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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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habe.«
    »Vielleicht hat die Morjane das Mädel verfolgt, und du hast ihr die Beute weggeschnappt?«
    »Ausgeschlossen. Ich hatte schon Minuten vorher einen Schrei von Olga gehört, da war sie offenbar schon auf die Morjane gestoßen. In der Zwischenzeit hätte die Bestie sie leicht einholen und in Stücke reißen können, wenn sie denn gewollt hätte.«
    Cortes und Jana sahen einander ratlos an.
    »Und die zweite Merkwürdigkeit?«
    »Die Perlenkette«, antwortete Artjom. »Ich bin sicher, dass Olga von der Verborgenen Stadt absolut nichts weiß. Die Perlenkette hat ihr dieser Bogdan geschenkt. Da stellt sich natürlich die Frage – zu welchem Zweck?«
    »Ist das denn so wichtig?«, nörgelte Cortes achselzuckend.
    »Und wo ist dieser Bogdan jetzt?«, erkundigte sich Jana.
    »Er hat Olga gesagt, dass er geschäftlich verreist, und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht. Nach seinem Verschwinden hatte Olga übrigens das Gefühl, dass sie beschattet wird.«
    »Ein Bogdan, eine Perlenkette, eine Schwarze Morjane«, brummte Cortes nachdenklich und trank seinen Kaffee aus. »Vermutlich ist Olga aus irgendwelchen Gründen ins Visier eines Volks der Verborgenen Stadt geraten, und die behalten sie jetzt im Auge. Der Angriff der Morjane ist sicher nur ein Zufall.«
    »In welchem Park ist das passiert?«, fragte Jana.
    »Im Lustgarten.«
    »Weiße Morjanen gibt es in den Parks Lossiny Ostrow, Sokolniki und Ismailowo«, zählte die junge Frau auf. »Schwarzen Morjanen ist es dagegen generell verboten, sich in Kampfmontur im Kerngebiet der Stadt sehen zu lassen. Der Grüne Hof hat kein Interesse daran, sich ihretwegen Schwierigkeiten einzuhandeln und achtet darauf, dass die Wandelwesen sich auch daran halten. Das Auftauchen einer Schwarzen Morjane in einem zentralen Park ist sehr ungewöhnlich und außerdem ein Skandal. Ich finde nicht, dass man hier von einem Zufall sprechen kann.«
    »Ich sehe trotzdem keinerlei Zusammenhang«, widersprach Cortes und fügte grinsend hinzu: »Außerdem hat die Morjane für ihre Dreistigkeit ja teuer bezahlt. Apropos, Artjom, wie viel Kohle hast du den Erli für ihren Kopf abgeknöpft?«
    »Achtundzwanzigtausend.«
    »Respekt«, lobte Cortes die Geschäftstüchtigkeit seines Partners. »Ich hoffe doch sehr, dass du die Autositze nicht versaut hast.«
    »Wie könnte ich!«
    »Dann trink deinen Kaffe aus und lass uns irgendwo hinfahren, um das gute Geschäft zu feiern.«
    Cortes rieb sich die Augen und gähnte ausgiebig.
    »Und was machen wir mit Olga?«
    »Wenn sie dir gefällt, kannst du mit ihr machen, was du willst«, erwiderte der Söldner lapidar.
    »Sie fürchtet sich.«
    »Dann soll sie zu einem Arzt gehen und sich ein Antidepressivum verschreiben lassen.«
    »Sie ist in Gefahr«, beharrte Artjom.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Die Perlenkette, die Morjane, dieser seltsame Bogdan. Ich finde, dass wir Olga helfen müssen.«
    »Allein gegen Angehörige der Verborgenen Stadt steht sie auf verlorenem Posten«, pflichtete Jana bei.
    »Kann sie für unseren Beistand denn bezahlen?«, fragte Cortes.
    Artjom legte die Stirn in Falten. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Cortes konnte sich vor Aufträgen kaum retten. Jeder in der Verborgenen Stadt, der es sich leisten konnte, heuerte den anerkannt besten Söldner an, um seine Probleme aus der Welt zu schaffen. Doch selbst wenn es ihm gelänge, Cortes zu überreden, würde die junge Frau sich die Dienste ihres Teams wohl kaum leisten können. Und ohne Bezahlung arbeitete Cortes aus Prinzip nicht.
    »Vergesst nicht, dass wir morgen Abend einen Termin bei Jurbek Tomba haben«, setzte der Söldner hinzu. »Die Handelsgilde hat einen neuen Auftrag für uns.«
    »Wenn Olga tatsächlich Gefahr droht, hat sie allein keine Chance, sich zu wehren«, stellte Jana klar. Sie legte ihr Kosmetiketui auf den Tisch, nahm Schminkspiegel und Lippenstift zur Hand und begann, ihr Make-up aufzufrischen. »Dass Artjom ihr helfen möchte, finde ich irgendwie …« Sie suchte nach dem richtigen Wort, während sie hingebungsvoll die Lippen aufeinanderpresste. »… edel.«
    »Edelmut ist eine Zierde des Menschen, doch er macht ihn nicht satt«, entgegnete Cortes. »Außerdem wissen wir nicht einmal, ob sie tatsächlich in Gefahr schwebt.«
    »Dann lass es uns herausfinden!«, versetzte Artjom. »Das kostet uns doch keine Mühe.«
    »Mühe nicht, aber Zeit. Und die haben wir nicht«, beharrte Cortes.
    »Ich glaube nicht, dass es viel Zeit in Anspruch nehmen würde«,

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