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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Mara?«
    »Warum bist du gekommen, wenn du ohnehin alles weißt?«
    »Ich …« Jana stockte. »Ich würde einfach gern verstehen …«
    »Verstehen?!« Mitara hob ruckartig den Kopf und durchbohrte die junge Frau mit zornfunkelndem Blick. »Du willst verstehen, wie beschissen es ist, eine Morjane zu sein? Ständig das Gefühl zu haben, dass alle dich für ein wildes Tier halten? Im besten Fall Angst vor dir haben und dich schlimmstenfalls verachten? Wir wurden künstlich erschaffen! Wir sind ein genetisches Experiment! Willst du wissen, wie erniedrigend das ist? Das kannst du niemals nachempfinden! Da müsstest du dir schon eine Kampfmontur anlegen!«
    Die schwarzen Augen der Morjane nahmen einen bedrohlichen Grünstich an, und Jana bereute es bereits, dass sie das Basiliskenauge in der Handtasche gelassen hatte. Doch Mitara beruhigte sich rasch wieder. Sie seufzte tief und widmete sich wieder ihren Fingernägeln. Jana atmete auf und versuchte sich zu konzentrieren.
    »Niemand hält euch für Tiere.«
    »Die Lizenzen für den Abschuss von Schwarzen Morjanen wurden vor dreißig Jahren abgeschafft«, erwiderte Mitara ruhig. »Der Mord an einem Wandelwesen gilt aber nach wie vor nicht als Verbrechen.«
    »Nur dann nicht, wenn der Mord zum Selbstschutz begangen wurde.«
    »Man braucht eine Morjane nur bis zur Weißglut reizen, dann legt sie instinktiv ihre Kampfmontur an«, entgegnete Mitara mit einem bitteren Grinsen. »Und schon hat man einen hübschen Vorwand für den Mord. Dein Freund ist ja auch gleich zu den Erli gerannt und hat ihnen den Kopf meiner Freundin verkauft. Das Gift und die Hörner.«
    Jana verlor die Geduld. »Jetzt reicht es aber wieder mit dem Gejammer! Wenn alles so schlimm ist, dann schneide dir doch die Pulsadern auf, verdammt!« Mitara sah die junge Frau völlig verdutzt an. »Ich bin nicht hergekommen, um mich von dir vollheulen zu lassen!«
    »Sondern?«
    »Das werde ich dir sagen!« Jana griff sich einen der Stühle, setzte sich Mitara direkt gegenüber und sah ihr scharf in die Augen. »Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird! Santiago will Bogdan töten, Cortes will Geld verdienen, und Artjom will Olga retten, aber keiner interessiert sich dafür, was eigentlich dahintersteckt. Weswegen hat der Kriegskommandeur diese wahnwitzige Aktion mit dem verbotenen Arkan überhaupt angefangen? «
    »Wegen Tapira.«
    »Wegen …« Jana stockte und sah Mitara ungläubig an. »Wegen einer Schwarzen Morjane?«
    »Seltsam, nicht wahr?« Mitara stellte das Fläschchen mit der Grundierung beiseite und schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht. »Sie sind schon seit vielen Jahren zusammen.«
    »Ein Ritter des Ordens und eine Schwarze Morjane?«
    »Wir dachten eigentlich auch, dass wir nicht zur Liebe befähigt seien, genauso wenig, wie man uns lieben kann. Wir dachten, wir seien zur Einsamkeit verdammt. Aber …« Mitara seufzte. »Bei den beiden ist es offensichtlich anders. Tapira erkennt Bogdan auch dann noch, wenn sie die Kampfmontur angelegt hat. Sie können einander spüren und lieben sich.«
    »Ein Ritter und eine Morjane«, flüsterte Jana kopfschüttelnd. »Aber was hat das Traumarkan damit zu tun?«
    »Morjanen bekommen nur selten Kinder«, begann Mitara etwas umständlich, doch Jana dämmerte sofort, worauf die Sache hinauslief. »Und wenn sie Kinder bekommen, dann werden es immer Mädchen, die auch wieder Schwarze Morjanen sind, egal, wer der Vater ist.«
    »Dann ist Tapira also schwanger!«, schlussfolgerte Jana.
    »Und Bogdan möchte, dass ihr Kind ein Tschud wird«, ergänzte Mitara. »Er wünscht sich sehnlichst einen Sohn, der im Herrscherhaus Tschud aufgenommen wird und zur Elite der Verborgenen Stadt gehört.«
    »Wird er das Arkan bitten, aus Tapira eine Tschudenfrau zu machen?«
    Die Morjane schüttelte den Kopf: »Der Embryo ist bereits ausgebildet, und das Arkan erfüllt nur einen Wunsch. Er wird darum bitten, dass sein Kind ein Tschud wird.«

KAPITEL ZWÖLF
    Moskau, Sperlingsberge
Samstag, 16. September, 16:49 Uhr
     
     
    Gleb Kusmin – mit Spitznamen Kusma genannt – arbeitete bereits seit acht Jahren als Händler auf den Sperlingsbergen. Schon als Student war er mit seinen Kommilitonen zur Aussichtsplattform gefahren, um sich mit der »Betreuung« der Touristen etwas dazuzuverdienen. Er verkaufte Anstecker und Souvenirs, wechselte Geld, und allmählich wurde diese Tätigkeit zu seiner Haupteinnahmequelle. Kusma vernachlässigte das Studium, schaffte sich einen eigenen

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