Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
inzwischen die Ausmaße einer Kleinstadt angenommen hatte. Als Erstes zogen zu meinem blanken Entsetzen zwölf Liktoren in doppelter Reihe auf. Nur ein amtierenden Konsul darf sich von zwölf Liktoren begleiten lassen. Oder ein Prokonsul. Doch die Konsuln waren in Rom und würden die Stadt in unsicheren Zeiten wie diesen auf keinen Fall verlassen. Und derzeit hielt sich nur ein .amtierende Prokonsul in Italia auf.
    Und tatsächlich ritt kurz darauf Gnaeus Pompeius Magnus höchstselbst durch die Menge. Meine Liktoren senkten ihre Fasces, um den höheren Magistrat zu begrüßen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich von meinem Stuhl zu erheben, die Treppen meines Podiums hinab zusteigen und ihn ebenfalls willkommen zu heißen.
    „Sei gegrüßt, Prokonsul!“, rief ich im Angesicht der gaffenden Menge. „Was führt den ehrenwerten Pompeius zu meinem Gericht? Deine Amtspflichten sollten doch eigentlich deine Anwesenheit im Norden erfordern.“
    Er thronte erhaben auf seinem Pferd und sah auf mich hinab. Auf andere hinab sehen konnte er wirklich gut, aber das, war kein Wunder, schließlich hatte er darin reichlich Übung. „So ist es. Aber wie es scheint, erfordert eine bestimmte Angelegenheit hier unten meine Anwesenheit noch dringender. Warum ist der Fall der ermordeten Priester nicht längst aufgeklärt?“
    Ich zwang mich, die Fassung zu bewahren. Immerhin war er der große Pompeius. „Wie wäre es, wenn du von deinem Pferd steigst und wir das Ganze in etwas ruhigerer Umgebung besprechen?“
    „Von mir aus.“ Er hievte sich von seinem Pferd, wobei hieven in der Tat das treffende Wort war. Der einst so gestählte soldatische Pompeius war in den langen Jahren des Friedens schlaff geworden und hatte Fett angesetzt. Selbst das Absitzen kostete ihn einige Mühe, und seine Gehilfen mussten ihn halten und stützen, damit er nicht hinfiel. Dieser Anblick beseitigte meine letzten Zweifel im Hinblick auf den Ausgang der bevorstehenden Entscheidungsschlacht zwischen Pompeius und Caesar. Es würde keinen Kampf unter Gleichen geben.
    Wir stiegen die Treppen zum Tempel hinauf und setzten uns in den Schatten des Portikus, während einige Sklaven einen Tisch herbeischafften und Krüge mit Wein und Wasser sowie diverse Platten mit Früchten auftrugen.
    Pompeius nahm einen großen Schluck gewässerten Weins, und ich tat es ihm gleich, nur dass ich meinen Wein deutlich weniger verdünnt hatte. „Also, Metellus, warum ist der Fall noch nicht geklärt?“
    „Mit welcher Amtsbefugnis willst du das wissen?“
    „Mit der Amtsbefugnis eines Prokonsuls, beim Herkules!“ Er schrie beinahe.
    Ich blieb bewundernswert ruhig. „Du bist Prokonsul von Spanien. In Italia obliegt dir die Aufsicht über die Getreideversorgung. Das ist gewiss eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, aber sie umfasst lediglich administrative Pflichten und weder militärische noch juristische Aufgaben. Ich hingegen bin Praetor peregrinus, mit dem Imperium ausgestattet und als oberste Instanz für sämtliche Fälle zuständig, in die Ausländer involviert sind.“
    Er stellte seinen Becher ab und grinste ansatzweise. „Und warum befasst du dich dann mit diesem Fall, in den, soweit ich weiß, kein einziger Ausländer verwickelt ist? Warum überlässt du ihn nicht den örtlichen Instanzen?“
    Damit traf er bei mir genau den richtigen Punkt. „Weil ich mich damit befassen will! Ich mache es genau wie du. Ich tue, was mir beliebt, ganz egal, was der Senat beschlossen hat oder was die Gesetze vorschreiben.“
    Er lachte kurz auf. „Gesprochen wie ein wahrer Metellus. Keine Frage, an Arroganz mangelt es dir nicht.“ Er beugte sich zu mir. „Pass auf, Metellus, ich will, dass diese Angelegenheit schnell geklärt wird. Ich werde ziemlich bald mitten in einem Krieg mit Caesar stecken und kann deshalb hier im Süden keine Misshelligkeiten gebrauchen.“
    „Warum glaubst du, dass diese Geschichte, was auch immer dahinter steckt, dir das Leben schwer machen könnte? Es ist doch nur eine unbedeutende lokale Affäre. Nichts, das im großen Spiel des Kampfs um die Macht irgendeine Rolle spielte. Auf dem Spielfeld gibt es ohnehin nur noch zwei Spieler, Caesar und dich.“ Das Bild mit dem .Spielfeld hatte Clodia mir gegenüber vor etlichen Jahren gebraucht, natürlich verbunden mit dem vorwurfsvollen Hinweis, dass ich leider keiner der ernst zu nehmenden Spieler sei.
    „Egal“, entgegnete er, plötzlich ausweichend. „Ich habe meine Gründe, und diese Gründe

Weitere Kostenlose Bücher