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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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hatte.
    Mr. Ramsey trat ihm entgegen. »Ihr Mut ist das erste Gesprächsthema drunten in der Times «, begann er. »Ein Artikel…« Als er Mr. Tagomis Gesichtsausdruck sah, hielt er inne.
    »Antwort bezüglich wichtiger Dinge«, sagte Mr. Tagomi. »General Tedeki? Das heißt alias Mr. Yatabe?«
    »Auf sorgfältig getarntem Flug zurück nach Tokio. Wir haben nach allen Seiten Fehlinformationen ausgestreut.« Mr. Ramsey legte die Finger übereinander, um seine Hoffnung zu symbolisieren.
    »Bitte berichten Sie mir über Mr. Baynes.«
    »Ich weiß nicht. Während Ihrer Abwesenheit erschien er kurz, beinahe verstohlen, sagte aber nichts.« Mr. Ramsey zögerte. »Vielleicht ist er nach Deutschland zurückgekehrt.«
    »Für ihn wäre es weit besser, zu den Heimatinseln zu fahren«, sagte Mr. Tagomi hauptsächlich zu sich selbst. Außerdem galt ihre besondere Sorge auch mehr dem alten General.
    Das Ganze geht über meinen Horizont, dachte Mr. Tagomi. Man hat mich und mein Büro benützt. Und das war auch richtig und gut. Ich war ihr – wie nannte man das? Ihre Fassade, ihre Deckung. Ich bin eine Maske. Ich verberge die Wirklichkeit. Hinter mir, verborgen, vollzieht sich die Wirklichkeit, sicher vor unbefugten Augen.
    Eigenartig, dachte er. Manchmal ist es wichtig, eine Kulisse zu sein, wie aus Karton. Das Gesetz der Wirtschaft: Nichts darf verschwendet werden. Selbst das Unwirkliche nicht.
    Miss Ephreikian erschien, erregt. »Mr. Tagomi. Die Telefonzentrale schickt mich.«
    »Beruhigen Sie sich, Miss«, sagte Mr. Tagomi. Der Strom der Zeit treibt uns an, dachte er.
    »Sir, der deutsche Konsul ist hier. Er möchte Sie sprechen.« Ihr Blick wanderte zwischen ihm und Mr. Ramsey hin und her. Ihr Gesicht war unnatürlich bleich. »Es heißt, er sei schon früher hier im Gebäude gewesen, aber man wußte, daß Sie…«
    Mr. Tagomi brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Mr. Ramsey. Bitte nennen Sie mir den Namen des Konsuls.«
    »Freiherr Hugo Reiss, Sir.«
    »Jetzt erinnere ich mich.« Nun, dachte er, Mr. Childan hat mir also doch einen Gefallen getan. Indem er es ablehnte, die Waffe anzunehmen.
    Er nahm seine Mappe, verließ sein Büro und ging in den Korridor hinaus. Dort stand ein schmächtig gebauter, gut gekleideter Weißer. Kurzgeschnittenes orangefarbenes Haar, glänzende schwarze Halbschuhe aus europäischem Leder, aufrechte Haltung. Eine weibliche Zigarettenspitze aus Elfenbein. Kein Zweifel, daß er es war.
    »Herr H. Reiss?« sagte Mr. Tagomi.
    »Bisher haben wir unsere Geschäfte per Post, Telefon et cetera erledigt«, sagte Mr. Tagomi. »Aber uns nie von Angesicht zu Angesicht gesehen.«
    »Eine Ehre«, sagte Herr Reiss und kam auf ihn zu. »Selbst angesichts der höchst unangenehmen Umstände.«
    »Das ist die Frage«, sagte Mr. Tagomi.
    Der Deutsche hob die Brauen.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Mr. Tagomi. »Angesichts dieser Umstände sind meine Sinne etwas benommen.«
    »Schrecklich«, sagte Herr Reiss. Er schüttelte den Kopf. »Als ich…«
    »Ehe Sie Ihre Litanei beginnen«, sagte Mr. Tagomi, »lassen Sie mich sprechen.«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Ich habe persönlich Ihre beiden SD - Männer erschossen«, sagte Mr. Tagomi.
    »Die Polizei hat mich vorgeladen«, sagte Herr Reiss und blies widerlichen Zigarettenrauch aus. »Ich war stundenlang auf dem Revier in der Kearneystreet und in der Leichenhalle, und dann habe ich die Aussage gelesen, die Ihre Mitarbeiter den Polizeibeamten übergeben haben. Absolut schrecklich diese Geschichte, von Anfang bis Ende.«
    Mr. Tagomi schwieg.
    »Jedoch«, fuhr Herr Reiss fort, »die Behauptung, daß die Verbrecher mit dem Reich in Verbindung stehen, ist nicht bestätigt. Soweit es mich betrifft, handelt es sich um die Tat von Wahnsinnigen. Ich bin überzeugt, daß Sie völlig korrekt gehandelt haben, Mr. Tagori.«
    »Tagomi.«
    »Meine Hand«, sagte der Konsul und streckte die Hand aus. »Wir wollen ein Gentlemanagreement abschließen und uns die Hand darauf geben, um das alles fallen zu lassen. Es ist unwürdig, insbesondere in diesen kritischen Zeiten, wo ein dummer Zeitungsbericht den Mob aufrütteln könnte zum Schaden der Interessen unserer beiden Nationen.«
    »Trotzdem lastet Schuld auf meiner Seele«, sagte Mr. Tagomi. »Blut, Herr Reiss, kann nie wie Tinte ausradiert werden.«
    Der Konsul schien verblüfft.
    »Ich bitte um Vergebung«, sagte Mr. Tagomi. »Aber Sie können sie mir nicht gewähren. Wahrscheinlich kann das niemand.«
    Der

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