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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich ihn lange genug hatte gewähren lassen. Ich trat aus dem Schatten der Säule ins Licht und brüllte mit meiner besten Exerzierplatzstimme: „Hermes! „
    Er hielt inne und wandte sich zu mir um, ein Fehler, den ein professioneller Kämpfer niemals begangen hätte. Das Langschwert des Galliers krachte auf Hermes' Helm, als hätte Vulcanus seinen Hammer auf seinen Amboss geschlagen. Bestimmt sah Hermes Sterne.
    „Das sollte dir eine Lehre sein!“, rief ich ihm zu. „Lass deinen Gegner nie aus den Augen, auch nicht, wenn dein Patron dich ruft! Und jetzt hör auf, dich lächerlich zu machen, und begleite mich, wie es deine Pflicht ist.“
    Unter dem grölenden Gelächter der Zuschauer und der Gallier gab Hermes sich gespielt reumütig und lammfromm und steuerte die Bank an, auf der er seine Kleidung abgelegt hatte. Nachdem er sich angezogen hatte, kam er zu mir in den kleinen Innenhof oberhalb des Kampfplatzes, wo ich auf dem Rand eines kleinen Brunnens saß.
    „Du hättest früher zuschauen sollen, Patron“, sagte er, vor Begeisterung übersprühend und unfähig, seine demütige, Fassade aufrechtzuerhalten. „Um ein Haar hätte ich einen von ihnen besiegt! Und einer von diesen Briganten, er heißt Isinorix oder so ähnlich, hat mir ein geradezu unglaubliches Manöver mit dem Langschwert beigebracht. Du brauchst dafür nicht einmal einen Schild ...“
    „Schweig“, unterbrach ich ihn, „und besorg mir etwas Wein! Ich musste den ganzen Abend über Politik reden, und Julia hat mich dabei nicht aus den Augen gelassen. Ich habe ihre Blicke selbst über die riesige Terrasse hinweg gespürt.“
    „Bin schon unterwegs“, entgegnete er grinsend. Er erledigte den Auftrag prompt und kam umgehend mit einem silbernen Krug und zwei silbernen Bechern zurück. Sabinilla hatte sogar das Tafelgeschirr passend zu ihrem abendlichen Erscheinungsbild ausgewählt. Er schenkte uns beiden ein, setzte sich neben mich und nahm einen großen Schluck. Ich packte ihn am Handgelenk.
    „Trink langsam! So, wie du schwitzt, kannst du schon nach einem Becher Wein nicht mehr geradeaus gehen. Lösch deinen Durst zuerst mit Wasser!“
    „Spielverderber! Oh, entschuldige, ich vergaß.“ Er kippte den Rest hinunter und tauchte seinen Becher in den Brunnen, der mit süßem, klarem Wasser gespeist wurde. Von wo es auf diese felsige Klippe geleitet wurde, wussten allein die Götter.
    „Ich mache mir Sorgen“, sagte ich.
    „Das ist nichts Neues. Was ist es diesmal?“
    Ich berichtete ihm von meinem seltsamen Gespräch mit Floria und tat ihm meine und Julias Meinung zu der Sache kund. Er hörte mir aufmerksam zu, schwieg und behielt seine Gedanken für sich, wie ich es ihm beigebracht hatte. „Irgendwie macht das alles keinen Sinn“, sagte ich abschließend. „Es passt einfach nicht zusammen. Entweder haben wir nicht genügend Informationen, oder wir gehen falsch an die Sache heran. Ich habe alles mit meiner Erfahrung und der mir eigenen Sichtweise gedreht und gewendet, und Julia hat es aus ihrem philosophisch geschulten Blickwinkel betrachtet. Wie siehst du die Sache?“ Er antwortete nicht sofort. Hermes war die meiste Zeit seines Lebens Sklave gewesen und verfügte deswegen über eine Sicht der Dinge, die Julia und mir als Aristokraten nicht zugänglich war.
    „Diese Rivalität zwischen den Tempeln“, begann er schließlich, „rührt aus ferner Vergangenheit. Die betrügerischen Machenschaften hingegen sind vermutlich erst jüngeren Datums. So wie die Dinge liegen, sind zehn Jahre keine lange Zeit. Vielleicht haben die Apollopriester einfach irgendwann mitgezogen. Wir sind bisher davon ausgegangen, dass sie den Hekatekult zwar langfristig zerstören oder unterdrücken wollten, mit den betrügerischen Machenschaften des Orakels aber nichts zu tun haben. Was aber, wenn sie ermordet wurden, um sie zum Schweigen zu bringen, bevor sie ihre eigene Beteiligung preisgeben konnten?“
    „Darauf bin ich noch gar nicht gekommen“, gestand ich. „Komisch, dabei verdächtige ich doch sonst immer jeden und traue jedem alles zu.“
    Hermes grinste. „Du lässt nach, seitdem du nur noch Politik im Kopf hast. Außerdem hast du mit den falschen Leuten gesprochen. Wir sollten uns mehr darauf konzentrieren, was die hiesigen Sklaven wissen. Überlass das am besten mir, ich weiß, wie man mit ihnen redet. Am liebsten würde ich mir diese Tempelsklavin vorknöpfen, von der Floria gesprochen hat.“
    „Falls es

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