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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Problem.« Olga schob ihre hellblonden Haare in den Nacken. »Das Schlimmste ist die Ungewissheit und die ewige Warterei. Und außerdem …«
    »Was außerdem?«, erkundigte sich Galja.
    »Ach, mir ist wieder eingefallen, was bei mir zu Hause passiert ist. Die Maske dieses Irren. Die sah so verteufelt echt und lebendig aus …«
    »So etwas nennt man eine Montur«, sagte Galja leise. »Eine Kampfmontur.«
     
    Das Mobiltelefon klingelte in dem Moment, als der Kriegskommandeur aus dem Aufzug trat.
    Unentschlossen schaute Bogdan auf die Tür, hinter der sich der Gang zu den Wohnungen dieser Etage befand, und hielt sich dann das Handy ans Ohr.
    »Ja?«
    »Hallo, mein Freund.«
    Es war Franz de Geer.
    Der Kriegskommandeur stockte. Diese vertraute Stimme war die letzte, die er in diesem Augenblick hätte hören wollen. Er hatte Franz nichts zu sagen.
    »Hörst du mich?«
    »Woher …« Bogdans Stimme versagte.
    »Woher ich diese Telefonnummer habe?
    »Ja.«
    »Dein Handy war tot. Da habe ich die T-Grad-Com-Datenbank abgecheckt und erfahren, dass Tapira kürzlich eine zweite Nummer bekommen hat. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Woher weißt du, dass …«
    »Ich weiß alles!«, schnitt ihm Franz das Wort ab.
    »Alles?«
    »Alles.«
    De Geers Stimme klang weder mitfühlend noch vorwurfsvoll, noch verärgert, sondern einfach nur traurig. Bogdan wusste, dass ihn in diesem Moment Welten von seinem Freund trennten.
    »Was willst du?«
    »Sag mir, woher du die Regeln des Arkans weißt.«
    »Nur das willst du wissen?«
    »Nur das.«
    Der Kriegskommandeur blickte abermals zu der Tür.
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Glaub mir, Bogdan, niemand wird dich daran hindern, das Arkan zu vollenden, aber sag mir jetzt, woher du weißt, wie es funktioniert!«
    »Ganz recht, Franz, niemand wird mich aufhalten«, erwiderte Bogdan und verzog das Gesicht zu einem verklärten Lächeln. »Ich werde es schaffen!«
    »Bogdan!«
    Immer noch lächelnd warf der Kriegskommandeur das Telefon auf den Boden und zertrat es mit dem Absatz seines Schuhs. Er hatte Kara sein Wort gegeben, niemandem zu erzählen, dass sie ihm dabei geholfen hatte, die Regeln des Arkans herauszufinden. Und dieses Versprechen gedachte er zu halten.
    Um jeden Preis.
    Wie hatte sie gesagt: Wenn du alles verlierst, bleibt dir immer noch deine Ehre. Wenn du jedoch deine Ehre verlierst, bleibt dir nichts.
    »Der Teufel soll dich holen, Bogdan!«, fluchte Franz und starrte verzweifelt auf das verstummte Telefon. »Verdammter Dickschädel!«
    Jetzt war rasches Handeln gefragt! Noch war es nicht zu spät. Santiago hatte gesagt, dass das letzte Opfer innerhalb der nächsten drei bis vier Stunden getötet würde. Seither war kaum eine halbe Stunde vergangen – das war noch zu schaffen!
    Der Kriegsmeister wählte die Nummer des Bereitschaftsdienstes der Garde.
    »Hier ist de Geer. Entsendet sofort ein Sonderkommando in die Wohnung der Schwarzen Morjane Tapira und nehmt die Bude komplett auseinander. Mich interessieren sämtliche Manuskripte und Bücher, die etwas mit Magie zu tun haben. Findet heraus, ob Tapira in letzter Zeit andere Wohnungen oder Häuser gemietet hat. Wenn ja, sucht auch dort nach solchen Schriften. Dieser Auftrag hat höchste Dringlichkeit! Und erstattet mir unverzüglich Bericht. Ihr findet mich in der Burg.«
    Noch war es nicht zu spät …
     
    In der Wohnung stank es entsetzlich nach Zitrusfrüchten – vermutlich Orangen. Bogdan konnte diesen penetranten Geruch schon seit seiner Kindheit nicht ausstehen. Er lehnte die Eingangstür an, deren Schloss der Sprengwurzextrakt mit einem dezenten Zischen zerfressen hatte, und begab sich mit großen Schritten in die Küche. Dort verdichtete sich der widerliche Gestank.
    »Tapira, du hier?!«
    »Bogdan?!« Olga klimperte verblüfft mit den Wimpern – sie hatte nicht mitbekommen, wie le Sta in die Wohnung eingedrungen war.
    »Hallo!«, rief ihr der Ritter zu. »Überrascht?«
    Tapira lief dem Kriegskommandeur entgegen und strich ihm zärtlich mit der Hand über die Wange.
    »Wo warst du denn so lange? Ich wollte Olga schon selbst zum Thron bringen.«
    »Ich hab’s nicht eher geschafft.« Bogdan küsste ihre Hand. »Wartest du schon lange?«
    »Eine Ewigkeit.«
    »Ihr kennt euch?«, staunte Olga und sah die beiden völlig konsterniert an. »Galja?«
    Die Schwarzhaarige wandte sich nach der jungen Frau um: »Ich heiße Tapira. Bogdan ist mein Mann.«
    »Aber …« Olga stand mit offenem Mund da und verstand die Welt nicht

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