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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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würde sich dann einfach eine jüngere Gespielin suchen. Warum nur war die Welt so ungerecht?!
    Hatte Wachtang gerade im Schlaf gesprochen? Oder kurz geschnarcht? Eleonora spürte etwas Klebriges an ihrem linken Bein. Immer noch schlaftrunken drehte sie sich um, riss die Augen auf, öffnete den Mund und starrte sekundenlang Rionis entstellte Leiche an, die in einer Blutlache schwamm. Danach riss ihr gellender Schrei sämtliche Bewohner des Zarenwinkels aus dem noch jungen Schlaf.
     
     
    Städtisches Mietshaus
Moskau, Jablotschkow-Straße
Samstag, 16. September, 01:19 Uhr
     
    Als der Jeep in die Jablotschkow-Straße einbog, schlief Olga immer noch. Artjom brachte es nicht übers Herz, die junge Frau zu wecken. Er hielt an und kramte in ihrem Rucksack, bis er den Wohnungsschlüssel und eine Visitenkarte mit der genauen Adresse fand. Dann trug er die Schlafende ins Haus, sperrte ihre Wohnung auf und legte sie behutsam auf die Schlafcouch.
    Olga bekam überhaupt nichts davon mit. Sie brabbelte etwas Unzusammenhängendes über diesen Bogdan, über irgendwelche Skinheads und über eine Galja. Kurz darauf rollte sie sich zusammen, atmete ein paar Mal stoßweise wie ein Kind und schlummerte friedlich weiter.
    Eine Zeit lang sah ihr Artjom gerührt beim Schlafen zu und begab sich dann in die Küche. In den Schränken fand er eine Dose mit löslichem Kaffee, schaltete den Wasserkocher ein und setzte sich auf einen Hocker. Er musste die Lage überdenken.
    Olga wusste augenscheinlich nichts von der Verborgenen Stadt, trug jedoch eine magische Perlenkette. Noch dazu hatte dieser Bogdan sie ausdrücklich gebeten, den Halsschmuck nicht abzunehmen. Ein seltsames Anliegen, das nach gezielt eingesetzter Magie roch. Doch was konnte ein Magier von einer einfachen jungen Frau wollen? Vielleicht wurde sie einfach nur benutzt? Möglicherweise diente die Kette als gewöhnliche Wanze, und der Magier griff auf diese Weise in fremdem Auftrag Informationen von Olgas Arbeitsplatz ab?
    Artjom schenkte sich Kaffee ein.
    Ob Olga sich in Gefahr befand? Ausschließen konnte man das nicht. Selbst wenn ihr Leben nicht unmittelbar bedroht war, so standen ihr doch zumindest Unannehmlichkeiten ins Haus. Dazu kam noch der Überfall der Morjane. Der konnte, musste jedoch kein Zufall sein. Olga war unfreiwillig ins Visier der Verborgenen Stadt geraten und allein würde sie aus dieser Situation nicht so ohne weiteres wieder herauskommen. Das wusste Artjom aus eigener Erfahrung. Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder einfach nach Hause fahren und Olga ihrem Schicksal überlassen oder etwas unternehmen, um ihr zu helfen. Zumindest konnte er versuchen, etwas über die Hintergründe der Sache herauszufinden.
    Artjom trank den Kaffee aus und tippte die Nummer seines Kompagnons in sein Mobiltelefon ein.
    »Bist du immer noch im Wald?«
    »Sehr witzig«, murrte Cortes. »Wegen dir haben wir eine halbe Stunde nach einem Taxi gesucht.«
    »Tut mir leid.«
    »Wo warst du?«
    »Ich hatte ja versucht, mit dir zu reden, aber du warst so mit deinem Klunker beschäftigt, dass …«
    »Jaja, schon gut. Hast du deine Angelegenheiten jetzt erledigt?«
    »Hm … Noch nicht ganz.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe ein Problem. Kannst du kommen?«
    »Wann?«
    »Morgen früh.«
    »Gib mir die Adresse durch.«
    Artjom teilte Cortes Olgas Adresse mit und fügte ein wenig verlegen hinzu: »Ähm, Cortes, könntest du mir eine Hose und ein frisches Hemd mitbringen?«
    »Was hast du denn mit deiner Hose gemacht?«
    »Ich habe sie verloren.«
    Eine dumme Frage verdient eine dumme Antwort, dachte Artjom. Cortes murmelte etwas Unverständliches und legte auf.
    »Artjom?! …« Olga war aufgewacht. Er ging ins Wohnzimmer hinüber. Die Augen der jungen Frau schimmerten im Halbdunkel. »Ich hatte schon Angst, du wärst weggefahren.«
    »Nein, nein, ich bin noch hier.« Artjom setzte sich an den Rand des Sofas. »Wie geht’s dir?«
    »Gut, aber …«
    Artjom spürte, wie ihre Hand sanft über seinen Rücken glitt. Mehr brauchte sie nicht zu tun. Er beugte sich herab und fand ihre warmen, weichen Lippen.

KAPITEL VIER
    »Der Mord an Maria Tatarkina ist immer noch nicht aufgeklärt! Seit der rätselhaften und grausamen Bluttat an der populären Unternehmerin sind mittlerweile achtundvierzig Stunden vergangen, doch die Polizei tappt immer noch im Dunklen. General Schwedow ist nicht in der Lage, die brennenden Fragen der Öffentlichkeit zu beantworten. Oder wartet der Leiter des

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