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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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hinein, sah über seine Schulter.
    »Hör zu«, sagte Frank. »Kann ich ein paar Stücke meiner Frau schicken?«
    »Hab gar nicht gewußt, daß du verheiratet warst.« Ed war nicht ganz bei der Sache. Er mußte sich jetzt um das Parken kümmern. »Sicher, so lange es kein Silber ist.«
    Er schaltete den Motor ab.
    »Wir sind da«, sagte er. Er sog den Marihuanarauch tief in die Lungen, drückte die Zigarette aus und warf den Stummel auf den Boden. »Du kannst mir Glück wünschen.«
    »Viel Glück«, sagte Frank Frink. »He, schau, da steht eines dieser japanischen Wake-Gedichte auf der Zigarettenschachtel.«
    Ed las das Gedicht vor:
    Ich hörte einen Kuckuck rufen.
Ich blickte in die Richtung, aus der sein Ruf kam:
Und was sah ich? Nur den bleichen Mond am dämmernden Himmel.
    Er reichte Frank die Zigarettenpackung. »Herr Jesus!« sagte er, schlug Frank auf den Rücken, grinste, öffnete die Tür, nahm den Korb und stieg aus. Und dann war er zwischen den Fußgängern verschwunden.
    Juliana, dachte Frank. Bist du auch so allein wie ich? Der Mensch ist allein, dachte er. Er sieht nichts als die dunkler werdenden Schatten seines Lebens. Seinen Weg zum Grabe. Wenn sie hier wäre, wäre es nicht so schlimm. Ich habe Angst, erkannte er. Und wenn Ed jetzt nichts verkauft? Wenn sie uns auslachen? Was dann?
    Juliana lag auf einer Decke auf dem Fußboden ihrer Wohnung und hielt Joe Cinnadella fest. Das Zimmer war warm, und das Licht der Nachmittagssonne fiel durch die Fenster. Ihr Körper und der Körper des Mannes in ihren Armen waren vom Schweiß feucht. Ein Tropfen, der über Joes Stirn rollte, blieb einen Augenblick an seinem Backenknochen hängen und fiel dann auf ihren Hals.
    »Du tropfst ja noch«, murmelte sie.
    Er sagte nichts. Sein Atem, lang, langsam, regelmäßig…
    Wie das Meer, dachte sie. Wir sind nichts als Wasser.
    »Wie war es?« fragte sie.
    Er murmelte irgend etwas, das wie ›gut‹ klang.
    »Das hab ich mir gedacht«, meinte Juliana. »Das spüre ich. Und jetzt müssen wir aufstehen. Oder ist das schlecht? Ein Zeichen von innerer Ablehnung.«
    Er regte sich.
    »Stehst du auf?« Sie umklammerte ihn mit den Armen. »Nicht. Noch nicht.«
    »Mußt du nicht in den Turnsaal?«
    »Ich gehe nicht in den Turnsaal«, sagte Juliana. »Weißt du das nicht? Wir werden irgendwohin gehen, wir werden hier nicht mehr lange bleiben. Irgendwohin, wo wir noch nie waren. Höchste Zeit.«
    Sie spürte, wie er sich aufrichtete, fühlte, wie ihre Hände über seinen feuchten Rücken glitten. Und dann hörte sie ihn herumgehen, seine barfüßigen Schritte auf dem Boden. Bestimmt ins Bad, um zu duschen.
    Jetzt ist es vorbei, dachte sie. Na schön. Sie seufzte.
    »Ich höre dich«, sagte Joe aus dem Bad. »Du stöhnst. Immer niedergeschlagen, nicht wahr? Angst und Sorge und Argwohn über mich und alles in der Welt…« Er kam kurz heraus, wassertriefend, strahlend. »Möchtest du gern eine Reise machen?«
    Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. »Wohin?«
    »In irgendeine Großstadt. Nach Norden vielleicht. Nach Denver? Wir gehen zusammen aus, in eine Show, in ein gutes Restaurant. Du bekommst ein Abendkleid oder was du sonst brauchst, okay?«
    Sie konnte es kaum glauben, aber sie wollte es glauben, versuchte es.
    »Schafft dein Studebaker das?« rief Joe.
    »Sicher«, sagte sie.
    »Wir kaufen uns Kleider«, sagte er. »Wir wollen unser Leben genießen, vielleicht zum ersten Mal. Damit du nicht zusammenbrichst.«
    »Und wo nehmen wir das Geld her?«
    »Das hab ich«, sagte Joe. »Schau in meinen Koffer.« Er schloß die Badezimmertür, und das Rauschen des Wassers übertönte seine Worte.
    Sie machte die Tür des Kleiderschranks auf und holte seinen zerbeulten kleinen Koffer heraus. Tatsächlich, da war der Umschlag voller Reichsbanknoten. Große Scheine, überall zu gebrauchen. Dann können wir es machen, dachte sie. Vielleicht führt er mich nicht bloß an der Nase herum. Ich wollte, ich könnte mich in ihn hineinversetzen und sehen, was dort ist, dachte sie und zählte das Geld…
    Und unter dem Umschlag fand sie einen großen, zylinderförmigen Füllhalter. Wenigstens sah es so aus wie ein Füllhalter; jedenfalls hatte es einen Clip. Aber es war so schwer. Vorsichtig schraubte sie die Kappe ab. Ja, da war eine Goldspitze, aber… »Was ist das?« fragte sie Joe, als er aus dem Bad kam. Er nahm es ihr weg, legte es in den Koffer zurück. Wie vorsichtig er damit umging. Es fiel ihr auf.
    »Schon wieder niedergeschlagen?« fragte

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