Das Opfer
erteilen, sondern zitierten sie kurzerhand in den Palast des Herrscherhauses.
»Da lang.«
Ein schmutziger Aufzug beförderte die beiden in das letzte Stockwerk.
»Das Büro des Imperators ist ganz oben. Er liebt es, auf seine Stadt hinunterzublicken.«
»Und zu sinnieren«, mutmaßte Cortes.
»Und in die Zukunft unseres ruhmreichen Volks zu blicken«, präzisierte der Uibuj.
Nach dem Verlassen des Aufzugs durchquerte Cortes einen Vorraum mit sechs Wachen, einen Durchgangsdetektor und einen weiteren Vorraum mit drei Wachen, bevor er endlich zum Imperator vorgelassen wurde.
Die Einrichtung von Säbels weitläufigem Büro bestand aus Massivholzmöbeln der Designlinie Valois-Fantasien , die vor zwei Jahren von der Twerer Holzbaugenossenschaft auf den Markt gebracht worden war und sich bei Banditen mittelschweren Kalibers größter Beliebtheit erfreute. Auf dem wuchtigen Schreibtisch, dessen Platte auf säulenförmigen Sockeln ruhte, verlor sich ein einsames Notebook, das wichtig vor sich hin surrte. Komplettiert wurde die Ausstattung von einem ovalen Besprechungstisch mit zwölf bunt bezogenen Lehnstühlen und einer Bar, von der das seifige Aroma billigen Whiskeys herüberwehte. Als einziger Wandschmuck diente eine riesige Karte der Verborgenen Stadt. Nicht einmal ein Porträt des Imperators hatte man aufgehängt, was Cortes nach seinen bisherigen Eindrücken mit einiger Überraschung zur Kenntnis nahm. Säbel selbst saß hinter seinem Schreibtisch und blickte geschäftig auf den Bildschirm seines Computers, während sich quietschend die Tür schloss.
Der Söldner schnappte sich einen der Stühle vom Besprechungstisch, prüfte penibel die Sauberkeit der Sitzfläche, setzte sich dann Säbel gegenüber und legte ungeniert die Füße auf den Tisch. Der Imperator schwieg.
»Mein lieber Freund Säbel«, flötete Cortes, »wenn du mich nur gerufen hast, um mir dein schickes neues Büro zu zeigen, dann drücke ich dir dein zweites Auge aus.«
»Was du nicht sagst.«
»Probier es lieber nicht aus.«
»Bleib cool, Humo.« Säbel fand sich damit ab, dass er auf eine standesgemäße Begrüßung lange hätte warten können, erhob sich aus seinem Sessel und schlurfte zur Bar. »Trinkst du einen Whiskey?«
»Ich verbinde niemals das Unangenehme mit dem Nutzlosen«, erwiderte Cortes trocken.
Der Fötido suchte umständlich eine Flasche aus und goss sich ein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit voll.
»Den streitsüchtigen Charakter hast du dir bestimmt von deinen Freunden aus dem Dunklen Hof abgeschaut. « Säbel leerte sein Glas in einem Zug. »Immerhin nimmst du kein Blatt vor den Mund. Das hat mir schon immer imponiert, obwohl unser Verhältnis bislang eher schwierig war.«
»Das Kompliment gebe ich dir zurück. Von dem ganzen Rothaubengesindel bist du mit weitem Abstand der Vernünftigste.«
»Willst du nicht doch einen Whiskey?«
Der angeborene Sprachfehler der Rothauben war bei Säbel besonders stark ausgeprägt: Statt Whiskey sagte er Wifki.
»Ich mache mir nichts daraus«, winkte Cortes ab. »Könntest du dann bitte zur Sache kommen?«
Mit Flasche und Glas bewaffnet kehrte Säbel an den Schreibtisch zurück und setzte sich wieder.
»Ich denke, ich habe eine Information, die dich interessieren wird.«
»Schieß los.«
»Du darfst aber nicht lachen.«
»Ich werde mir Mühe geben.«
»Unter den Humos ist eine Hexe aufgetaucht.«
Cortes hielt sein Versprechen. Er lachte nicht.
»Unter den Humos gibt es jede Menge Hexen und Zauberer.«
»Sie hat aber keine Lizenz.«
»Dann werden ihr bald ein paar Jungs vom Grünen Hof einen Besuch abstatten«, erwiderte der Söldner achselzuckend. »Ist das alles?«
»Ich habe mich falsch ausgedrückt.« Säbel goss sich zwei Fingerbreit Whiskey nach. »Diese Hexe hat wahrscheinlich sogar eine Lizenz, doch sie verheimlicht ihre wahre Macht. Sie …«
»Kein Zauberer hängt seine wahre Macht an die große Glocke«, fiel Cortes ihm ins Wort.
»Der Schlafende möge deine Leber verfaulen lassen, Cortes, lass mich gefälligst ausreden!«, blaffte der Fötido. »Diese Hexe war hier im Südlichen Fort.«
»Hat sie euch ein paar Zauberkunststückchen gezeigt? «
»Sie hat uns selbstaufladende Artefakte zum Kauf angeboten. «
»Das ist doch nichts Ungewöhnliches für eine junge Hexe.« Cortes gähnte. »Nimm’s bitte nicht persönlich, Säbel, aber deine Sippschaft ist doch bekannt für einen eklatanten Mangel an … nun ja …« Im letzten Moment verkniff sich
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