Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
gekommen. Entweder um zu verschwinden oder um jemanden zu treffen. Jemanden, dem sie vertraut hatte. Wen wollte sie treffen? Und warum wurde sie ermordet? Sie erwartete ein Baby. Spielte das eine Rolle? Vielleicht hatte sie einen Liebhaber, der durch diesen Umstand in Verlegenheit gebracht wurde und sie ermordet hatte, um sich des Problems zu entledigen. Das wäre zwar schändlich gewesen, derartige Verbrechen kamen relativ häufig vor, und wenn es so war, hatte ihre Ermordung nichts mit meinem Fall zu tun. Ich hatte das kribbelnde Gefühl, etwas entdeckt zu haben, wusste jedoch nicht was. Auf einmal war ich sicher, dass ihr Tod doch irgendwie mit den anderen Morden in Verbindung stand. Ich musste nur die Reihenfolge der Ereignisse rekonstruieren, die sie in jener Nacht zu diesen Stallungen geführt hatte und an deren Ende ihre Ermordung stand.
    Meine Männer folgten mir auf meinem Streifzug in gebotenem Abstand. Niemand hatte den Bogenschützen aus dem Hinterhalt vergessen, am wenigsten ich selber. Diese Tatsache amüsierte mich ein wenig. Hermes fragte mich nach dem Grund meines Kicherns.
    „Na ja“, erwiderte ich, „mir ist gerade durch den Kopf gegangen, dass dies für denjenigen, der mich umbringen wollte, der ideale Ort wäre, es noch einmal zu versuchen.
    Schließlich ist dieser Tempel Apollo dem Bogenschützen geweiht. Der Gott könnte dem Schützen also zur Seite stehen und dafür Sorge tragen, dass der Pfeil diesmal tödlich trifft.“
    „Rede nicht so“, wies Hermes mich zurecht. „Oder hast du vergessen, was Julia gesagt hat? Und sie hatte Recht: Unmittelbar danach wurdest du um ein Haar getötet.“
    „Du hörst zu viel auf Julia. Sie glaubt an das Schicksal und an das Eingreifen der Götter in die menschlichen Belange. Du wirst jedoch feststellen, dass dir die Menschen auch ohne Beteiligung der Götter unendlich viele Schwierigkeiten bereiten können. Die Götter lenken uns nur davon ab herauszufinden, was hier passiert ist.“
    „Wenn du meinst“, entgegnete Hermes zweifelnd. Er war als Sklave geboren worden und noch dazu als römischer Sklave. Und wie alle Welt weiß, zeichnen sie sich durch ihren ausgeprägten Aberglauben aus und ihren Hang, überall übernatürliche Kräfte am Werk zu sehen Erst recht, wenn sie auch noch leidenschaftlich dem Glücksspiel verfallen sind wie Hermes.
    Das Podium war von meiner letzten Gerichtsverhandlung noch aufgebaut, auch wenn mein kurulischer Stuhl mich natürlich nach Pompeji begleitet hatte. Wir setzten uns aufs Podium und verzehrten den Proviant, den wir mitgebracht hatten. Am frühen Nachmittag kam Perna in Begleitung von vier Männern zurück. Sie hatten Werkzeugtaschen geschultert und trugen Arbeitertuniken, die eine Schulter frei ließen, ihr Haar war grau von Steinstaub. Als Iola die Meißel und Hammer sah, die aus den Taschen der Männer lugten, gingen ihr beinahe die Augen über. Sie stürmte mit wehender Robe auf mich zu.
    „Praetor! Was hast du vor? Du kannst nicht zulassen, dass das Heiligtum des Orakels beschädigt wird! „
    „Wir werden keinen größeren Schaden anrichten“, versicherte ich ihr. „Das Heiligtum des Orakels wird nicht angetastet, wir machen uns weder an dem Schrein zu schaffen noch an der Hekatestatue. Wir hauen lediglich Inder Nähe des Eingangs ein kleines Loch in den Fels. Wenn wir fertig sind verschließen wir es auch, wenn du willst. Du kannst es sogar mit Ruß beschmieren, um sichtbare Spuren zu beseitigen. “Ich sah sie an, und als ich den Ruß erwähnte, wusste sie, dass ich von der Decke sprach. Ihr Ausdruck von Wut und Sorge wich blankem Entsetzen.
    „Ich verbiete es!“, rief sie wie ein Volkstribun, der gegen ein Gesetz sein Veto einlegt. „Du darfst deine profanen Hände nicht an das Heiligtum legen! Hekate wird dich verfluchen! Sie wird ihre schwarzen Hunde auf dich hetzen, damit sie dich in Stücke reißen! Sie wird ... „
    „Halt den Mund!“, herrschte ich sie an. Ich wollte nicht, dass die Arbeiter sich meinem Auftrag aus Angst vor göttlicher Strafe verweigerten. Ich schnippte mit den Fingern, woraufhin meine Liktoren Iola und ihr kleines Häuflein umringten. „Führt sie zu ihren Unterkünften, und haltet sie gefangen, bis ich euch Anweisung erteile, sie wieder freizulassen. Jeder, der zu fliehen versucht, ist sofort hinzurichten.“
    „Das darfst du nicht, Praetor!“, schrie sie. „Dazu hast du nicht das Recht!“ Einer meiner Liktoren erstickte ihren Protest, indem er ihr seine riesige Hand

Weitere Kostenlose Bücher