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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Richtung Süden vorstoßen, als die Gallier, Karthager, Teutonen oder Kimbern es je schafften. Pompeius wird nicht einmal Zeit haben, seine Truppen aufzustellen, geschweige denn, sie auszurüsten und auf den Krieg vorzubereiten. Er wird fluchtartig das Weite suchen und sein Heer woanders zusammenstellen müssen, vielleicht in Griechenland, vielleicht auch in Illyrien. Es wird einige Schlachten geben und jede Menge Blutvergießen, aber hier werden wir nur sehr wenig davon mitbekommen.“
    Nicht, dass ich im Nachhinein so tun wollte, als hätte ich über hellseherische Fähigkeiten verfügt. Dies waren an jenem Abend exakt meine Worte, und die Ereignisse sollten mir Recht geben. Ich kannte Caesar eben ziemlich gut, soweit überhaupt irgendjemand diesen Mann kannte. Im Namen Roms vernichtete er, ohne mit der Wimper zu zucken, ganze, barbarische Völker, doch es widerstrebte ihm zutiefst, römische Bürger zu töten, und er verhängte die Todesstrafe seltener als jeder normale Richter. Genau dieser Großzügigkeit fiel er übrigens später zum Opfer. Er wurde von einer Bande von Verschwörern ermordet, die er verschont oder aus dem Exil zurückgeholt hatte, obwohl er allen Grund und jedes Recht gehabt hätte, sie zum Tode zu verurteilen. Das sollte jedem eine Lehre sein, der auf die absolute Macht aus ist. Töte all deine Feinde, sobald du die Macht dazu hast. Wenn du es nicht tust, schaffst du dir nur Probleme.
    Sabinilla erschien auf der Terrasse wie eine silberne Erscheinung, und plötzlich verstand ich, warum sie sich für diese auffällige Farbe entschieden hatte. Sie wollte nach Sonnenuntergang, wenn alle draußen auf den Terrassen oder in den sorgfältig angelegten Gärten und Innenhöfen beisammen standen, sich schillernd von allen anderen abheben. Ziemlich geschickt von ihr. Auf diese Weise stellte sie jede der anwesenden Frauen in den Schatten.
    „Ihr Männer solltet euch heute Abend nicht zurückziehen und Verschwörungen aushecken“, ermahnte sie uns. „Kommt lieber mit, und genießt das Unterhaltungsprogramm! „
    „Soll das heißen, du bietest uns noch mehr?“, fragte ich. „Aber natürlich! Und jetzt, meine Herren, muss ich euch den Praetor für eine Weile entführen. Komm mit!“ Sie griff galant, aber bestimmt nach meinem Arm und zog mich fort von der Gruppe der weißen Togaträger.
    „Ich wollte dich erlösen“, sagte sie. „Ich habe mitbekommen, dass sie von Caesar anfingen, und weiß ja, wie satt du das Thema hast.“
    „Ich kann dir nur meinen Dank zum Ausdruck bringen“, entgegnete ich, überzeugt, dass sie in Wahrheit von anderen Motiven getrieben wurde. In letzter Zeit traute ich niemandem mehr über den Weg.
    In diesem Augenblick stürmten Tänzer und Akrobaten auf die Terrasse. Wie die übrigen Darbietungen des Abends entfaltete auch dieses Spektakel erst im Dunkeln seine volle Wirkung, denn bei allen Aufführungen war Feuer im Spiel. Lampen und Fackeln auf der Terrasse wurden gelöscht, und im nächsten Augenblick mischten sich Feuerschlucker, mythischen Bestien gleich, Flammen speiend unter die Gäste und ließen die Damen vor Entzücken aufschreien. Danach boten die Tänzer eine Vorstellung, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Es waren ausschließlich nackte Frauen, auf deren eingeölter, schimmernder Haut kleine Tupfer Glimmererde funkelten wie die Sterne am Nachthimmel. Sie wirbelten kurze Fackeln herum, die an beiden Enden brannten, und zwar so schnell, dass sie große, glühende K reise bildeten. Dabei unterlief ihnen bei ihren raffinierten akrobatischen Tänzen kein einziger Fehltritt. Danach balancierten Seiltänzer auf glühenden Seilen, die in atemberaubender Höhe über der Terrasse aufgespannt waren, und machten Handstandüberschläge, wobei sie sich auf wundersame Weise weder die Hände noch die Füße zu verbrennen schienen, und die Seile brannten auch nicht durch.
    „Wie machen sie das bloß?“, fragte ich wie ein Trottel, der noch nie zuvor einen Akrobaten gesehen hatte.
    „Das bleibt das Geheimnis ihrer Kunst“, erwiderte Sabinilla. „Mein Zeremonienmeister hat sich dieses Spektakel vor einer Weile ausgedacht und in ganz Italia, Griechenland und Sicilia nach Artisten mit den erforderlichen Fähigkeiten gesucht.“
    Ich stutzte. „Aber du hast doch erst heute Morgen erfahren, dass ich nach Stabiae kommen würde. Dieses großartige Unterhaltungsprogramm kannst du doch unmöglich erst organisiert haben, nachdem wir uns zufällig auf der .Straße begegnet

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