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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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spät.«
    »Aber wieso das Ganze, Galja? Was habt ihr mit mir vor?«
    »Du wirst als Opfer dargebracht.«
    »Aber warum ich? Was habe ich denn getan?«, fragte Olga mit zitternden Lippen.
    »Wir haben die geeignetste Kandidatin ausgewählt. Pech, dass es ausgerechnet dich erwischt hat. Tut mir leid.«
    »Alles klar bei dir?«, erkundigte sich Bogdan. Er trug bereits den bodenlangen Kommandeursmantel mit dem breiten Gürtel und legte sich gerade mit beiden Händen die Ritterkette mit dem massiven Medaillon um. »Brauchst du Hilfe?«
    »Nein.« Tapira wandte sich entschlossen zu Olga um. »Folge mir.«
    Von der Plattform, auf der der Lincoln geparkt war, führte eine schmale Holztreppe zum Runenkreis auf dem Thron der Kraft hinauf. Als Olga oben ankam, blieb sie schlagartig stehen und selbst die Leine , an der die Morjane heftig zog, konnte sie zunächst nicht zum Weitergehen bewegen. Der jungen Frau stand das blanke Grauen im Gesicht.
    Der Thron der Kraft bestand aus einem kreisrunden, mit schwarzen Steinplatten ausgelegten Plateau. Die spiralförmig darin eingravierten Runen schimmerten gespenstisch im Lichte dreier Fackeln. Mal glühten sie rot wie heißes Blut, mal verblassten sie zu gelb, mal wirkten sie schwarz wie zähflüssiges Pech. Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste waren die Hände. Am Rand des Plateaus ragten zahlreiche abgehackte Hände empor, wie die Hände Ertrinkender aus einem Moorloch. Und sie bewegten sich gruselig. Mal griffen sie mit ihren blutverschmierten Fingern krampfhaft ins Leere, mal ballten sie sich zu Fäusten. Olga wurde schlecht.
    »Komm schon weiter!«
    »Ich muss gleich kotzen.«
    »Unsinn.«
    In der Mitte des Plateaus ließ Tapira die geschockte junge Frau geschickt über ihr Bein fallen und legte sie rücklings auf dem kalten Steinboden ab. Olga spürte, wie sich Stricke um ihre Hand- und Fußgelenke legten und ihre Gliedmaßen auseinanderzogen. Tapira prüfte den Sitz der Fesselung und nahm Olga die überflüssig gewordene Leine ab.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange.« Die Morjane schnitt Olga die Kleider vom Leib und legte die Fetzen auf einem Haufen zusammen. Dann kniete sie sich neben ihr hin und strich mit dem Finger über die schwarze Perlenkette. »Verzeih mir, meine Freundin.«
     
    »Der Kommissar hat doch gesagt, dass wir nicht zu nahe an die Aussichtsplattform ranfahren sollen!«, nörgelte Domingo.
    »Mach ich doch auch nicht!«, maulte Tamir Cannabis. »Oder siehst du hier irgendwo die Aussichtsplattform? Die ist noch einen Kilometer entfernt, mindestens.«
    »Hast du keine Augen in deinem Gipskopf? Die Plattform ist dort hinter den Sträuchern!«
    Der Schatyr schaltete den Motor des Chevrolet Caravan ab und wollte gerade den Mund aufmachen, um zurückzugiften, doch in diesem Augenblick klingelte das Mobiltelefon. Domingo schnitt eine schadenfrohe Grimasse und nahm das Handy aus der Halterung.
    »Las Vegas.«
    »Seid ihr schon vor Ort?«
    Als er Santiagos Stimme hörte, wurde Domingos Gesichtsausdruck schlagartig ernst.
    »Jawohl, Kommissar. Wir bereiten jetzt unsere Ausrüstung vor.«
    »Ich werde auch bald da sein«, verkündete Santiago und legte auf.
    Cannabis zog den Zündschlüssel ab und stieg aus. Der Minivan der Vegasianer war nach dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet: diverse Bildschirme und Rechner, Modems, Satellitenanlage. Der kompakte Wagen diente als mobiler Kommandostand und war zur Tarnung in den Farben des Fernsehsenders NTW lackiert. Wegen einer Parabolantenne am Dach eines TV-Übertragungswagens würde wohl kaum jemand Verdacht schöpfen – zumal die Vegasianer astreine Presseausweise dabeihatten.
    »Tamir, wo ist mein Brötchen?!«, nölte Domingo, der noch im Auto saß. »Gib’s zu, du hast es aufgefressen, du Gierhals!«
     
    »Bleib hier stehen«, befahl Kornilow.
    Schustow parkte den 9er Lada am Straßenrand. Sie standen etwa vierhundert Meter vor den Sperlingsbergen und auf der stark befahrenen Kosygin-Straße rauschten die Autos an ihnen vorbei.
    Der Major griff nach seinem Mobiltelefon und tippte eine Nummer ein: »Hier ist Kornilow. Wir sind da. … Gut, wir halten uns bereit.« Andrej steckte das Handy in die Tasche zurück und nahm eine bequemere Sitzposition ein. »Wir müssen warten.«
    »Komisch«, brummte Sergej, nachdem er den Motor abgestellt hatte. »Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte ich diese Situation schon einmal erlebt.«
    Kornilow erwiderte nichts und zog eine Zigarette aus der frisch

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