Das Opfer
was euch für die Frauen so attraktiv macht?«
»Unsere Unbeschwertheit. Wir sind immer locker drauf«, verkündete Cortes mit geschlossen Augen und ohne den Kopf vom Tresen zu heben.
»Hä?«
»Hör nicht auf ihn«, intervenierte Artjom. »Entscheidend ist … hick … die richtige Ansprache. Eine Frau will umworben sein. Du musst ihr deine Gefühle zeigen.«
»Das ist mir schon klar«, erwiderte Christophan. »Aber wie stelle ich das an?«
»Ganz einfach. Du musst sie davon überzeugen, dass sie die Einzige für dich ist.«
»Und die anderen Frauen?«
»Die musst du … hick … vorübergehend vergessen.«
»Vergessen? Hm …« Der Panopt sah den jungen Söldner verständnislos an. »Na, wenn du meinst. Und wie kann ich eine Frau davon überzeugen, dass sie die Einzige für mich ist?«
Artjom ahnte, wo der wunde Punkt des im Grunde sanften, ja sensiblen Riesen lag, und erkannte die einmalige Chance, diese Schwäche für seine Zwecke zu nutzen.
»Ganz unter uns, Christophan, hast du Probleme mit Frauen?«
»Na ja …« Der Hüne wurde verlegen. »Es kann ja nicht schaden, Erfahrungen auszutauschen.«
»Christophan …« Artjom wollte dem Panopten den Arm um die Schulter legen, doch als er bemerkte, dass er dazu auf den Barhocker steigen müsste, beschränkte er sich darauf, ihm mit der Hand den mächtigen Unterarm zu tätscheln. »Mit mir … hick … kannst du offen reden. Wir sind doch Freunde.«
»Und du erzählst es auch niemandem?«
»Ich schwör’s dir beim Schlafenden.«
»Ich bin schüchtern«, gestand der Gigant mit einem Seufzer und wurde rot.
Cortes kicherte grunzend, doch Christophan bemerkte es zum Glück nicht.
»Schüchternheit ist kein Beinbruch.« Artjom trank einen Schluck Leitungswasser, um endlich den lästigen Schluckauf loszuwerden, dann setzte er fort: »Ich erklär’s dir an einem praktischen Beispiel: Nehmen wir unseren Freund Cortes, er hat …«
Der junge Söldner stockte, da er einen schmerzhaften Tritt gegen das Schienbein verpasst bekam. Cortes machte sich offenbar Sorgen um seine Privatsphäre. Doch Artjom ließ sich nicht beirren. Er wusste jetzt, wie er den Panopten weichklopfen konnte.
»Was hat er denn nun, unser Freund Cortes?«, drängte Christophan.
»Ich habe eine Idee!«, jubelte Artjom und schlug dem Panopten mit aller Kraft auf den Rücken.
»Was denn, was denn?«, fragte Christophan und sah seinen Gesprächspartner verwirrt an.
»Du kannst etwas tun, was dir die Augen öffnen wird, und gleichzeitig hilfst du damit einem netten Humo. Einverstanden?«
»Nicht alle Humos sind nett«, gab der Panopt zu bedenken.
»Und Cortes?«
»Cortes?« Christophan betrachtete den Söldner, der kein Lebenszeichen von sich gab. »Der ist schon in Ordnung. Nur ein bisschen still.«
»Cortes hat ein Problem, Christophan«, verkündete Artjom ernst. »Und zwar im Grunde dasselbe wie du. Er hat sich in eine Frau verliebt und schafft es nicht, ihr seine Gefühle zu zeigen.«
»Du hattest doch behauptet, dass das nicht schwierig ist«, wunderte sich der Panopt.
»Das kommt ganz auf die Umstände an. In diesem Fall ist es ziemlich verzwickt. Cortes möchte seiner Liebsten beweisen, dass sie ihm mehr bedeutet als alles andere auf der Welt. Und nur du, Christophan, kannst ihm dabei helfen.«
»Und wie?«, erkundigte sich der Panopt ergriffen.
»Die Sache ist die: Diese Frau hat morgen Geburtstag, und Cortes braucht ein Geschenk für sie. Aber nicht irgendein Geschenk, sondern etwas Besonderes, etwas Einmaliges.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Hast du nicht jede Menge vergrabene Schätze an der Hand?«
»Schon.«
»Und du weißt doch, was dort vergraben ist.«
»Sicher.«
»Dann such irgendetwas Außergewöhnliches für Cortes’ Liebste aus.«
Auf dem Gesicht des Panopten erschien ein breites Grinsen: »Und wen liebt Cortes?«
»Jana.«
»Kenne ich sie?«
»Spielt doch keine Rolle. Wenn du willst, stellen wir sie dir vor. Aber hilf uns, Christophan!«
Der Panopt kraulte nachdenklich seinen buschigen Bart: »Da würde mir schon etwas einfallen. Ein edles Stück, absolut einzigartig – also genau das Richtige für seine Angebetete.«
»Fantastisch, Christophan, besorg uns das Teil!«
Die Söldner hielten den Atem an. Der Panopt begann zu grübeln. Er verdrehte die Augen, knetete rastlos seine Unterlippe und leerte ein weiteres Glas Cognac. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das kann ich nicht machen.«
»Warum?«
»Die Standesregeln. Diebstahl aus
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