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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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natürlich einen Weißen dazu brauchen. Was wohl Skorzeny heutzutage macht?
    Reiss las den Umschlagtext des Buches. Hinter Barrikaden lebt dieses Judenschwein. In einem Schloß auf dem Berge. Und wer hineinkommt, kann nicht mehr heraus.
    Vielleicht ist es dumm. Schließlich ist das Buch ja schon im Druck. Zu spät. Und dieses Gebiet wird von den Japanern beherrscht… die kleinen gelben Zwerge würden Wirbel machen.
    Trotzdem, wenn man es richtig anpackte…
    Freiherr Hugo Reiss machte eine Notiz. SS-General Otto Skorzeny stand dort. Oder noch besser Otto Ohlendorf im Amt III des Reichssicherheitshauptamts. War Ohlendorf nicht Chef der Einsatzgruppe D?
    Und dann überkam ihn plötzlich blinde Wut. Ich dachte, das sei vorbei. Hört das denn nie auf? Der Krieg ist vor Jahren zu Ende gegangen. Und wir dachten schon damals, es sei vorbei. Und dann dieses Fiasko in Afrika. Dieser verrückte Seyss-Inquart.
    Dieser Bob Hope hat schon recht, dachte er. Mit seinem Witz über unsere Kontakte auf dem Mars. Mars von Juden bewohnt. Selbst dort sehen wir sie. Ich habe meine Routinepflichten, entschied er. Ich habe keine Zeit für solche Abenteuer, für Einsatzkommandos. Schließlich muß ich deutsche Seeleute begrüßen und Codetelegramme beantworten.
    Er riß das Blatt von seinem Block und zündete es in seinem Aschenbecher an.
    Es klopfte. Und seine Bürotür öffnete sich. Sein Referent kam mit einer Handvoll Papier herein. »Dr. Goebbels’ Rede. Vollständig.« Pferdehuf legte ihm die Blätter auf den Tisch. »Sie müssen sie lesen. Recht gut – eine seiner besten.«
    Und Reiss zündete sich eine Simon Arzt Nr. 7 an und begann, Dr. Goebbels’ Rede zu lesen.

9
     
     
    Nach zwei Wochen beinahe unablässiger Arbeit hatte ›Edfrank Juwelierkunst‹ die erste Charge vollendet. Da lagen die Stücke jetzt auf zwei mit schwarzem Samt überzogenen Brettern, die wiederum in einen Tragekorb japanischen Ursprungs paßten. Und Ed McCarthy und Frank Frink hatten Visitenkarten anfertigen lassen.
    Alles, was sie getan hatten, war professionell gemacht worden. Sie blickten auf ihren Schmuck, ihre Karten, ihre Musterkoffer, und nichts deutete auf den Amateur hin. Warum auch? dachte Frank Frink. Schließlich sind wir beide Profis; nicht gerade in der Herstellung von Juwelierarbeiten, aber im allgemeinen.
    Auf den Vorlagebrettern lag eine gute Auswahl. Armreife aus Bronze, Kupfer, Messing, ja sogar heiß geschmiedetem schwarzem Eisen. Anhänger, hauptsächlich aus Messing mit kleinen Silbereinlagen. Silberne Ohrringe. Nadeln aus Silber oder Messing. Das Silber hatte eine Menge gekostet, und sie hatten sogar ein paar Halbedelsteine eingekauft: Barockperlen, Jett, ein paar Feueropale. Und wenn die Dinge gut liefen, würden sie es vielleicht mit Gold und ein paar kleinen Diamanten versuchen.
    Das Gold würde ihnen den echten Profit bringen. Sie hatten bereits angefangen, sich um Schrottgold zu kümmern, eingeschmolzene alte Stücke ohne künstlerischen Wert – das war viel billiger als neues Gold.
    Trotzdem würden die Kosten enorm sein. Andererseits würde eine Goldnadel mehr als vierzig Messingnadeln eintragen… immer vorausgesetzt, wie Frank schon früher erwähnt hatte, daß ihr Zeug überhaupt verkäuflich war.
    Bis jetzt hatten sie nämlich noch nicht versucht, etwas zu verkaufen. Sie hatten zuerst ihre wichtigsten technischen Probleme gelöst; ihre Werkbank mit Motoren, Flexkabel, Schleifsteinen und Polierrädern ausgerüstet. Ihre Werkstatt ließ jetzt wirklich nichts mehr zu wünschen übrig. Auch die Juwelierwerkzeuge. Zangen aus Deutschland und Frankreich, Mikrometer, Diamantbohrer, Pinzetten, Poliertücher, winzige, handgeschmiedete Hämmer… gut die Hälfte ihrer zweitausend Dollar war dafür drauf gegangen. Ihr Firmenkonto wies jetzt nur noch zweihundertfünfzig Dollar auf. Aber sie hatten eine Handelslizenz, und alles war in bester Ordnung. Jetzt mußten sie nur noch etwas verkaufen.
    Kein Händler kann sich unsere Ware gründlicher ansehen, als wir es getan haben, dachte Frink, als er ihre Stücke musterte. Sie sahen wirklich gut aus, diese paar ausgewählten Stücke, jedes sorgfältig untersucht, ob die Schweißnähte auch glatt waren, ob irgendwo noch eine Unebenheit zurückgeblieben war… nein, wir können uns wirklich nicht leisten, auch nur den geringsten Fehler zu machen.
    Robert Childans Laden stand zuoberst auf ihrer Liste. Aber nur Ed konnte dort hingehen; Childan würde sich bestimmt an Frank Frink

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