Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
Vom Netzwerk:
könnten ihn zur Rechenschaft ziehen. «
    »Willst du seinen Tod fordern?«
    »Das Recht dazu hätten wir«, erwiderte der Kommissar achselzuckend.
    »Gewiss«, pflichtete der Fürst bei. »Aber versuche mal, dir auszumalen, was dann tatsächlich geschehen würde.«
    »Hm …« Santiago dachte nach. »Der Orden hat sicherlich kein Interesse daran, einen seiner besten Magier zu verlieren, und wird versuchen, die Wogen zu glätten.«
    »So ist es. Und angesichts unserer unterkühlten Beziehungen zum Herrscherhaus Lud dürfen wir wohl kaum darauf hoffen, dass die Priesterinnen unsere Forderung nach der Todesstrafe für le Sta unterstützen.«
    »Sie meinen, er käme völlig ungeschoren davon?«
    »Das nicht. Der Orden würde Bogdan bestrafen, aber nicht hart. Schließlich geht es nur um ein paar Humos. Möglicherweise wird er aus der Garde ausgeschlossen, verliert seinen Titel als Kriegskommandeur und bekommt ein Magieverbot aufgebrummt – mehr können wir sicher nicht erreichen.«
    »Pah, in ein oder zwei Jahren holen sie ihn wieder zurück.«
    »Das sehe ich genauso.«
    »Ich werde ihn töten«, bellte Santiago auf einmal, und diese Ankündigung stand wie in Stein gemeißelt im Raum.
    »Aus welchem Grund?«, fragte der Fürst, der über die emotionale Anwandlung seines Kommissars ein wenig verwundert war.
    »Weil ich herausfinden will, woher er weiß, wie das Arkan funktioniert.«
    Die Kapuze des Gebieters des Dunklen Hofs pendelte nachdenklich hin und her.
    »Le Sta wird bei der Untersuchung des Vorfalls selbst erzählen, woher er die Informationen hat.«
    »Und wenn nicht? Sie wissen doch, wie stur Tschuden sein können.«
    Der Fürst schwieg einige Augenblicke und dachte nach. »Wahrscheinlich hat er das Buch der verbotenen Zauber entsiegelt«, mutmaßte er dann.
    Santiago schüttelte den Kopf: »Das glaube ich nicht. Die Führer des Ordens verhalten sich völlig unauffällig, offensichtlich wissen sie überhaupt nichts von den Geschehnissen. Die Entsiegelung des Buches würde die Gefahr eines Krieges heraufbeschwören und wäre ihnen gewiss nicht entgangen. Bei einer so schweren Verfehlung würde der Großmagister sich niemals vor einen Ritter stellen, nicht einmal vor einen Kriegskommandeur. «
    Abermals trat eine kurze Pause ein.
    »Du glaubst also, dass Bogdan die Information, wie das Traumarkan funktioniert, nicht aus dem Buch der verbotenen Zauber hat, sondern aus einer anderen Quelle?«
    Diese Vorstellung war ungeheuerlich. Seit der Unterzeichnung der Konvention von Kitai-Gorod wurden sämtliche Informationen über verbotene Zauber aus Archiven und Bibliotheken entfernt und in speziellen, versiegelten Büchern verwahrt. Sollte es eine undichte Stelle geben, obwohl die Einhaltung der Konvention strengstens überwacht wurde?
    »Ich möchte wissen, woher le Sta weiß, wie der verbotene Zauber funktioniert«, wiederholte Santiago.
    »Aber wie willst du das herausfinden, wenn du ihn tötest?«
    Der Kommissar lehnte sich wieder gegen die Tischkante.
    »Ich habe den Eindruck, dass Bogdan vorgeschoben wird. Die ganze Situation ist absurd, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie durch Zufall entstanden ist. Ich glaube, dass hier jemand ein Spiel mit uns spielt und uns bewusst dazu provozieren will, le Sta zu töten.«
    »Dann wäre Bogdan nur ein Bauernopfer, man überlässt ihn uns, um dann selbst zum Angriff überzugehen«, orakelte der Fürst finster.
    »Das ist durchaus möglich«, pflichtete Santiago bei. »Doch ich wüsste nicht, was wir sonst tun sollten.«
    »Du hast dich bereits entschieden, nicht wahr?«
    »Im Prinzip ja. Ich werde genau das tun, was man von mir erwartet: Ich töte Bogdan, damit das Spiel weitergehen kann.«
    »Man könnte den Dunklen Hof der mutwilligen Tötung eines Kriegskommandeurs beschuldigen.«
    »Um das zu vermeiden, werde ich nicht im Namen des Dunklen Hofs, sondern als Privatperson handeln.«
    »Hast du dir das wirklich gut überlegt?«
    »Ich denke schon.«
    »Du bist bis Ende der Woche beurlaubt. Kann ich noch etwas für dich tun?«
    »Es wäre gut, wenn einer der Ratsherren ein Interview mit T-Grad-Com lanciert, in dem die Unzulässigkeit von verbotenen Zaubern thematisiert und extra betont wird, dass wir uns streng an die Konvention von Kitai-Gorod halten. Wir müssen die öffentliche Meinung auf unsere Seite bringen für den Fall, dass es zu einem Konflikt kommt.«
    »Gut. Wir werden eine Pressekampagne starten.«
    »Ich werde die Vegasianer und meine Söldner einschalten.

Weitere Kostenlose Bücher