Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
Vom Netzwerk:
Hotelzimmer und fuhr mit dem Aufzug ins Parterre. Draußen ließ er sich vom Portier ein Pedotaxi rufen und sich in die Marketstreet fahren.
    »Dort«, sagte er zu dem schwitzenden chinesischen Fahrer, als er das Zeichen sah, nach dem er Ausschau gehalten hatte. »Anhalten.«
    Das Pedotaxi hielt neben einem Hydranten. Mr. Baynes zahlte und schickte den Mann weg. Niemand schien ihm gefolgt zu sein. Mr. Baynes ging zu Fuß weiter. Kurz darauf betrat er mit einigen anderen Kunden das große Fugawarenhaus.
    Überall waren Käufer. Eine Theke nach der anderen. Verkäuferinnen und dazwischen verstreut ein paar Japaner als Abteilungsleiter. Es herrschte ein unglaublicher Lärm.
    Nach einigem Suchen fand Mr. Baynes die Herrenabteilung. Er blieb neben einem Gestell mit Herrenhosen stehen und begann sich die Ware anzusehen. Kurz darauf erschien ein junger weißer Verkäufer und begrüßte ihn.
    »Ich bin noch einmal wegen der dunkelbraunen Wollhosen da, die ich mir gestern angesehen habe«, sagte Mr. Baynes. Als der Verkäufer ihn verständnislos ansah, sagte er: »Mit Ihnen habe ich aber nicht gesprochen. Der Verkäufer war größer, roter Schnurrbart. Ziemlich schmal. Er hatte den Namen Larry auf dem Jackett stehen.«
    »Der ist gerade beim Mittagessen«, sagte der Verkäufer. »Aber er ist gleich wieder da.«
    »Ich gehe inzwischen in eine Kabine und probiere die hier«, sagte Mr. Baynes und nahm eine Hose vom Bügel.
    »Selbstverständlich, Sir.« Der Verkäufer deutete auf eine freie Kabine und ging weg, um jemand anderen zu bedienen. Mr. Baynes schloß die Kabinentür hinter sich. Dann nahm er auf einem der beiden Stühle Platz und wartete.
    Kurz darauf klopfte es. Die Türe öffnete sich, und ein kleiner Japaner in mittleren Jahren trat ein. »Kommen Sie von auswärts, Sir?« sagte er zu Mr. Baynes. »Und ich soll Ihnen einen Kredit bewilligen? Zeigen Sie mir bitte Ihre Papiere.«
    Er schloß die Tür hinter sich. Mr. Baynes nahm seine Brieftasche heraus. Der Japaner setzte sich und begann, den Inhalt der Brieftasche zu untersuchen. Als er auf ein Mädchenbild stieß, hob er es hoch und sagte: »Sehr hübsch.«
    »Das ist meine Tochter Martha.«
    »Ich habe auch eine Tochter, die Martha heißt«, sagte der Japaner. »Sie ist jetzt in Chicago und studiert am Konservatorium.«
    »Meine Tochter wird bald heiraten«, sagte Mr. Baynes.
    Der Japaner gab ihm die Brieftasche zurück und wartete gespannt.
    Und Mr. Baynes sagte: »Ich bin jetzt seit zwei Wochen hier, und Mr. Yatabe ist noch nicht aufgetaucht. Ich möchte wissen, ob er noch kommen wird. Und falls nein, was ich tun soll.«
    »Kommen Sie morgen nachmittag wieder«, meinte der Japaner. Dann stand er auf, und Mr. Baynes stand ebenfalls auf. »Guten Tag.«
    »Guten Tag«, nickte Mr. Baynes und verließ die Kabine. Er hängte die Hose wieder in das Regal und verließ das Warenhaus.
    Das hat nicht besonders lange gedauert, dachte er, als er durch die Stadt schlenderte. Ob er wirklich bis dahin Informationen beschaffen kann? Kontakt mit Berlin aufnehmen, meine Fragen durchgeben, alles verschlüsseln und wieder entschlüsseln…?
    Aber offenbar ging das.
    Jetzt wünschte ich nur, ich hätte schon früher mit dem Agenten Verbindung aufgenommen. Auf die Weise hätte ich mir viel Sorge ersparen können. Und offenbar war die Sache gar nicht sonderlich riskant; alles ist so glatt gelaufen, insgesamt hat es nur fünf oder sechs Minuten gedauert.
    Mr. Baynes ging weiter, sah ins Schaufenster. Er fühlte sich jetzt viel wohler. Schließlich fand er sich vor einem Schaukasten eines heruntergekommenen Kabaretts und ertappte sich dabei, wie er schmierige, mit Fliegendreck bedeckte Fotos von völlig weißen, nackten Frauen betrachtete, deren Brüste wie halbaufgeblasene Volleybälle herunterhingen. Der Anblick amüsierte ihn, und er blieb eine Weile stehen, und die Leute drängten sich an ihm vorbei.
    Wenigstens hatte er jetzt etwas unternommen.
    Was für eine Erleichterung!
    Bequem an der Wagentür lehnend, las Juliana. Joe saß neben ihr, den Ellbogen auf dem offenen Fenster. Er fuhr mit einer Hand, eine Zigarette im Mund. Joe war ein guter Fahrer, und sie hatten bereits gut die Hälfte der Strecke von Canyon City zurückgelegt.
    Das Autoradio dudelte schmalzige Biergartenmusik, eine Akkordeonkapelle gab eine der zahllosen Polkas oder Schottischen zum besten; sie hatte sie noch nie voneinander unterscheiden können.
    »Kitsch«, sagte Joe, als die Musik endete. »Hör zu, ich

Weitere Kostenlose Bücher