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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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geöffneten Packung heraus.
    Schustow blies die Backen auf und seufzte. »Außerdem sagt mir mein Gefühl, dass wir jetzt eine Zeit lang hier sitzen und weiß der Geier worauf warten werden. Und dass wir dann plötzlich losfahren und im Handumdrehen die Ritualmorde aufklären. Genau wie wir damals den Vivisektor-Fall aufgeklärt haben.«
    Kornilow hatte ein Gespräch in dieser Art kommen sehen und deshalb nur Sergej zu dem Einsatz mitgenommen. Die beiden bildeten schon seit vielen Jahren ein Team, und Andrej schätzte die Loyalität seines Stellvertreters. Ihm war klar, dass er Schustow früher oder später alles erzählen musste, er wusste nur nicht, womit er anfangen sollte. Der Major zündete seine Zigarette an und blies den Rauch durchs geöffnete Beifahrerfenster.
    »Sergej, unser Ritualmörder ist weder ein Psychopath noch ein gewöhnlicher Irrer. Er schlachtet seine Opfer nicht deshalb ab, weil er zu viele Gewaltvideos gesehen hat oder einer satanistischen Sekte verfallen ist. Er weiß ganz genau, was er tut.« Kornilow inhalierte tief, drehte den Kopf und sah dem Kapitän direkt in die Augen. »Er ist ein Zauberer.«
    Schustow dachte einige Sekunden lang über das erstaunliche Statement seines Chefs nach, dann fragte er vorsichtig: »Du meinst, so eine Art Geistheiler oder Hellseher? «
    Der Major schüttelte den Kopf.
    »Nein. Er ist ein Zauberer. Ein echter Magier. Er kann Dinge bewirken, die wir gemeinhin als Wunder bezeichnen. Die Menschenopfer benötigt er für einen Zauber.«
    Schustow wandte sich ab und trommelte mit den Fingern gegen das Lenkrad. »Aha. Der Typ bildet sich also ein, dass ein Wunder oder sonst ein Hokuspokus geschieht, wenn er diese Leute ermordet … Verstehe.«
    Mit dieser Version hätte Sergej sehr gut leben können, doch Kornilow war nun fest entschlossen, seinen Stellvertreter mit der unbequemen Wahrheit zu konfrontieren.
    »Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, Sergej. Unser Mörder ist ein echter Zauberer. Und wenn er sein letztes Opfer tötet, geschieht tatsächlich ein Wunder.«
    »Andrej«, gab Sergej äußerst milde zurück. »Du weißt, welch großen Respekt ich für dich empfinde. Du bist mein Boss, und auch wenn du mal nicht so ganz richtig tickst, bist du immer noch mein Boss, und ich werde so lange tun, was du mir anschaffst, bis man dich in der Zwangsjacke aus dem Präsidium schleift. Aber …«
    »Kein Aber, Sergej«, unterbrach ihn Kornilow schroff. »Ich meine das in vollem Ernst.«
    »Und von wem hast du diese grandiose Einsicht? Du weißt, ich bin kein neugieriger Typ, aber es würde mich schon interessieren, wer Polizisten solche Hirngespinste in den Kopf setzt.«
    »Man hat mich während des Vivisektor-Falls eingeweiht. « Andrej warf die Kippe aus dem Fenster und nahm sofort die nächste Zigarette aus der Schachtel. »Unter den Bewohnern dieser Stadt gibt es echte Zauberer. «
    Sergej horchte auf, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Ermittlungen im Vivisektor-Fall waren in der Tat unter mysteriösen Begleitumständen vonstattengegangen: die zeitgleiche Häufung von Schießereien am helllichten Tag, sonderbare Zeugen, der unerklärliche Diebstahl von Beweismitteln, das plötzliche Interesse des Majors an rätselhaften Begebenheiten und – quasi als Sahnehäubchen – Leute, die aus heiterem Himmel auf der Straße auftauchten, um dann wieder spurlos zu verschwinden. Letzteres hatte Schustow mit eigenen Augen gesehen. Doch er ließ diese bizarren Ereignisse damals nicht an sich heran, sondern verdrängte sie und beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er ein Opfer gewöhnlicher Hypnose geworden sei. Jetzt holte ihn die Vergangenheit wieder ein.
    »Damals, in der Bolschaja-Moltschanowka-Straße, haben wir gesehen, wie Leute aus dem Nichts aufgetaucht sind«, erinnerte sich der Kapitän.
    »So etwas nennt sich Portal. Teleportation.«
    »Und das gibt es tatsächlich?«
    »Du hast es doch gesehen.«
    »Stimmt. Ich habe es gesehen.« Schustow linste argwöhnisch zu seinem Chef. »Und, gibt es viele Zauberer unter uns?«
    »Mehr als genug«, antwortete Kornilow. »Aber nicht alle sind Menschen.«
    »Wie meinst du das?«, begann Sergej, doch schon im nächsten Moment besann er sich und setzte nur hinzu: »Serebrjanz.«
    »Du hast’s erfasst«, bestätigte Andrej. »Der Professor liegt richtig mit seiner Theorie. Er hat nur keine Beweise dafür.«
    »Das ist ganz schön starker Tobak, was du mir da erzählst«, seufzte Schustow.
    »Stimmt«,

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