten die ersten Eiskristalle. »Wir kennen uns schon lange, und du weißt, wie ich zu dir stehe.«
    »Und?«
    »Ich bin dein Freund.«
    »Und?«
    »Die Sache ist wirklich verdammt ernst, Christophan. In ein oder zwei Tagen werden sich die Herrscherhäuser damit befassen, und dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Der Verstoß gegen die Standesregeln ist ein schweres Verbrechen. Du könntest Probleme bekommen. «
    Der Panopt kämpfte mit sich und kaute an seinen Nägeln.
    »Wem hast du den Armreif verkauft?«
    »Ich habe ihn verschenkt.«
    »Wem hast du ihn geschenkt?«
    »Bogdan le Sta.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Er hat mir das Leben gerettet«, antwortete der Panopt zögerlich. »Eine Schwarze Morjane hatte mich angegriffen. «
    »Das ist ja interessant!« Cortes rückte näher. »Erzähl weiter.«
    »Das war vor einiger Zeit im Ismailow-Park. Ich hatte mich in der Eidechse betrunken und wollte im Freien übernachten. Ich torkele also durch den Park auf der Suche nach einem Schlafplatz, da bricht plötzlich eine Morjane aus dem Unterholz. In Kampfmontur.« Christophan atmete tief durch. »Ich habe so einen Schrecken bekommen, dass ich auf einen Schlag wieder nüchtern wurde. Das war’s, dachte ich mir, jetzt hat dein letztes Stündchen geschlagen. Das Monster kommt auf mich zu, und auf einmal taucht Bogdan auf.«
    »Was hatte der denn im Park verloren?«
    »Woher soll ich das wissen?

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