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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Trotz ihrer peinlichen Sorgfalt hatten die Steinmetze schnell gearbeitet. Sie hatten sogar den Boden gefegt, und der Abzug, der dank des vergrößerten Lochs viel stärker war als zuvor, hatte die Luft vom Staub gereinigt. Wir konnten mit unserer Erkunddung beginnen. Ich schickte Perna und seine Männer hinaus, wies sie aber an, sich für weitere Instruktionen bereit zuhalten. Ich erwartete nicht wirklich, dass weitere Steinarbeiten erforderlich wären, aber ich wollte verhindern, dass sie in die nächstbesten Tavernen rannten und brühwarm erzählten, was wir hier taten.
    „Für die Erkundung reicht ein kleiner Trupp“, wandte ich mich an Hermes. „Hol zwei Männer und Fackeln. Ich habe keine Ahnung, wieweit uns der Ausflug in den Tunnel führen wird, aber ich habe keine Lust, im Dunkeln umherzuirren.„
    Hermes verschwand und kehrte kurz darauf mit den beiden den Männern zurück, die er als seine besten Gegner beim Kampftraining betrachtete. Beide waren mit einem Schwert bewaffnet, einer von ihnen trug ein Bündel Fackeln. Zusammen mit einem der Männer hob Hermes den anderen durch den Einstieg in der Tunneldecke. Er langte nach unten und nahm eine Fackel entgegen. Als Nächster war Hermes an der Reihe, und dann folgte ich, von dem verbliebenen meiner Begleiter hoch gehievt und von den anderen beiden gezogen, in den oberen Tunnel. Anschließend griffen die beiden nach unten und zogen auch den letzten Mann hoch.
    Ich hielt eine Fackel in die Höhe und sah mich um. Der Tunnel sah beinahe genauso aus wie der untere. Die Meißelspuren an den Wänden waren identisch. Wahrscheinlich war er zur selben Zeit angelegt worden wie der Haupttunnel, doch in diesem hatte erkennbar weniger Betrieb geherrscht, weshalb die Decke nicht so verrußt war. Er folgte dem unteren Tunnel nicht bis zum Eingang, sondern endete an dem ersten Belüftungsschlitzen und führte von dort nach unten.
    „Also gut“, sagte ich. „Gehen wir.“
    Wir untersuchten den Tunnel genauso gründlich wie den anderen. Diesmal befanden sich die Belüftungsschlitze natürlich nicht in der Decke, sondern im Boden. Die Nischen in den Wänden waren nicht so sorgfältig gearbeitet, sondern lediglich grob herausgehauene Einbuchtungen zum Aufstellen von Lampen. Zweifellos waren sie nur für die Tunnelbauer bestimmt gewesen, da dieser Tunnel vermutlich nicht zur weiteren Benutzung vorgesehen war. Ich zählte die Belüftungsschlitze, an denen wir vorbeikamen, und als wir einen besonders auffälligen passierten, hielt ich an, bückte mich und spähte hindurch.
    „Welcher ist es?“, wollte Hermes wissen.
    „Es müsste der Schlitz sein, der das Heiligtum der Hekate mit Luft versorgt“, erwiderte ich. Ich konnte nicht viel erkennen, schließlich war der Schlitz durch zwei Fuß dicken Fels gehauen, aber durch ihn drang deutlich mehr Licht als durch die anderen. Ich meinte, auf dem Boden des darunter liegenden Raums einen Teil des um den Altar der Hekate verstreuten Unrats zu erkennen.
    Ich richtete mich wieder auf, hob meine Fackel hoch und blickte mich um. Hier sah es anders aus als in dem Teil, den wir bereits passiert hatten. Der Boden war mit einer Art dünnen Matratze ausgelegt, hier und da lagen Essensreste; Brotkrumen, alte Käserinden, Fruchtkerne und so weiter, einige Krüge für Wein oder Öl. Irgendjemand hatte hier regelmäßig den Großteil des Tages verbracht. Ich bückte mich und hob einen Kern auf.
    „Kirschen“, stellte ich fest. „Arme Leute haben keine Kirschbäume in ihren Obstgärten. Diese Kerne müssen von jemand Wohlhabendem stammen.“
    „Jeder kann sich über einen fremden Obstgarten hermachen“, wandte Hermes ein.
    „Das stimmt“, pflichtete ich ihm bei. „Wie es aussieht, hat sich jemand einige Zeit hier aufgehalten. Er konnte auf dem Boden liegen, vermutlich mit einem Ohr an dem Schlitz, und auf das Zeichen zum Einsatz hat er die vereinbarte Weissagung zum Besten gegeben.“
    „Moment mal, das kann nicht stimmen“, gab Hermes zu bedenken. „Unter uns befindet sich das Heiligtum der Hekate. Das Orakel verkündet seine Weissagungen in der unteren Kammer, wo die Sty ..., ich meine, durch die der Fluss fließt.“
    „Dort haben wir unsere Weissagung empfangen“, entgegnete ich. „Aber da fällt mir etwas ein. Diese Frau, Florin, hat behauptet, ihr Herr habe seine Weissagung im Heiligtum der Hekate empfangen. Damals habe ich gedacht, dass sie sich versprochen hat und in Wahrheit die Kammer des Orakels meinte, aber sie hat sich

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