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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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ihr zwei!«
    »Hallo!«
    »Seid ihr allein?«
    »Ja, und du?«
    »Ich bin mit Sergej, Viktor und Wladimir hier. Sie sind dort drüben in der Allee. Schließt ihr euch an?«
    »Klar. Gern.«
    Kurz darauf verließen die drei Grazien den Springbrunnenteich und mischten sich mit gleitenden Schritten unter die Passanten des Gorki-Parks.
    Bar Rennsemmel
Moskau, Bolschaja-Dmitrowka-Straße
Freitag, 15. September, 23:01 Uhr
     
    »Ich liege also … hick … unter dem Bett und sehe ihr dabei zu, wie sie mit ihren … hick … langen Beinen meine Klamotten unter das Dings schiebt.«
    »Unter das was?«, fragte Christophan mit seinem krachenden Bass.
    »Unter das … hick … Bett. Glaube ich.«
    »Kannst du dich nicht mehr erinnern?«
    »Im Moment nicht mehr so richtig«, gab Artjom zu. »Jedenfalls hatte Linda nur noch ihre … hick … Pumps an.
    »Cool«, befand der Panopt und beobachtete zufrieden, wie Gonzo ihm Cognac nachschenkte. »Und was ist dann passiert?«
    »Schritte vor der Tür … hick … wie ein Todesurteil. Und Linda flüstert: ›Liebster, hab ich auch nichts vergessen?‹ Und ich schaue und finde mein … hick … Pistolenholster nicht. Ich überlege, was ich tun soll: Mich erschießen oder … hick … die Ringe zählen.«
    »Was für Ringe denn?«, wunderte sich Christophan. Trotz seines erheblichen Alkoholpegels achtete der Panopt auch auf Kleinigkeiten.
    »Na, diese …« Artjom fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht und versuchte gleichzeitig festzustellen, wie viele Finger er sah. »Ich meine, bildlich gesprochen. «
    »Ach so …«
    »Linda wirft mir noch schnell die Überdecke drüber und … hick … in dem Moment kommt Waldemar Balota rein, der Magister. Ihr Herr Gemahl.«
    »Und, hattest du Schiss?«
    »Ich … hick … wieso?«
    »Du musst doch eine Scheißangst gehabt haben«, lachte der Panopt. »Der Ritter kommt rein und du – in flagranti bei seiner Alten.«
    »Ich? Angst? … hick … Wieso, ich war doch unter dem Bett, und unter … hick … der Decke.«
    Christophan schüttete den Cognac in seinen riesigen Schlund und wischte sich mit dem Handrücken den Bart ab.
    »Und wie bist du da unten wieder rausgekommen?«, fragte er neugierig.
    »Na ja, als der Herr … hick … Magister ins Bach…« Artjom brachte das Wort nicht heraus und versuchte krampfhaft, sich zu konzentrieren. »Als er ins Bach… Bach…, egal, als er eingeschlafen ist, habe ich ein Portal aufgebaut und mich verkrümelt – von dort.«
    Abermals ließ das donnernde Gelächter des Panopten die Bar erzittern.
    »Ihr seid schon komische Geschöpfe, ihr Humos«, amüsierte er sich mit Tränen in den Augen. »Um eine Frau zu kriegen, ist euch kein Risiko zu groß. Trinken wir auf die Frauen?«
    »Auf die Frauen?«, echote Artjom und sah sich hilfesuchend nach seinem Kompagnon um. »Trinkst du auf die Frauen, Cortes?«
    »Später«, murmelte der Söldner, der mehr liegend als sitzend über dem Tresen hing. »Ich muss Pause machen.«
    »Auf die Frauen!«, trompetete Christophan und sah seinen Zechgenossen erwartungsfroh an.
    Artjom blieb nichts anderes übrig, als sein Glas zu erheben. Das Besäufnis dauerte bereits zweieinhalb Stunden.
    Aufgrund seiner größeren Erfahrung hatte Cortes den Promilleangriff auf den Panopten eröffnet: Er fing ein Gespräch mit ihm an, stellte ihm Artjom vor, und unterhielt ihn dann mit dem neuesten Boulevardtratsch und schlüpfrigen Witzen. Dabei vernichteten die beiden vier Flaschen Cognac. Artjom hielt sich unterdessen im Hintergrund, flanierte meist durch die Bar und plauderte zwanglos mit anderen Gästen. Doch dabei behielt er Cortes stets im Auge, und als er bemerkte, dass dieser auf seinem Barhocker bedrohlich zu schwanken begann, war er sofort zur Stelle und übernahm den Staffelstab.
    Er verfrachtete seinen lallenden Partner auf den Nachbarhocker, nahm seinen Platz neben Christophan ein und setzte den exzessiven Umtrunk fort. Mittlerweile hatte er über ein Dutzend Trinksprüche hinter sich gebracht. Doch Christophan dachte überhaupt nicht daran, betrunken zu werden.
    »Ihr Humos seid im Grunde beneidenswert«, sagte der Panopt und schob sein leeres Glas zur Seite. »Die Frauen stehen auf euch, obwohl ihr zwergenhaft klein, zerbrechlich und schwach seid. Jedenfalls im Vergleich zu uns Panopten.« Zur Veranschaulichung donnerte Christophan seine melonengroße Faust auf den Tresen, und Gonzo zog den Kopf ein, als hinter ihm Gläser und Flaschen klirrten. »Könnt ihr mir verraten,

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