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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ausreichend untersucht habe.“
    „Aber Praetor, wir haben jede Menge Besucher, die den Rat der Hekate benötigen.“ Sie deutete auf die kleine Menschenansammlung, die im Schatten der Bäume wartete.
    „Sie können ein andermal wiederkommen. Hier geht es um offizielle Amtsgeschäfte. Und du tust gut daran, sie nicht zu behindern.“
    Sie verbeugte sich. „Selbst die Diener der Götter müssen sich der Autorität Roms beugen.“
    Ich saß ab. „Perna und Hermes, ihr kommt mit mir!“
    Wir gingen zum Tunneleingang und entzündeten die Fackeln, die wir mitgebracht hatten. Wir mussten nicht weit hinabsteigen. Bei den ersten Belüftungsschlitzen hielt ich meine Fackel hoch. Die Flamme wurde leicht Richtung Schlitz angesogen.
    „Was befindet sich über diesem Tunnel?“, wandte ich mich an Perna. „Es muss irgendeine Art Kanal geben, durch den die Luft in diesen Tunnel zu- und abgeführt wird. Welcher Art ist dieser Kanal?“
    Perna musterte den Schlitz. „Na ja, genau über diesem Tunnel muss es einen weiteren geben, der parallel zu diesem verläuft - bis nach unten.“
    „Wie groß mag dieser Tunnel sein?“
    Er zuckte mit den Achseln. „Mindestens so groß wie dieser. Viel kleiner kann er jedenfalls nicht sein, sonst hätte es nicht genug Raum für die Tunnelbauer gegeben.“
    „Und wohin mag dieser Tunnel führen?“, fragte ich. „Keine Ahnung. Ich kenne hier in der Nähe keinen weiteren Zugang zu einem Tunnel. Er könnte natürlich eingestürzt oder mit Schutt gefüllt sein. In jedem Fall muss es ausreichend Raum für die Luftzirkulation geben, sonst würde da unten jeder ersticken.“ Bei diesen Worten deutete hinab in den düsteren Tunnel.
    „Ich muss wissen, wohin er führt. Deshalb habe ich folgenden Auftrag für dich, Perna. Trommel ein paar gute Steinmetze zusammen, und bring sie samt ihrem Werkzeug hierher! Und zu niemandem ein Wort.“
    „Wofür brauchst du sie?“, wollte er wissen.
    „Sie sollen da oben ein Loch in den Fels hauen“, erwiderte ich und zeigte auf den Belüftungsschlitz. „Es muss so groß sein, dass wir in den über uns liegenden Belüftungstunnel steigen können. Ich will wissen, wohin er führt, und zwar in beide Richtungen.“
    „Aber Praetor“, wandte er ein, „das wird die Göttin als Schändung betrachten. Nach allem, was ich gehört habe, sollte man sich mit Hekate besser nicht anlegen. Ich will es mir auf keinen Fall mit ihr verderben.“
    „Unsinn“, entgegnete ich. „Tempel werden ständig verändert, erweitert und restauriert. Die Götter kümmern sich nicht um ein bisschen Meißelarbeit. Wir bringen alles wieder in Ordnung, und ich besänftige die Göttin mit einem stattlichen Opfer. Und jetzt geh. Und vergiss nicht: Zu niemandem ein Wort über unser Vorhaben.“
    „Wie du wünschst, Praetor.“ Er machte sich auf den Weg, und auch Hermes und ich gingen nach draußen.
    „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“, fragte Hermes.
    „Es ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, was sich zugetragen hat und wie das Ganze durchgeführt wurde. Wahrscheinlich wird Iola uns Schwierigkeiten bereiten. Wenn es so weit ist, müssen sich die Liktoren um sie und ihren Anhang kümmern. Geh zu ihnen und informiere sie, aber ohne dass es auffällt. Und sie sollen darauf achten, dass keiner der Diener des Orakels das Gelände verlässt, Ich will auf keinen Fall, dass irgendjemand gewarnt wird. Notfalls musst du jeden, der abhauen will, aufhalten.“
    „Ich kümmere mich darum“, versprach er.
    Während wir darauf warteten, dass Perna zurückkam, ging ich im Schatten der Bäume auf und ab und dachte darüber nach, was ich bisher wusste und was ich noch heraus finden musste. An dieser Stelle hatte Floria unbeabsichtigt heikle Informationen über ihren Herrn preisgegeben, und während ich mir dies in Erinnerung rief, fügte sich in meinem Kopf ein weiteres Teilchen ein wie ein Stein in eine gut gearbeitete Mauer. Ich lächelte. Allmählich wurde mir einiges klarer.
    Ich verließ den Hain, umrundete die Anlage und betrat den Apollotempel. Drinnen untersuchte ich ein weiteres Mal die ausgeklügelte Falltür und rief mir in Erinnerung, dass es in dem Tunnel keine Belüftungsschlitze gab, weil niemand, der ihn betrat, davon ausging, sich so lange dort unten aufzuhalten, dass er ersticken könnte.
    Vom Tempel ging ich hinüber zu den Stallungen und musterte noch einmal die Stelle, an der wir die Leiche Hypatias gefunden hatten. Sie war mitten in der Nacht hierher

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