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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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mehr. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Die Irren, meine Liebe«, sagte die Morjane dämonisch grinsend, »sind näher als du denkst.«
    »Was für Irre denn?«, erkundigte sich der Kriegskommandeur. »Bring sie nicht völlig durcheinander, Liebste, wir haben wenig Zeit.« Bogdan zog eine Leine hervor – ein Ruhigstellungs-Artefakt – und warf sie geschickt um Olgas Hals. Der jungen Frau wurde augenblicklich schummrig vor Augen. »Der Wagen steht unten, wir müssen uns beeilen.«
    Bar Rennsemmel
Moskau, Bolschaja-Dmitrowka-Straße
Samstag, 16. September, 16:10 Uhr
     
     
    Nun konnte er nur noch warten.
    Santiago hatte sich längst eine kritische Dosis von Gonzos Turbokaffee einverleibt und schwenkte nun zerstreut ein Glas Cognac.
    Was verstehst du schon von Freundschaft, Naw? Die Worte des Kriegsmeisters hallten immer noch nach.
    Der Hang der Tschuden zum Pathos amüsierte den Kommissar. Hochtrabende Phrasen, theatralische Gesten, Stolz und Ehre. Bestimmt hatte der Trottel le Sta sein Wort gegeben, nicht auszuplaudern, woher er die Regeln des Traumarkans kennt. Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als es zu verraten, obwohl er genau wusste, dass das seinen Tod bedeutet. Seine Ehre ging ihm über alles. Und im Moment sah es tatsächlich so aus, als wäre dem Kriegskommandeur allein seine Ehre geblieben. Und eine Freundschaft, um derentwillen der Kriegsmeister de Geer nun bestimmt für einigen Wirbel in der Verborgenen Stadt sorgen würde.
    Santiago nahm einen kleinen Schluck und genoss die Wärme, die der bernsteinfarbene Weinbrand in seinem Körper verströmte.
    Mag schon sein, dass ich wenig von Freundschaft verstehe, sinnierte der Kommissar, aber eines weiß ich gewiss: Wahre Freundschaft müsste über eitlen Wünschen stehen. Ob es eine solche Freundschaft überhaupt gibt?
    Das Mobiltelefon, das auf dem Tresen lag, begann zu vibrieren und summte eine leise Melodie. Santiago trank ohne Eile seinen Cognac aus und nahm den Anruf entgegen.
    »Gibt’s was Neues?«
    »Kommissar, hier ist Tamir Cannabis.« Die Stimme des Schatyren klang aufgeregt. »Es sieht so aus, als sei die junge Frau jetzt an den Zielort verbracht worden. Sie befindet sich nunmehr seit zehn Minuten an ein und derselben Position.«
    »Und wo?«
    »Auf den Sperlingsbergen!«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Santiago grinsend. »Ein passender Ort.«
    »Wir sind noch nicht ganz fertig«, setzte Cannabis geschäftig hinzu. »Domingo analysiert gerade die Energieströme, die dort aktiv sind.«
    »Schweres Geschütz?«
    »Nicht ohne. Nach meiner Einschätzung …« Der Schatyr verstummte kurz. »Domingo ist gerade fertig geworden, er soll Ihnen selbst berichten.«
    »Kommissar?«, meldete sich der zweite Analytiker.
    »Lass hören.«
    »Der Ort, an dem sich die junge Frau befindet, wird von einem Salamanderring der 4. Kategorie abgeschirmt. Allem Anschein nach wurde ein sehr wirkungsvolles, selbstaufladendes Artefakt aktiviert. Ihr Gegner ist gut gerüstet.« Ein so mächtiger Schutzzauber konnte jeden Magier zu Asche verbrennen, sogar den Kommissar. »Haben Sie Ihren Computer bei der Hand?«
    »Selbstverständlich.«
    Santiago klappte sein kleines Notebook auf, das innerhalb weniger Sekunden automatisch eine Verbindung zum Rechner der Vegasianer aufbaute.
    »Ich zeige Ihnen die Konfiguration des Schutzfeldes und den ungefähren Standort des Artefakts«, sagte der Analytiker.
    Santiago hörte das Klappern der Tastatur und dann einige unterdrückte, unverständliche Flüche.
    »Was haben Sie gesagt, Domingo?«
    »Ähm … Leider schaffen wir es nicht, den Salamanderring zu deaktivieren. Tut mir leid.«
    Der Kommissar schmunzelte: Den beiden Vegasianern bereitete es eine diebische Freude, Artefakte zu knacken und aus der Ferne zu deaktivieren, doch es gelang eben nicht immer.
    »Macht nichts. Sie haben mehr getan, als ich erwartet hatte.« Santiago betrachtete aufmerksam die schematische Darstellung, die auf dem Bildschirm seines Notebooks erschienen war. »Ist das alles?«
    »Keineswegs«, erwiderte Domingo beflissen, und auf dem Monitor erschien ein neues Bild. »Ich habe diesen Ort gescannt. Innerhalb der letzten drei Wochen hat sich dort ein gigantisches Energiepotenzial aufgebaut. Die Konzentration ist immens.«
    »Können Sie die Auswirkungen einer Freisetzung in etwa beziffern?«
    »Die Freisetzung der gesamten akkumulierten Energie auf einen Schlag dürfte die durchschnittliche Abgabe einer Magischen Quelle um das Acht- bis Neunfache

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