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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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der Söldner eine grobe Beleidigung. »Denk doch nur daran, wie euch Bidjar Hamzi damals die supermoderne Energieanlage für das Südliche Fort angedreht hat.«
    Säbel schob den Unterkiefer vor, und sein einäugiger Blick verfinsterte sich. Bis zum heutigen Tag lachte die ganze Verborgene Stadt über jene Geschichte, als die Rothauben voller Stolz von ihrer monströsen Wundermaschine berichteten, die sie in ihrem Hauptquartier installiert hatten und von der sich hinterher herausstellte, dass es sich um die Dampfmaschine eines verschrotteten Zerstörers der algerischen Küstenwache handelte, die die geschäftstüchtigen Schatyren für ein paar Groschen aufgekauft hatten. Seither war das Südliche Fort der größte Koksverbraucher der Verborgenen Stadt.
    »Die Schatyren sind kein Maßstab«, knurrte der Imperator. »Und Bidjar schon überhaupt nicht. Wie ich hörte, hat er euch gestern auch etwas angedreht. Gäste der Rennsemmel haben von der Seifenblasenorgie erzählt, die …«
    »Okay, okay, Säbel, lassen wir das«, unterbrach ihn der Söldner genervt. »Erzähl mir lieber, was für Artefakte die Hexe dir angeboten hat.«
    »Nicht mir.« Der Imperator kratzte sich an der Tätowierung auf seiner Wange. »Das ist schon etliche Jahre her, und sie hat selbsthergestellte Artefakte angeboten, von denen niemand weiß, woher sie ihre magische Energie beziehen.«
    »Und ihr habt natürlich fleißig gekauft?«
    Magier in der Ausbildung machten sich nicht selten einen Sport daraus, betrügerische Zauber an den einfältigen Wilden auszuprobieren.
    »Ich habe überhaupt nichts gekauft!«, entgegnete der Fötido stolz und schenkte sich abermals Whiskey nach. »Aber Pulle, der Trottel, der hat sich eingedeckt.«
    »Und?«
    »Nichts und.« Der Imperator schüttete sich das Feuerwasser in den Hals und hielt Cortes die gespreizten Finger unter die Nase. »Siehst du diesen Bernsteinring hier?«
    »Ja.« Skeptisch beäugte der Söldner das Schmuckstück am schmutzigen kleinen Finger des Fötidos.
    »Den habe ich unter Pulles Sachen gefunden. Es ist ein primitives Artefakt: ein Trugbilddetektor, der zu funkeln beginnt, wenn jemand versucht, dich zu täuschen. Er funktioniert rund um die Uhr, lädt sich selbstständig auf und ist an keine Magische Quelle der Verborgenen Stadt angeschlossen. Er funktioniert ewig, Cortes, und verkauft hat ihn eine menschliche Hexe.« Der Einäugige grinste. »Weißt du, was das bedeutet?«
    Der Söldner zog die Brauen hoch.
    Jedes Artefakt benötigte magische Energie, um funktionieren zu können. In der Regel lud es der Besitzer selbst je nach Bedarf auf. Manche Artefakte konnten sich jedoch automatisch aufladen, indem sie selbsttätig die Verbindung zu einer Magischen Quelle herstellten und die erforderliche Energie abzapften. Die Energieentnahmen wurden vom jeweiligen Eigner der Quelle erfasst, und der Besitzer des Artefakts erhielt eine entsprechende Rechnung. Vor etlichen Jahren hatte der Söldner einen ähnlichen Ring selbst benutzt und er konnte sich gut daran erinnern, dass er ihn alle drei Monate aufladen musste.
    »Woher weißt du denn, dass dein Trugbilddetektor an keine Quelle angeschlossen ist?«
    »Es kommen keine Rechnungen.«
    »Irgendwie logisch, stimmt.«
    Dass das Artefakt funktionierte, obwohl keine Rechnungen geschickt wurden, konnte nur zweierlei bedeuten: Entweder der Detektor klaute die magische Energie oder er bezog sie aus einer unbekannten Quelle. Das eine wie das andere stellte für die Herrscherhäuser eine durchaus pikante Information dar.
    »Wann war diese Hexe im Südlichen Fort und wie heißt sie überhaupt?«
    »Sie heißt Kara und ist vor vierzehn Jahre hier bei uns aufgetaucht.«
    »Und das alles ist dir erst jetzt wieder eingefallen?«
    »Ich habe den Ring erst vor kurzem gefunden«, rechtfertigte sich Säbel. »Da habe ich mich eben daran erinnert. «
    Cortes musste schmunzeln. Bei der unrühmlichen Geschichte mit dem Boten hatten die Rothauben die Geduld der Herrscherhäuser deutlich überstrapaziert und hätten sich nicht wundern dürfen, wenn man ihre gesamte Sippschaft ausradiert hätte. Nun versuchte der bauernschlaue Säbel, bei den Mächtigen der Verborgenen Stadt gut Wetter zu machen, indem er sich ihnen als nützlich erwies. Das durchschaubare Motiv änderte indes nichts daran, dass die Sache mit den autarken Artefakten nach einem handfesten Skandal roch.
    »Eine Zauberin namens Kara«, wiederholte der Söldner und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

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