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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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…«
    »Lass gut sein«, unterbrach der Uibuj den hitzköpfigen Kämpfer. »Säbel hat angekündigt, dass der Typ auftauchen wird.« Er stellte genervt sein Whiskeyglas ab und erhob sich. »Ich bringe dich zu ihm, Humo.«
    Der Innenhof des Südlichen Forts erinnerte an eine Mülldeponie. Neben drei gigantischen Stahlcontainern, die offenbar unmittelbar aus den Fenstern befüllt wurden, lagen Essensreste und leere Flaschen herum. In den mehr oder weniger freien Zwischenräumen waren ohne ersichtliche Ordnung Jeeps und Motorräder abgestellt – die einzigen Fortbewegungsmittel, die von den Rothauben akzeptiert wurden. Aus der geöffneten Tür der Kneipe Delirium , die übrigens auch von den Eulins geführt wurde, drangen tumbe Marschmusik, betrunkenes Gelächter und Gegröle.
    Auch den Innenhof schmückte ein Porträt des Imperators, das mindestens vier Meter hoch war und ohne Losungen auskam. Im Unterschied zur Darstellung im Wachkabuff lächelte Säbel nicht sauertöpfisch, sondern blickte würdevoll in die lichte Zukunft seiner halbwilden Sippschaft. Das einzige Auge wirkte nachdenklich und die niedrige, fliehende Stirn war von akademischen Falten zerfurcht. Vor dem Porträt hockte ein einsamer Kämpfer und spähte sehnsüchtig zur Kneipe hinüber.
    »Was macht der Posten hier?«, erkundigte sich Cortes. »Habt ihr Angst, dass jemand das Porträt eures geliebten Clanführers klaut?«
    »Er ist inzwischen nicht mehr nur Clanführer, sondern Imperator – falls du es nicht mitbekommen hast, Humo«, belehrte ihn der Uibuj. »Und die Wache haben wir aufgestellt, damit niemand an das Porträt pinkelt. Dort drüben, bei den Müllcontainern, kann man pinkeln, in der Kneipe auch, aber hier beim Porträt nicht.«
    »Ach so.«
    Noch vor wenigen Monaten war Säbel lediglich einer von drei Clanchefs der Rothauben gewesen, wobei sein eigener Clan, die Fötidos, den rivalisierenden Desastros und Odoros an Mannstärke klar unterlegen war. Damals hätte er vom Aufstieg zum Imperator noch nicht einmal zu träumen gewagt und hatte alle Hände voll zu tun, um sich gegen seine Erzfeinde Pulle und Hammer, die machtgierigen und skrupellosen Chefs der beiden anderen Clans zu behaupten. Doch Säbel verhielt sich in diesem Machtpoker sehr geschickt, wartete geduldig auf seine Chance und wurde schließlich belohnt.
    Geblendet von den Versprechungen des Boten hatten die Rothauben es gewagt, sich gegen die Herrscherhäuser zu stellen, was beinahe zu ihrer vollständigen Ausrottung geführt hätte und ein Drittel ihrer Kämpfer das Leben kostete. Auch Pulle und Hammer waren bei diesem Fiasko zu Tode gekommen, und so wurde Säbel Fötido als einzig überlebender Clanchef an die Macht gespült. Er schaffte es, die in solchen Fällen üblichen Fehden im Keim zu ersticken, und war nun bereits seit mehreren Monaten alleiniger Herrscher der Rothauben. Cortes, der an den Verwicklungen um den Boten regen Anteil genommen hatte (insbesondere erschoss er höchstpersönlich den Odoro-Boss Hammer), war aufgefallen, dass es seither um die Rothauben auffallend still geworden war: Die demoralisierten Wilden zogen es vor, für eine Zeit lang von der Bildfläche zu verschwinden.
    Nachdem der Söldner und der Uibuj den Hof überquert hatten, betraten sie die Eingangshalle des Zentralgebäudes und stießen dort abermals auf ein Porträt des Imperators – diesmal ein lebensgroßes Gemälde. Säbel stand in einer glänzenden Rüstung auf einer kleinen Anhöhe und raunte einem blonden Kämpfer, der ihm ehrerbietig den Kopf zuneigte, zwischen den Zähnen hindurch etwas zu. Hinter dem Rücken des glorreichen Heerführers flatterte eine Fahne im Wind, auf der eine Distel, das Emblem der Rothauben, abgebildet war.
    »Der Imperator befiehlt dem Baron Metscheslaw, die Stellungen des Ordens anzugreifen. Eine Szene aus dem letzten Krieg zwischen den Herrscherhäusern«, erläuterte der Uibuj unaufgefordert, kratzte sich unter seinem roten Kopftuch und fügte stolz hinzu: »Ein echter Malewitsch.«
    »Ach was.«
    »Es war ihm eine Ehre.«
    »Hat der Baron Metscheslaw dieses Machwerk gesehen? «, fragte Cortes. »Wenn ich mich recht entsinne, sieht das Herrscherhaus Lud die Rolle der Rothauben im letzten Krieg in einem völlig anderen Licht.«
    »Der Baron hat es nicht gesehen«, beschied der Uibuj knapp.
    Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn die Führer des Grünen Hofs pflegten sich nicht an den südlichen Stadtrand zu bemühen, um ihren Vasallen Weisungen zu

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