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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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heuern Sie doch jemand anderen an.«
    »Die Handelsgilde vertraut anderen Humos nicht. Und wenn Cortes ein gepfeffertes Honorar verlangt, wissen meine Kollegen sofort, wem sie das zu verdanken haben, und …«
    Der demoralisierte Bidjar hätte gar nicht weiterreden brauchen. Jana war völlig klar, wer in diesem Fall für die zusätzlichen Kosten aufkommen musste.
    »Der entscheidende Punkt ist doch, dass ich das alles nicht mit Absicht getan habe! Ich habe es einfach versäumt, diesen verdammten Promilleblocker ausreichend zu testen.«
    »Und wie kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich Jana mitfühlend.
    Bidjars Blick wurde flehentlich und unvermittelt wechselte er zum »Du«.
    »Rede mit Cortes. Erkläre ihm, dass ich nichts dafürkann! «
    »Ich kann’s ja mal versuchen. Aber ich garantiere für nichts«, warnte Jana. »Cortes fand die Sache überhaupt nicht lustig.«
    »Rede trotzdem mit ihm, bitte! Und ich … Und ich meinerseits …« In des Schatyren Seele tobte ein heftiger Kampf. Natürlich hatte er sich schon vorher überlegt, was er sagen würde, doch nun, wo es ans Eingemachte ging, brachte er die Worte kaum heraus. »Und ich gebe dir einen schönen Rabatt auf deinen Einkauf, sagen wir mal zehn Prozent, wäre das was?«
    »Bidjar, ich handle nicht mit heißer Luft«, lächelte Jana. »Ich werde einfach mit Cortes reden, um dir einen Gefallen zu tun.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort.«
    »Ich stehe tief in deiner Schuld«, bekannte der Geschäftsführer gerührt.
    »Gibst du mir das schriftlich?«
    Bidjar grinste verschmitzt.
    »Wir Schatyren stehen immer zu unserem Wort, auch wenn man uns bisweilen das Gegenteil unterstellt. Es ist nur schwierig, uns Versprechungen zu entlocken.«
    »Herr Geschäftsführer!« Im Rücken der beiden stand plötzlich einer der Verkaufsmanager. »Wir haben die Ergebnisse der DNA-Fernfahndung.«
    »Her damit!« Jana riss dem verblüfften Mann den Ausdruck buchstäblich aus der Hand, faltete ihn auf und überflog den Text: Mitara, Schwarze Morjane, Adresse, Telefonnummer, derzeitiger Aufenthaltsort …
    »Etwas Wichtiges?«, erkundigte sich Bidjar und spähte neugierig auf den Zettel.
    »Na ja, ganz unwichtig ist es nicht.« Die junge Frau faltete nachdenklich das Papier zusammen. »Lass uns schleunigst zum Schießstand hinunterfahren, Bidjar, ich bin wirklich in Eile.«

KAPITEL ELF
    Moskauer Zweigstelle der Sonnensee-Schule
Moskau, Staraja-Basmannaja-Straße
Samstag, 16. September, 15:06
     
     
    In jenen fernen Zeiten, als das Herrscherhaus Lud die Welt regierte und sein majestätischer Wappenvogel, der Tanzende Kranich, seine Flügel über allen Landstrichen der Erde aufspannte, existierten am Grünen Hof acht eigenständige Schulen, in denen junge Mädchen von erfahrenen Lehrmeisterinnen in den Kunstfertigkeiten der Zauberei unterwiesen wurden, um in Zukunft Wohlstand und Ruhm des Herrscherhauses zu mehren. Nach dem Untergang des Imperiums und der Flucht in die Verborgene Stadt konnten die Luden nur zwei von diesen Schulen erhalten: die Goldberg-Schule als die älteste und die Sonnensee-Schule als die ambitionierteste. Beide hatten ihren Stammsitz in abgelegenen Wäldern außerhalb der Stadt und widmeten sich wie seit Jahrtausenden der Ausbildung der Zauberinnen des Herrscherhauses Lud. Alle übrigen Nachwuchsmagier, einschließlich derjenigen, die zu den Vasallenvölkern des Grünen Hofs gehörten, wurden in den Zweigstellen der Schulen unterrichtet.
    Die Moskauer Zweigstelle der Sonnensee-Schule war in einer hübschen dreigeschossigen Villa in der Staraja-Basmannaja-Straße untergebracht. Mit Mühe öffnete Larissa die massive Eichenholztür und fand sich in einer kleinen Eingangshalle mit gewölbter Decke und holzvertäfelten Wänden wieder. Die Einrichtung bestand aus zwei dunkelgrünen Ledersofas, dazu passenden Stühlen, einem niedrigen Tisch, auf dem bunte Zeitschriften herumlagen, und einem wuchtigen Pflanzenkübel, in dem sich eine Palme zur Decke streckte. Rechts von der Eingangstür stand ein schwarzer Schreibtisch, an dem eine blutjunge Blondine saß und mit der Tastatur ihres Computers klapperte. Larissas Erscheinen ignorierte sie.
    »Entschuldigen Sie …«
    »Name?« Die Blondine sah nicht einmal von ihrem Bildschirm auf.
    »Larissa Kusnezowa. Ich habe diese Adresse von …«
    »Erster Stock, Zimmer vier, Ihre Unterlagen sind bereits oben.«
    Die Dame in Zimmer vier erwies sich als erwachsene Kopie des Teenagers in der Eingangshalle: strohblondes Haar,

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