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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Zeiten, als sie noch nicht wusste, dass der Supermarkt sich keineswegs auf das Erdgeschoss beschränkte und man hier wesentlich mehr kaufen konnte als Lebensmittel und Haushaltswaren.
    Zielstrebig durchquerte die junge Frau die Verkaufshalle, öffnete eine unscheinbare Metalltür und gelangte in einen kleinen Flur, wo sich ein Aufzug befand. Daneben saß an einem kleinen Tischchen ein breitschultriger Lud in der Uniform der Supermarkt-Security und vertrieb sich die Zeit mit Lesen. Als die junge Frau eintrat, hob er träge den Kopf und legte seinen Krimi beiseite.
    »Dies ist ein Diensteingang, Madame.«
    »Ich weiß.«
    Jana zückte ihre T-Grad-Com-Karte, wedelte kurz damit vor dem Gesicht des Luden und steckte sie dann in den Schlitz des Lesegeräts neben dem Aufzug, dessen Türen sich lautlos öffneten. Der Wachmann gähnte und vertiefte sich wieder in sein Buch.
    Die Räumlichkeiten in der ersten Etage waren völlig anders gestaltet als die im Erdgeschoss: Hier gab es weder grelles Neonlicht noch das nervige Piepen von Warenscannern, weder einlullende Dudelmusik noch Massen von drängelnden Käufern. Die Kunden der ersten Etage schoben auch keine Einkaufswägen an Selbstbedienungsregalen entlang und runzelten nicht sorgenvoll die Stirn darüber, ob sie auch nichts vergessen hätten. Die Kunden in der ersten Etage wurden von freundlichen jungen Damen angelächelt, die hinter Verkaufstheken aus Edelholz standen, sie ruhten in bequemen Ledersitzgruppen und ließen sich von aufmerksamen Kellnern einen Kaffee servieren oder sie erklärten dem Verkaufspersonal bei einem Gläschen Cognac in aller Ruhe, welche Waren sie zu erwerben gedachten.
    Selbstverständlich konnten die Kunden in den einzelnen Abteilungen eine Unzahl von Produkten begutachten. Der Platz hätte indes niemals ausgereicht, um das gesamte Warensortiment auszustellen, denn bei der Handelsgilde konnte man schlichtweg alles kaufen, vom Fingerhut bis zum komfortablen Großraumflugzeug.
    Oben angekommen holte sich Jana ein Glas Orangensaft von der Bar und sah sich um. Es dauerte keine Minute, da kam ihr auch schon der Geschäftsführer Bidjar Hamzi entgegengeeilt, schlug begeistert die Hände zusammen und schnitt eine Grimasse innigster Rührung.
    »Jana, meine Liebe, warum haben Sie Ihren Besuch denn nicht vorher angekündigt?«
    Die junge Frau konnte ihre Überraschung nur mit Mühe verbergen. Bidjar war zwar ein alter Freund von Cortes, doch mit solchem Überschwang hatte er sie noch nie begrüßt.
    »Ich bin, ehrlich gesagt, eher zufällig vorbeigekommen. «
    »Solche Zufälle gibt es nicht, meine Teuerste.« Der in feinen Zwirn gewandete Schatyr schien völlig aus dem Häuschen. »Denn wo sonst können Sie alles kaufen, was Ihr Herz begehrt? Das Warenhaus von Bidjar Hamzi ist konkurrenzlos – der schönste Einkaufstempel der Verborgenen Stadt!«
    »Und sicherlich auch der gewinnträchtigste, nicht wahr?«
    »Gewiss.«
    Hatte Bidjar womöglich eine Woche der Kundenwerbung ausgerufen? Die Schatyren überraschten die Bewohner der Verborgenen Stadt nicht selten mit obskuren Marketingaktionen.
    »An welchen unserer hochwertigen Produkte hätten Sie denn Interesse, liebe Jana?«, flötete der Geschäftsführer.
    »Ich brauche ein bisschen Ausrüstung für meinen neuen Auftrag.«
    »Waffen?«, erkundigte sich Hamzi hoffnungsfroh.
    »Unter anderem.«
    »Das trifft sich wirklich ganz ausgezeichnet, liebe Jana! Stellen Sie sich vor, erst gestern habe ich höchstpersönlich unsere Waffenabteilung inspiziert und kann Ihnen in aller Bescheidenheit versichern, dass niemand in der Verborgenen Stadt über ein so einzigartiges Angebot verfügt! Selbst die Arsenale der Herrscherhäuser nehmen sich ärmlich aus im Vergleich zu Bidjar Hamzis Waffensortiment. Einige meiner brandaktuellen Neuheiten hat noch nicht einmal Santiago gesehen!«
    Der Geschäftsführer hakte die junge Frau unter und führte sie in Richtung der Waffenabteilung.
    »Warten Sie, Bidjar.« Jana blieb stehen. »Gibt es eine Service-Abteilung in Ihrem Warenhaus?«
    »Ich bitte Sie, Jana, selbstverständlich.«
    Die junge Frau holte das Reagenzglas mit dem Morjanenblut aus ihrer Handtasche.
    »Ich müsste eine DNA-Fernfahndung anhand dieser Probe durchführen, um herauszufinden, wem das Blut gehört und wo sich derjenige gerade aufhält.«
    »Überhaupt kein Problem!«, triumphierte Hamzi, winkte fingerschnippend einen Kellner herbei und drückte ihm mit den entsprechenden Instruktionen das Reagenzglas in

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