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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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nehmen, um die Sache mit mir zu besprechen?«
    »Aber sicher«, antwortete Cortes. Der Kommissar des Dunklen Hofs war sein wichtigster Kunde. »Soll ich das ganze Team zusammenholen?«
    »Ja, es gibt Arbeit für alle. Es wäre mir sehr daran gelegen, den Vertrag so bald wie möglich zu unterzeichnen.«
    Das bedeutete, dass die Sache eilig war. Pech für Olga.
    »Treffen wir uns um halb eins in der Bar Rennsemmel «, schlug Cortes vor. »Früher können wir leider nicht.«
    »Einverstanden.«
    Santiago legte auf.
     
     
    Supermarkt Ramstor
Moskau, Angelow Pereulok
Samstag, 16. September, 10:33 Uhr
     
    Große Supermärkte konnte es gar nicht genug geben!
    Larissa wohnte im 1. Mikrorajon des Stadtbezirks Mitino, doch zum Einkaufen fuhr sie sechs Busstationen bis zum Angelow Pereulok, wo auf engstem Raum drei Filialen konkurrierender Einzelhandelsketten um die Gunst der Kundschaft buhlten: ein Perekrjostok , ein BIN und neuerdings auch noch ein gigantischer Ramstor . Den weiten Weg nahm sie in Kauf, denn nur in den großen Supermärkten, wo sich ein Heer von Einkaufswägen in endlosen Regalschluchten drängte und durch ganze Batterien von Kassenschleusen wieder ausgespuckt wurde, konnte sie in der Anonymität der Masse abtauchen. Larissa setzte ihre Fähigkeiten niemals in kleinen Geschäften ein, wo man sie wiedererkennen hätte können, und sie vermied es tunlichst, zweimal hintereinander im selben Supermarkt einzukaufen.
    Heute war der Ramstor an der Reihe.
    Hurtig lavierte Larissa ihren Wagen durch das betriebsame Gewusel in den Gängen hindurch und arbeitete rasch den Einkaufzettel ab: Waschpulver, Kaffee, Milch, Joghurt und Brot. Zum Schluss fügte sie der Liste noch eine Tüte Gummibärchen und eine Flasche Cola hinzu und blieb dann vor dem offenen Teesortiment stehen, so als würde sie überlegen, welchen sie nehmen sollte. Der aromatische Duft der getrockneten Blätter half ihr, die Hektik um sie herum auszublenden und sich zu konzentrieren.
    Zunächst musste sie sich entspannen, die Gedanken in eine ruhige, kontrollierte Bahn lenken, sich die bevorstehende Szene im Detail vorstellen und die erforderliche manipulative Kraft abschätzen. Larissa spürte, wie sich der Wirbel bildete, ein für niemanden sichtbarer Energiestrom, der ihre Umgebung einhüllte und sämtliche Hindernisse durchdrang. Ihre Sinne schärften sich. Der Wirbel verstärkte seine Rotation, erfasste alle Menschen, die sich in ihrer Nähe aufhielten, und Larissa lud sich bis in die Haarspitzen mit Energie auf.
    Nun war es soweit. Entschlossen schob die junge Frau ihren Wagen zur nächsten Kasse. Ruhig und selbstsicher. Aufgeregt war sie in solchen Situationen schon lange nicht mehr.
    Die junge, dunkelhaarige Kassiererin zog die Einkäufe mit flinker Hand über den Scanner, lächelte und nannte den fälligen Betrag. Der Wirbel rotierte wie verrückt, und Larissa wusste, dass sich in diesem Moment ihr Wille auf die Umgebung übertrug und alle Anwesenden, einschließlich der Überwachungskameras, ausschließlich das sahen, was ihr genehm war.
    »Bitte schön.«
    Die dunkelhaarige Frau legte den vermeintlichen Geldschein in die Kasse.
    »Danke. Hier ist ihr Wechselgeld.«
    Diesen Augenblick genoss Larissa ganz besonders. Sie steckte das Geld in ihre Brieftasche, verstaute die Einkäufe in aller Ruhe in den Ramstor -Tüten und verließ den Supermarkt.
    Wie die junge Kassiererin ihrem Chef den Fehlbetrag in der Kasse erklären würde – daran verschwendete Larissa keinen Gedanken.
    Zentrale des Konzerns T-Grad-Com
Moskau, 1. Brestskaja-Straße
Samstag, 16. September, 10:34 Uhr
     
    Cortes’ Ziel war die Zentrale des Konzerns T-Grad Communication, die sich in der 1. Brestskaja-Straße befand. Der Söldner ging durch die Bolschaja-Grusinskaja-Straße, bog rechts ein und stand kurz darauf unmittelbar vor dem massiven, jedoch unauffälligen Ziegelbau gegenüber dem luxuriösen Palace Hotel. Früher hatte sich die T-Grad-Com unter dem Deckmantel eines geheimen Forschungsinstituts versteckt, was im Prinzip nicht weit neben der Wahrheit lag, denn in der Verborgenen Stadt verfolgte man den technischen Fortschritt der menschlichen Zivilisation mit größtem Interesse und machte sich deren Errungenschaften bereitwillig zunutze. Die T-Grad-Com bewegte sich an der Grenzlinie zwischen moderner Technologie und Magie und dank immenser Investitionen der Herrscherhäuser gelang es ihr, beides unter einen Hut zu bringen. Sämtliche Kommunikationsmedien der

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