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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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schließlich heraus: »Sie meinen, ich soll das hier lassen und Sie zahlen später, wenn…«
    »Sie bekommen zwei Drittel von der Einnahme, wenn die Stücke verkauft sind. Auf diese Weise bekommen Sie mehr. Sie müssen natürlich warten, aber…« Childan zuckte die Achseln. »Ich muß das Ihnen überlassen. Ich kann wahrscheinlich ein Fenster damit dekorieren. Und wenn die Sachen sich verkaufen, dann können wir vielleicht später in einem Monat beim nächsten Auftrag – nun, wir könnten dann vielleicht einige Stücke fest übernehmen.«
    Der Vertreter hatte jetzt eine Stunde damit zugebracht, seine Ware auszulegen. Alles lag auf dem Tisch. Er würde eine weitere Stunde brauchen, um wieder einzupacken. Schweigen herrschte. Keiner der beiden Männer sagte etwas. »Die Stücke, die Sie zur Seite gelegt haben…«, sagte der Verkäufer mit leiser Stimme. »Die wollen Sie haben?«
    »Ja, Sie können sie alle dalassen.« Childan schlenderte zu seinem Büro in der hinteren Hälfte des Ladens. »Ich schreibe Ihnen einen Lieferschein aus. Damit Sie etwas Schriftliches in der Hand haben.« Als er mit dem Blatt zurückkam, fügte er hinzu: »Sie sind sich natürlich darüber im klaren, daß bei Kommissionsware die Verantwortung im Falle eines Diebstahls oder einer Beschädigung nach wie vor bei Ihnen liegt.« Er ließ den Vertreter ein vervielfältigtes Blatt unterschreiben. Der Laden würde nie eine Verantwortung übernehmen. Wenn die nicht verkauften Stücke zurückgegeben wurden und dann etwas fehlte – mußte es gestohlen sein, erklärte sich Childan selbst. Es wird immer gestohlen. Besonders kleine Stücke wie Schmuck.
    Robert Childan konnte gar nicht verlieren. Er brauchte nichts für den Schmuck dieses Mannes zu bezahlen; er brauchte nichts zu investieren. Wenn er etwas verkaufte, verdiente er, und wenn nicht, gab er einfach alles zurück – zu irgendeinem vagen späteren Zeitpunkt.
    Childan füllte das Blatt aus, machte eine Liste der Gegenstände. Dann unterschrieb er und gab dem Verkäufer eine Kopie. »Sie können mich ja in etwa einem Monat einmal anrufen«, sagte er. »Dann werde ich Ihnen sagen, wie es gelaufen ist.«
    Er nahm die Stücke, die er haben wollte, und überließ den Vertreter sich selbst. Ich hätte nicht gedacht, daß er das mitmachen würde, dachte er. Aber man kann nie wissen. Versuchen muß man es immer.
    Als er wieder aufblickte, sah er, daß der Vertreter sich bereits zum Gehen anschickte. Er hatte den Korb unter dem Arm, und die Theke war frei. Der Mann kam jetzt auf ihn zu.
    »Ja?« sagte Childan. Er hatte in ein paar Schriftstücken geblättert.
    »Ich möchte Ihnen unsere Karte dalassen.« Der Verkäufer legte ihm eine eigenartige grau-rote Karte auf den Tisch. »›Edfrank Juwelierkunst‹. Da steht unsere Adresse und unsere Telefonnummer, falls Sie mit uns in Verbindung treten wollen.«
    Childan nickte, lächelte stumm und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Als er wieder aufblickte, war der Laden leer. Der Vertreter war gegangen.
    Childan schob einen Nickel in den Teeautomaten und holte sich eine Tasse Instant-Tee, den er nachdenklich schlürfte. »Bin neugierig, ob das Zeug sich verkaufen läßt. Höchst unwahrscheinlich. Aber gut gemacht. Ich habe wirklich noch nie so etwas gesehen.« Er untersuchte eine der Nadeln. Ein interessantes Design. Jedenfalls keine Amateure.
    Ich werde die Preise höher setzen. Ganz besonders darauf hinweisen, daß es sich um handgemachte Stücke handelt. Einmalig. Kleine Kunstwerke. Eine exklusive Creation, nur für Sie.
    Und dann kam ihm ein anderer Gedanke. Hier stellt sich das Problem der Echtheit nicht . Und dieses Problem kann eines Tages die ganze Branche ruinieren. Nicht heute oder morgen – aber irgendwann einmal.
    Es war immer gut, nicht alle Eisen in einem Feuer zu haben. Der Besuch dieses jüdischen Gangsters hatte ihn darauf gebracht. Wenn ich in aller Ruhe ein Lager nicht historischer Gegenstände aufbaue, zeitgenössische Kunst, dann schaffe ich mir auf diese Weise vielleicht einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Und so lange es mich nichts kostet… er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, so daß er die Wand berührte, nippte an seinem Tee und dachte nach.
    Der Augenblick ändert sich. Man muß bereit sein, sich anzupassen. Wenn man nicht plötzlich auf dem Trockenen sitzen will. Sich anpassen .
    Das Gesetz des Überlebens, dachte er. Immer die Augen offenhalten und beobachten, was sich um einen herum tut. Lernen, was der Augenblick

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