Das Opfer
einem Schatz wäre ein schweres Vergehen.«
»Wieso denn Diebstahl? Ihr dürft doch einen Teil der Schätze verkaufen.«
»Sofern es zum Lebensunterhalt nötig ist, ja. Aber dabei müssen wir bestimmte Regeln einhalten. Randessteg… Standesregeln. Und die sind sehr streng.«
Cortes lebte auf, als er die ersten Artikulationsschwierigkeiten bei dem Panopten bemerkte. Doch er mischte sich nicht ins Gespräch ein und überließ es seinem Partner, das heiße Eisen weiterzuschmieden.
»Ich habe Respekt vor Regeln aller Art«, log Artjom. »Zumal wenn es sich um Standesregeln handelt. Doch diese Regeln erlauben es euch doch prinzipiell, einen Teil der Sachen zu veräußern. Und wir würden dir das Schmuckstück mit Vergnügen abkaufen. Was ist es denn eigentlich?«
»Ein Diadem«, antwortete der Panopt mechanisch.
»Und wie viel würde es kosten?«
»Ich habe doch genug Geld!«, wehrte Christophan ab.
»Dann hast du eben noch mehr!«
»Brauche ich aber nicht.«
»Christophan, überleg’s dir nochmal. Das Glück unseres Freundes liegt in deinen Händen. Kennst du den Eigentümer des Schatzes?«
»Der ist schon lange tot.«
»Na, siehst du! Früher oder später würdest du das Diadem doch ohnehin verkaufen, warum dann nicht jetzt gleich?! Es ist wirklich dringend, Christophan! Cortes ist schon seit einem Monat völlig verzweifelt, weil ihm nichts einfällt. Kannst du dir vorstellen, was er durchmacht? «
»Also meinetwegen«, erbarmte sich der Panopt und stieß plötzlich einen lauten Rülpser aus.
Artjom sah ihn besorgt an, und Cortes hob hoffnungsfroh den Kopf.
»Ich glaube, ich habe ein bisschen zu viel erwischt, Freunde.« Christophan kletterte mühsam von seinem Barhocker und sah sich um. »Dort drüben war doch letztes Mal die Toilette …«
»Sie ist dort hinten«, sagte Cortes und wies ihm mit ausgestrecktem Arm den Weg.
»Bestellt mir was zu trinken«, bat der Panopt. »Ich bin gleich wieder da.«
Beim Losgehen warf Christophan den Barhocker um und steuerte dann mit leeren Augen die Toilette an.
»Wir haben ihn so weit!«, triumphierte Cortes, als er dem schwankenden Riesen nachsah. »Wir haben’s geschafft, Artjom.«
»Ich hab dir ja gesagt, dass es … hick … klappt.«
»Super!« Cortes rieb sich die Hände. »Wo ist dein Promilleblocker XXL ?«
»Hier.«
Artjom legte das Röhrchen auf den Tresen. Cortes schüttete geschäftig einige Tabletten in seine Hand und schluckte sie, ohne etwas nachzutrinken.
»Nimm du auch welche, wir brauchen einen klaren Kopf.«
»Ich kann nicht«, wehrte Artjom angewidert ab. »Ich bringe beim besten Willen nichts mehr runter.«
»Schwächling.« Der zu neuem Leben erwachte Cortes winkte dem Barkeeper. »Gonzo, noch drei Cognac!«
»Heben wir noch einen?«, erkundigte sich Christophan, der gerade zurückkam und wieder auf seinen Barhocker kletterte.
»Logo!«, bestätigte Cortes euphorisch. »Wir sind doch nicht zum Spaß hier!«
»Hattest du nicht schon geschlafen?«
»Ach was, ich war nur etwas abgespannt.«
Zur Bestätigung klopfte sich der Söldner mit der Faust auf die Brust und entließ dabei mit einem lauten Uff einen Schwarm bunter Seifenblasen aus seinem Mund.
»Was ist denn jetzt los?«
Artjom und Christophan starrten Cortes mit großen Augen an. Die bunten Kugeln tanzten lustig vor Cortes’ Gesicht und stiegen dann allmählich zur Decke empor. Der Panopt streckte den Arm aus und brachte eine davon mit dem Zeigefinger zum Platzen.
»Seifenblasen?«
»Wie hast du das gemacht?«, staunte Artjom.
»Wieso ich?«
Cortes sah seinen Partner böse an und machte abermals uff . Diesmal quoll eine ganze Wolke überdimensionaler Seifenblasen aus seinem Mund. Die in allen Farben des Regenbogens schimmernden Kugeln schwebten durch das Lokal, und die Gäste applaudierten.
»Cool!«, trompetete Christophan. »Darauf trinken wir!«
Die Zechgenossen leerten die Gläser.
»Wo hast du die Tabletten her?«, fragte Cortes grimmig.
»Sagte ich dir doch, von Bidjar.«
»Und wie viel hast du dafür bezahlt?«
Artjom spielte verlegen mit seinem leeren Glas herum und schaute in die Luft. Dann winkte er dem Barkeeper.
»Gonzo, wir verdursten!«
»Wie viel hast du bezahlt?«, beharrte Cortes.
»Gar nichts«, gestand Artjom und vermied es dabei, seinem Partner in die Augen zu schauen. »Er hat sie mir umsonst gegeben und mir sogar einen Rabatt auf das Basiliskenauge gewährt. Das Präparat ist … ähm … noch in der Erprobungsphase.«
»Ich bring dich
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