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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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meine Unhöflichkeit beklagen Vielleicht hat er sogar das Recht dazu. Aber meine Arbeit ist getan. Der Rest liegt bei Tokio und den Parteien in Deutschland. Ich habe keinen Platz in diesem Streit.
    Und dabei dachte ich, es sei nur Plastik, dachte er. Ein wichtiger Geschäftsmann. Das Orakel hat es geahnt und einen Hinweis gegeben, aber…
    »Ziehen Sie sein Hemd aus«, sagte eine Stimme. Der Arzt des Gebäudes, ganz bestimmt. Eine höchst wichtige Stimme; Mr. Tagomi lächelte.
    Tun ist alles. War das vielleicht die Antwort? fragte sich Mr. Tagomi.
    Was hatte das Orakel gesagt? Auf seine Frage in dem Büro, als diese zwei im Sterben lagen oder schon tot waren. Einundsechzig. Innere Wahrheit. Schweine und Fische sind die am wenigsten intelligenten von allen; schwer zu überzeugen. Ich bin es. Das Buch meint mich. Ich werde nie völlig begreifen; das ist das Wesen solcher Geschöpfe. Oder ist das jetzt die innere Wahrheit, das, was mir geschieht? Ich werde warten. Ich werde sehen.
    Vielleicht beides.
    An diesem Abend, unmittelbar nach dem Essen, kam ein Polizeibeamter zu Frank Frinks Zelle, schloß die Tür auf und sagte ihm, er solle sich seine Habseligkeiten in der Aufnahme abholen.
    Und kurz darauf stand er vor dem Revier Kearneystreet auf der Straße zwischen den Passanten, den Bussen, den hupenden Autos und den schreienden Pedotaxifahrern. Es war kühl. Lange Schatten lagen vor den Gebäuden. Frank Frink stand einen Augenblick da und schloß sich dann automatisch einer Gruppe von Leuten an, die die Straße überquerten.
    Ohne Grund verhaftet, dachte er. Und dann haben sie mich genauso grundlos wieder gehen lassen. Sie hatten ihm gar nichts gesagt, ihm einfach seinen Sack mit Kleidern, der Brieftasche, der Uhr, der Brille zurückgegeben und sich ihrem nächsten Fall zugewandt, einem alten heruntergekommenen Trunkenbold.
    Ein Wunder, dachte er, daß sie mich gehen ließen. Irgendein Versehen. Rechtens sollte ich jetzt in einem Flugzeug auf dem Weg nach Deutschland sitzen. Zur Liquidierung.
    Er konnte es immer noch nicht glauben. Weder die Verhaftung, noch das hier. Unwirklich. Er schlenderte an den geschlossenen Läden vorbei.
    Ein neues Leben, dachte er. Wie eine Wiedergeburt.
    Wem soll ich danken? Vielleicht beten?
    Aber zu was beten? Ich wünschte, ich verstünde das, sagte er zu sich, während er an den Neonreklamen, den Schaufenstern der Grand Avenue entlangschlenderte. Ich will begreifen. Ich muß.
    Aber er wußte, daß er nie begreifen würde.
    Sei froh, dachte er, und geh weiter.
    Und sein Geist befahl ihm: zurück zu Ed. Ich muß in die Werkstätte zurück. In den Keller. Muß weiterarbeiten, da weitermachen, wo ich aufgehört habe. Arbeiten und nicht denken, nicht aufblicken oder zu begreifen suchen. Ich muß beschäftigt bleiben.
    Block für Block eilte er durch die finster werdende Stadt.
    Und als er die Werkstätte erreichte, fand er Ed McCarthy an der Werkbank sitzend. Er aß. Zwei Butterbrote, eine Thermosflasche Tee, eine Banane und ein paar Kekse. Frank Frink stand unter der Tür und keuchte.
    Endlich hörte ihn Ed und drehte sich um.
    »Ich dachte schon, du wärst tot«, sagte er. Er kaute, schluckte rhythmisch und nahm wieder einen Bissen.
    Ed hatte den kleinen Elektroofen eingeschaltet. Frank kauerte daneben nieder und wärmte seine Hände.
    »Bin froh, daß du wieder da bist«, sagte Ed und schlug Frank auf den Rücken. Dann machte er sich wieder über sein Sandwich her. Er sagte nichts mehr; nur das Summen des Heizofens war zu hören und Eds Kauen.
    Frank legte seine Jacke über einen Stuhl, nahm sich eine Handvoll halbfertiger Silberstücke und trug sie an die Poliermaschine.

15
     
     
    Hauptmann Rudolf Wegener, im Augenblick unter dem Decknamen Conrad Goltz reisend, Großhandelsvertreter für medizinische Geräte, spähte durch das Fenster der Lufthansa Me 9-e Rakete. Europa voraus. Wie schnell, dachte er. Wir landen in etwa sieben Minuten in Tempelhof.
    Ich möchte wissen, was ich erreicht habe, dachte er. Jetzt ist General Tedeki am Zuge. Aber immerhin haben wir die Information an sie weitergeleitet. Wir haben getan, was uns möglich war.
    Aber es besteht kein Grund zum Optimismus, dachte er. Wahrscheinlich können die Japaner nichts tun, um den Kurs der deutschen Innenpolitik zu verändern. Die Goebbelsregierung hat die Macht und wird sie wahrscheinlich auch behalten. Nachdem sie sich innerlich gefestigt hat, wird sie erneut den Plan der Operation Löwenzahn aufgreifen. Und ein weiterer

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