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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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aufeinander, und sein Blick verfinsterte sich.
    »Was ist mit Olga?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Tapira zu.
    »Wir müssen sie unbedingt finden. Und zwar so schnell wie möglich.«
    Tapira wandte ihr Gesicht endlich wieder dem Ritter zu. In ihren Augen standen Tränen.
    »Wir hätten das nicht anfangen sollen, Bogdan. Nimata … Wir kannten uns seit dreißig Jahren. Sie war so besonders, so sensibel …«
    Tapira drehte sich wieder weg, doch Bogdan sah ihre Augen immer noch. Im Spiegel.
    »Wir sollten die Sache abbrechen«, setzte die Morjane fort. »Jetzt, wo wir den Armreif haben, hat sich die Lage völlig geändert.«
    Der Ritter schüttelte den Kopf: »Der Armreif bringt überhaupt nichts. Im Gegenteil, er könnte erst recht zur Fessel werden. Wenn die Herrscherhäuser dahinterkommen, dass der Armreif aufgetaucht ist, werden sie alle Hebel in Bewegung setzen, um ihn zu finden. Früher oder später kriegen sie ihn und dann geht ihr endgültig in die Sklaverei.« Bogdan ballte die Faust. »Wir müssen das Problem ein für alle Mal lösen.«
    »Der Blutzoll ist zu hoch.«
    »Irgendjemand muss eben dafür bezahlen«, entgegnete der Kriegskommandeur hart. »Der fromme Wunsch allein bringt uns nicht weiter.«
    »Vielleicht ist das, was wir wollen, unangemessen und das Arkan wendet sich gegen uns?«
    »Es sind unsere Wünsche – sie können nicht unangemessen sein.« Der Ritter streichelte seiner Geliebten zärtlich über den Kopf und erhob sich vom Bett. »Jedenfalls gibt es für mich keinen Weg zurück. Ich kann jetzt nicht einfach aufhören. Das Arkan würde mich vernichten. Der Große Kreis ist schon geschlossen, und der Kleine Kreis wird sich in nächster Zeit schließen. Die Kraft des Arkans ist geweckt und bereit, unseren Wunsch zu erfüllen.« Er ging vor Tapira in die Hocke, nahm sie an beiden Händen und sah ihr eindringlich in die Augen. »Das Arkan verändert die Struktur der ganzen Welt. Der Welt! Kannst du dir vorstellen, welch gewaltige Energie dazu nötig ist? Diese Energie ist bereits da, und mit jedem Opfer wird sie noch größer! Im Augenblick ist sie versiegelt, doch wenn ich sie nicht in die richtigen Bahnen lenke, wird sie unkontrolliert freigesetzt und mich in Stücke reißen. Verstehst du das?«
    Die Morjane nickte schweigend.
    »Ich kann nicht mehr zurück.« Der Kriegskommandeur seufzte. »Wirst du diesen Weg mit mir gehen?«
    »Ja, Liebster.«
    »Gut.«
    Bogdan schwieg eine Weile, dann erhob er sich und ging im Zimmer auf und ab.
    »Wir müssen Olga finden. Sofort. Vielleicht ist sie in ihrer Wohnung.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Söldner sie nach Hause gebracht hat.«
    »Warum nicht? Dieser Humo schöpft sicher keinen Verdacht. Er hat Olga vor einer Morjane gerettet und jetzt wird er versuchen, ihr weiszumachen, dass sie das alles nur geträumt hat. Logisch, oder?«
    »Logisch.«
    »Wir müssen eine deiner Stammesgenossinnen dorthin schicken, um zu überprüfen, ob Olga tatsächlich zu Hause ist.«
    »Und wenn Artjom noch dort ist?«
    »Dann dürfte das böse für ihn enden. Ich kann mir vorstellen, dass Morjanen im Moment nicht gut auf ihn zu sprechen sind.« Bogdan grinste. »Ist gerade eine von euch in der Nähe?«
    Tapira seufzte. »Mitara.«
    »Gut. Dann schicken wir Mitara.«
    Der Ritter öffnete die kleine Schatulle, die auf dem niedrigen Schlafzimmertischchen stand, entnahm ihr einen goldenen Armreif, der mit einer ganzen Batterie großer Smaragde verziert war, und streifte ihn langsam über sein linkes Handgelenk. Das Artefakt wurde automatisch aktiviert, als es ins Energiefeld des Magiers gelangte. Bogdan spürte ein leichtes Stechen in den Schläfen und rieb mit den Fingern über die funkelnden Smaragde.
    »Mitara, kannst du mich hören?«
    Der Armreif modulierte Bogdans Stimme mit äußerster Präzision, und da es keine Morjanen mit gleichen Namen gab, konnte der Ruf auch nicht das falsche Wandelwesen erreichen.
    »Ich höre dich«, antwortete eine leise Stimme.
    »Gut, Mitara. Ich habe einen Auftrag für dich …«

KAPITEL FÜNF
    Städtisches Mietshaus
Moskau, Pjatnizkoje Chaussee
Samstag, 16. September, 08:29 Uhr
     
    Die flauschige Perserkatze sprang aufs Bett, marschierte ungeniert über die Hügellandschaft, die Larissa unter der Decke formte, lauschte interessiert ihrem ruhigen Atmen, tappte mit den dicken, runden Pfoten aufs Kopfkissen und versetzte der Schlafenden mit der Schnauze einen Stupser mitten ins Gesicht. Die langen Schnurrhaare kitzelten an

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