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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Cortes, der es sich auf der Eckbank gemütlich gemacht hatte. »Ach übrigens – weiß das Mädel von der Verborgenen Stadt?«
    »Nein.«
    »Warum trägt sie dann eine magische Halskette?«
    Ein kurzer Blick auf Olga hatte dem Söldner genügt, um die Quelle der magischen Energie zu orten.
    »Vielleicht ein Erbstück von ihrer Großmutter?«, scherzte Jana. »Lasst erst mal hören, was ihr gestern getrieben habt. Ihr wart den ganzen Abend wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Gestern?« Artjom sah seinen Kompagnon alarmiert an. »Öhm – alles Mögliche, nichts Besonderes.«
    Cortes nickte eifrig und trank einen kleinen Schluck Kaffee. Daraufhin machte er plötzlich hick und produzierte dabei eine kleine Seifenblase, die gemächlich über den Küchentisch segelte.
    »Das hat er heute schon zum zweiten Mal«, staunte Jana, die der schimmernden Kugel ungläubig hinterherblickte. »Sobald er irgendwas trinkt, blubbert’s aus ihm heraus.« Die Söldner schwiegen betreten. »Ihr müsst doch zugeben, dass das alles ein bisschen seltsam ist: Ihr seid den ganzen Abend verschollen, dann klingelt ihr mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett und bringt mich in die Wohnung irgendeines Mädels, wo sich dann herausstellt, dass der eine dringend frische Klamotten braucht, während der andere Seifenblasen spuckt. Ihr seid schon ein drolliges Gespann.« Die junge Frau sah die beiden Söldner scharf an. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Artjom wird’s dir erklären«, sagte Cortes kleinlaut und nippte vorsichtig an seinem Kaffee.
    Jana wandte sich zu Artjom: »Ich höre.«
    »Wir haben uns gestern in der Rennsemmel betrunken«, gestand der junge Söldner. »Danach haben wir uns in der Stadt herumgetrieben, und ich habe diese Olga vor einer Schwarzen Morjane gerettet.«
    »War sie denn mit euch unterwegs?«
    »Nein, ich habe sie zufällig in einem Park getroffen. Und die Morjane habe ich getötet.«
    »Es war also Notwehr?«
    »Ja.«
    »Und Cortes hat dabei zugesehen?«
    »Er … ähm«, druckste Artjom herum und sah hilfesuchend seinen Kompagnon an, der mit finsterer Miene einen Kaktus am Fensterbrett anstarrte. »Er war nicht einsatzfähig. Ich hatte ihm ein Präparat verabreicht, das ununterbrochen Seifenblasen aus ihm sprudeln ließ. Das ist Bidjars Schuld – das Zeug ist noch in der Erprobungsphase. «
    »Wer daran schuld ist, das klären wir noch«, drohte Cortes.
    Jana grinste überlegen: »Ihr verschweigt natürlich etwas, aber das stellen wir jetzt mal zurück. Warum hast du uns gerufen?«
    Artjom atmete erleichtert auf und erzählte seinen Freunden die wichtigsten Geschehnisse der vergangenen Nacht. Nur den Preis, den er für den Kopf der Morjane mit Bruder Lapsus ausgehandelt hatte, ließ er unerwähnt. Jana und Cortes hörten ihm aufmerksam zu, doch als er geendet hatte, sprach aus ihren Gesichtern bestenfalls höfliches Unverständnis.
    »Sei mir nicht böse, Artjom, aber ich habe immer noch nicht verstanden, warum du uns gerufen hast«, formulierte Jana ihren gemeinsamen Gedanken. »Das Mädel hat sich einen zwielichtigen Freund angelacht, der möglicherweise ein Bewohner der Verborgenen Stadt ist. Was haben wir damit zu tun?«
    »Das Problem ist, dass Artjom noch so jung ist«, kommentierte Cortes spöttisch. »Mit der Zeit wird er es sich abgewöhnen, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn nichts angehen.«
    »Ihr habt einfach nicht verstanden, worum es geht«, rechtfertigte sich Artjom. »Bei den gestrigen Ereignissen sind mir zwei Merkwürdigkeiten aufgefallen. Zum einen das Verhalten der Schwarzen Morjane. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich ursprünglich gar nicht angreifen wollte.«
    »Das gibt es nicht«, versetzte Cortes. »Eine Schwarze Morjane in Kampfmontur greift immer an.«
    »Eben, deshalb ist es ja merkwürdig«, setzte Artjom fort. »Ich glaube, dass die Morjane Olga eher bewacht hat, versteht ihr? Sie hat sie nicht verfolgt, sondern nur begleitet. Angegriffen hat sie erst, nachdem ich Olga eine geschmiert habe, um sie ruhig zu stellen.«
    »Du hast eine Frau geschlagen?«, entrüstete sich Jana.
    »Sie war hysterisch.«
    »Eine rein therapeutische Maßnahme«, sprang Cortes seinem Kompagnon bei.
    »Und erst danach hat dich die Morjane angegriffen? «
    »Genau.« Artjom hatte die Situation klar vor Augen. »Das Wandelwesen stand nur wenige Schritte von mir entfernt, kam jedoch nicht näher. Der Angriff erfolgte erst, als Olga versuchte, sich loszureißen und ich ihr eine gelangt

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