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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der Jahrhunderte verrottet. Ein paar waren aus Bronze, doch wir fanden auch winzige Spitzen aus Feuerstein oder Obsidian. Ein weiteres Mal überkam mich eine gewisse Ehrfurcht vor dem unglaublichen Alter dieses Ortes.
    „Einige dieser Spitzen stammen aus einer Zeit, in der das Eisen in ltalia noch unbekannt war“, stellte ich fest.
    „Wann mag das gewesen sein?“, fragte Hermes.
    „Vor mindestens tausend Jahren. Bronze wurde bereits vor Einführung des Eisens für alles Mögliche verwendet, weshalb Homers Helden bekanntlich mit bronzenen Waffen Kämpften. Dieser Mundus kann unmöglich ohne Bronzewerkzeuge ausgehoben worden sein, ebenso wenig wie der Tunnel. Diese Steinspitzen müssen also aus einer Zeit stammen, in der Bronze noch zu wertvoll war, um sie für Pfeilspitzen zu verwenden, die ja häufig unwiederbringlich verloren gehen. Aus diesem Grund wurden sie noch aus Steinen gefertigt.“ Ich war ein bisschen stolz auf meine logische Schlussfolgerung.
    „Vielleicht hatte Porcia Recht“, sagte Hermes. „Sie hat uns doch erzählt, dass die Pfeile möglicherweise Opfergaben von Jägern waren, die um Glück bei der Jagd baten. Vielleicht war das in den alten Zeiten tatsächlich die tiefere Bedeutung der Pfeilopfer.“
    „Entweder das“, entgegnete ich, „oder es gibt in dieser Gegend einen gewaltigen Rachedurst.“ Und genau in diesem Moment machte es Klick, und ein weiteres Stückchen des Ganzen fügte sich an seinen Platz. Aber es ergab immer noch kein vollständiges Bild.
    „Ich wünschte, wir hätten eine Leiter“, sagte Hermes „Dann könnten wir hier raus steigen und auf der Straße zurückgehen. Das würde uns den Weg durch den Tunnel ersparen, und die Leute, die wir beim Tempel zurückgelassen haben, würden ihren Augen nicht trauen.“
    „Leider haben wir nicht daran gedacht, eine Leiter mitzubringen“, entgegnete ich. „Also, machen wir uns auf den Rückweg. Wir sollten die Unterwelt vor Einbruch der Dunkelheit verlassen haben.“
    Und so gingen wir den gleichen Weg zurück. Als wir aus dem Tunnel an die frische Luft traten, wurde es gerade Abend. Perna und seine Steinmetze saßen geduldig wartend auf dem Boden.
    „Leider könnt ihr heute Abend nicht mehr nach Hause gehen“, teilte ich ihnen mit. „Ich kann auf keinen Fall riskieren, dass irgendjemand erzählt, was wir heute hier gemacht haben. In der Tempelanlage gibt es passable Unterkünfte. Macht es euch dort bequem. Ich werde euch für die Zeit großzügig entlohnen.“
    „Mir und meinen Männern ist es egal, wo wir die Nacht verbringen“, antwortete Perna. „Hauptsache, wir werden bezahlt.“
    „Es dürfte ziemlich spät werden, bis wir wieder in der Villa sind“, sagte Hermes.
    „Ich bleibe hier, du reitest ohne mich zurück. Richte Julia aus, sie möge morgen herkommen und meinen kurulischen Stuhl mitbringen. Außerdem bitte ich dich, morgen noch ein paar andere Leute hierherzuschaffen. Zum einen Floria. Erinnerst du dich noch an meine Wegbeschreibung zu ihrem Haus?“
    „lch werde sie finden“, versprach er.
    „Finde sie, und bring sie her! Achte auf ausreichenden Schutz! Ich will auf keinen Fall, dass sie so endet wie die arme Hypatia. Nimm so viele Männer mit, wie du für erforderlich hältst. Und sorge dafür, dass Lucius Cordus hier erscheint!“
    „Wird erledigt. Sonst noch jemand?“
    „Fürs Erste nicht. Aber wenn es so weit ist, wirst du noch eine ganze Menge weitere Leute zusammentrommeln dürfen.“
    „Er grinste. „Jetzt wird es ernst, habe ich Recht?“
    Ich nickte. „Verdammt ernst.“

Kapitel XI
    Julia traf am späten Vormittag des nächsten Tages ein, begleitet von einem Großteil des Gefolges, das mit mir nach Süden gezogen war. Offenbar war sie zu dem Schluss gekommen, dass ich wieder in Amt und Würden war, weshalb sie darauf achtete, dass ich über ein entsprechendes Geleit verfügte.
    „Woher rührt dein plötzlicher Eifer?“, wollte sie von mir wissen.
    „Komm, lass uns da vorne unter den Bäumen einen kleinen Spaziergang machen“, entgegnete ich. „Was ich dir zu erzählen habe, ist noch nicht für jedermanns Ohren bestimmt.“ Dafür, dass ich sie ausschloss, bedachte Antonia mich mit einem bösen Blick, doch unter allen Frauen der Welt war sie wirklich die Letzte, der ich etwas anvertrauen würde. Eher wuchsen ihr Flügel, mit denen sie zum Mond flöge, als dass sie ein Geheimnis für sich behalten oder der Versuchung widerstehen konnte zu tratschen.
    In dem kleinen Hain berichtete

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