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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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beschuldigen.«
    »Völlig richtig.«
    Der Kapitän der Garde senkte den Kopf. »Dann bleibt Bogdan also auf sich allein gestellt?«
    Leonard de Saint-Carré schwieg. Der Blick des Kriegsmeisters fiel abermals auf seinen linken kleinen Finger, wo der blutrote Rubin seines Gardistenrings unheilvoll funkelte.
     
     
    Südliches Fort, Hauptquartier der Rothauben
Moskau, Butowo
Samstag, 16. September, 14:41 Uhr
     
     
    »Du wartest hier auf mich und nachher fahren wir in die Innenstadt«, verfügte Cortes, während er einige Geldscheine abzählte.
    »Hast du zu viel Geld oder was?«
    »Ich habe einfach keine Lust, mir zehnmal am Tag ein Taxi zu suchen.«
    »Das ist aber eine teure Angewohnheit.«
    »Vor allem ist es bequem.«
    Der gelbe Wolga des Taxifahrers stand in einem Straßenzug des Stadtbezirks Butowo gegenüber einem schweren Eisentor, das zu einem großen Gebäudekomplex gehörte. Dieser bestand aus rötlichen Ziegelbauten, die in der Form eines unregelmäßigen Vierecks angeordnet waren, einem Innenhof und einem Hochhaus in der Mitte. Der Komplex nannte sich Südliches Fort und war das Hauptquartier der Rothauben.
    Säbel, der Anführer dieser kleinen Sippe, die zum Herrscherhaus Lud gehörte, hatte Cortes kurz nach dessen Aufenthalt im Depresso angerufen und um ein Treffen gebeten. Das Anliegen kam überraschend und zur Unzeit, doch Säbel hatte so lange auf den Söldner eingeredet, bis dieser sich schließlich bereiterklärte, nach Butowo zu fahren.
    »Brauchst du lange?«, erkundigte sich der Taxifahrer.
    »Das kann dir doch egal sein«, entgegnete Cortes. »Lass einfach den Zähler laufen und für die Warterei lege ich noch einen Zwanziger drauf.«
    Seit die Söldner den lukrativen Auftrag von Santiago in der Tasche hatten, war Cortes bester Laune und großzügig gestimmt.
    »Es ist dein Geld«, kommentierte der Taxifahrer achselzuckend und schlug den Moskowski Komsomolez auf. »Aber versuche, vor Mitternacht zurück zu sein, ich fahre heute die Tagschicht.«
    »Scherzkeks«, brummelte Cortes und stieg aus.
    Der Söldner blinzelte in die Sonne, überquerte die Straße und trat mit dem Fuß gegen die hölzerne Schwingtür des niedrigen Gebäudes direkt neben dem Tor.
    »Ist jemand da?«
    Bereits beim Überschreiten der Türschwelle schlug Cortes ein strenger Geruch entgegen, in dem sich die Aromen fauligen Mülls, billigen Whiskeys und niemals gewaschener Lederhosen zu einem harmonischen Ganzen verbanden. Dazu gesellte sich eine ganz spezielle, rothaubentypische Duftnote, die vermutlich noch aus den Zeiten stammte, als die Sippe in den Westlichen Wäldern hauste.
    »Ist jemand da?«, wiederholte der Söldner, dessen Augen sich erst an das Halbdunkel in dem Wachkabuff gewöhnen mussten.
    »Zu wem willst du denn?«
    In dem kleinen Raum hielten sich drei Kämpfer auf, den Tätowierungen nach zu schließen war einer davon ein Uibuj – so hießen die Truppführer der Clans. Wie alle Rothauben trugen sie schwarze Lederhosen, ärmellose schwarze Lederwesten und rote Bandanas. Mit ihren kleinen schwarzen Knopfaugen, mächtigen Augenbrauenwulsten und vorstehenden Unterkiefern glichen die kleinwüchsigen Rothauben den haarlosen Affenmutanten, die Cortes einmal in einem Militärlabor gesehen hatte, nur dass jene Affen damals nicht an einem schmutzigen Tisch saßen, Whiskey soffen und Karten spielten. Der Whiskey diente den Rothauben nicht zuvörderst als berauschendes Getränk, sondern als Grundnahrungsmittel und als Katalysator für ihre behäbigen Gehirne.
    Über den Köpfen der Wachmänner hing an der grauen, von hässlichen Flecken verunzierten Wand ein Fotoporträt von Säbel. Der einäugige Clanführer blickte mit einem bemüht väterlichen, aber doch eher sauertöpfisch geratenen Lächeln auf seine Untergebenen und die Besucher der Südlichen Forts herab. Ein freundlicher Gesichtsausdruck war den Rothauben zutiefst wesensfremd, deshalb wirkte die Grimasse, die der Fotograf dem Sippenoberhaupt abgenötigt hatte, geradezu grotesk, zumal in Verbindung mit der Losung, die unter dem Porträt geschrieben stand: »Schlafe niemals im Dienst, nicht einmal mit einem Auge – eher reiße es dir aus. Säbel Fötido.«
    »Was willst du, Humo?«, wiederholte einer der Kämpfer mürrisch.
    »Mein Name ist Cortes«, stellte sich der Söldner vor und wies mit einer Kopfbewegung auf das Porträt. »Ich möchte mit Säbel sprechen.«
    »Bist du dir sicher, dass der Imperator auch mit dir reden möchte? Was bildest du

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