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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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T-Grad-Com-Karte in das Gerät, legte die Handfläche auf das Scannerglas und sagte laut und deutlich: »Cortes, Söldner, Humo. Zu Jegor Bessjajew. Ich werde erwartet.«
    »Information bestätigt«, krächzte eine Maschinenstimme.
    »Keine Magie, Artefakte bleiben deaktiviert und elektronische Geräte aus, klar?«, warnte der Lud.
    Cortes nickte.
    »Dann geh jetzt rein.«
    Der VIP-Raum unterschied sich erheblich vom nüchternen Kundencenter, das Cortes soeben durchquert hatte. Im Prinzip bestand er aus mehreren, durch Trennwände abgeteilten Büros, die mit bequemen Sitzmöbeln ausgestattet waren. In den Zwischengängen wuselten Kellner, um Kundschaft und Mitarbeiter mit duftendem Kaffee und hochprozentigen Getränken bei Laune zu halten. Auch das Publikum war hier ein ganz anderes: Ein in sich ruhender Erli-Mönch erörterte eine Werbekampagne für seine Praxis, zwei geschwätzige Schatyren kritisierten aufgeregt das Design ihres neuen Internetshops und eine hübsche Fee beschwerte sich über ihre absurd hohe Handyrechnung.
     
    Den Vizepräsidenten der T-Grad-Com kannte Cortes schon lange. Jegor Bessjajew hatte seine Karriere als gewöhnlicher Hacker begonnen. Schon während der Schulzeit verbrachte er seine gesamte Freizeit am Rechner und am Ende seines Studiums hätte ihn seine Leidenschaft beinahe ins Gefängnis gebracht. Damals wurde der Gangsterclan um Chamberlain auf den begnadeten Programmierer aufmerksam. Unter dem Druck der Kriminellen plante und realisierte Jegor eine haarsträubende Aktion, in deren Verlauf zweihunderttausend Mark von Konten der Deutschen Bank in ein Steuerparadies abgepumpt wurden. Rein technisch betrachtet verlief die Operation völlig reibungslos, doch dummerweise wurden einige der Banditen von der Polizei abgehört. Auf diese Weise gerieten sämtliche Beteiligten ins Visier der Fahnder, die ganze Affäre flog auf und wurde zu einem Riesenskandal. Interpol, der FSB und sogar der Militärgeheimdienst schalteten sich ein. Chamberlain kam wieder einmal ungeschoren davon, da man ihm nicht nachweisen konnte, dass er die Finger im Spiel hatte, doch den übrigen Tätern wurde der Prozess gemacht. Jegor ging den Jägern in Lissabon ins Netz. Zu seinem Glück stöberten ihn weder Interpol noch die Gangster auf, sondern der russische Militärgeheimdienst – genauer gesagt Cortes, den man damit beauftragt hatte, den gewieften Studenten in die Heimat zurückzubringen, wo er vor Gericht gestellt werden sollte. Stattdessen empfahl Cortes das Computergenie Santiago. Kurz darauf fing Jegor bei der T-Grad-Com als Programmierer an, stieg rasch zum Abteilungsleiter auf und bekleidete inzwischen den Posten des Vizepräsidenten.
     
    »Freut mich, dich zu sehen, Kumpel, was kann ich für dich tun?« Jegor empfing den Freund an der Tür seines Büros und drückte ihm kräftig die Hand. »Du bist doch nicht etwa geschäftlich hier?«
    »Quasi geschäftlich.«
    »Ein Jammer. Und wann können wir wieder mal einfach so plaudern? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.« Jegor ließ sich in seinen riesigen Chefsessel plumpsen. »Ich könnte einen Partner brauchen – am Samstag wollen die Schatyren in der Atomhenne ein Spielchen mit mir wagen.«
    Jegor war einer der besten Pokerspieler der Verborgenen Stadt.
    »Du spielst immer noch?«
    »Was soll ich machen, es liegt mir eben im Blut«, rechtfertigte sich Bessjajew mit spitzbübischem Grinsen. »Ein tugendhaftes Leben kann ich immer noch führen, wenn mir für das sündhafte die Luft ausgeht.«
    »Das steht wohl kaum zu befürchten«, erwiderte Cortes. »Gegen wen wirst du spielen?«
    »Bidjar Hamzi und Karim Tomba. Zuerst wollte ich Bonzo fragen, aber ich glaube, es wäre netter, ein Humo-Team zu bilden.«
    »Ich bin dabei.«
    »Im Ernst?«
    »Aber sicher doch. Allerdings habe ich schon länger nicht mehr gespielt.«
    »Macht nichts. Wir werden ihnen ihr letztes Hemd abnehmen!« Jegor rieb sich die Hände, doch dann besann er sich und sah den Söldner misstrauisch an. »Du bist doch sonst nicht so leicht zu überreden, Kumpel – irgendetwas willst du doch von mir, stimmt’s?«
    Cortes grinste und zog fragend die Brauen hoch.
    »Du kannst reden«, erriet Bessjajew den Gedanken seines Freundes. »Es kann niemand mithören.«
    In den Räumen der T-Grad-Com wurden alles und jeder abgehört, mit Ausnahme des Vizepräsidenten, der den Konzern faktisch allein führte.
    »Ich muss sämtliche Bogdans in der Verborgenen Stadt überprüfen«, erläuterte Cortes ruhig.

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