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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Hunderte von Zelten erstreckten sich auf dem riesigen Felskessel zu beiden Seiten des schmalen Flusslaufs. Reges Treiben herrschte im Lager, doch nirgendwo wurden laute Geräusche gemacht. Yorn staunte. Dieser Platz war wie gemacht dafür, eine so große Menge Menschen zu verstecken, als habe Saadh sie nur zu diesem Zweck geschaffen. Und noch etwas ver blüffte ihn: So viele Antaren hatte er nicht erwartet! Was er sah, übertraf seine kühnsten Hoffnungen.
     
    Vanea und er wurden durch das Lager geführt, vorbei an den finster und misstrauisch blickenden Kriegern der Antaren, bis zu einem großen Zelt, das direkt am Ufer des Flusses aufgeschlagen war. Sie hatten es noch nicht ganz erreicht, als die Eingangsplane beiseite geschlagen wurde und eine hohe Gestalt aus dem Zelt trat. Hinter ihr schoß wie ein schwarzer Blitz Wynn heraus und sprang jaulend und blaffend an Yorn und Vanea hoch.
     
    „Nith! Saadh sei Dank!“ schrie Yorn, außer sich vor Freude.
     
    „Yorn!“ Nith stürzte auf ihn zu, scheuchte mit einer Handbewegung die Wachen beiseite und ergriff Yorn bei den Schultern. In den Augen des alten Priesters leuchteten Freude und Erleichterung.
    „ Yorn!“ sagte er nochmals, und seine Stimme zitterte. Er zog Yorn an sich, und Yorn spürte, dass der hagere Körper des Greises zitterte. „Du bist gekommen!“ murmelte Nith. „Und - bei Saadh - nicht zu früh! - Löst ihm die Fesseln!“ herrschte er dann die Wachen an. „Hat er euch nicht gesagt, wer er ist, und habe ich euch nicht gesagt, dass er kommt? Was also soll das Ganze?“ Dann trat er zu Vanea. Er zog einem der umstehenden Männer den Dolch aus dem Gürtel und zerschnitt ihre Fesseln.
    „ Ich grüße dich, Königin!“ sagte er mit warmem Lächeln. „Verzeih den Irrtum der Krieger. Nie wieder sollen Bande diese zarten Arme berühren, es sei denn, sie wären aus Gold und dienten nur dem Schmucke!“ Dann beugte er das Knie vor ihr, ergriff ihre Hände und küsste sie. „So wie ich wird bald das ganze Volk der Antaren dir zu Füßen liegen, denn dir verdanken wir es, wenn wir die Freiheit wiedererlangen.“
     
    „Oh, Nith, Nith!“ rief Vanea, zog ihn hoch und fiel ihm um den Hals. „Ich habe so oft gezweifelt, ob wir dich je wiedersehen, dass ich es noch kaum glauben kann. So viel ist geschehen! Ich ... ich...“ Sie schluchzte auf und barg ihren Kopf an der Brust des Priesters. Er strich ihr sanft übers Haar. „Und viel muss noch geschehen“, sagte er, „bis wir in Frieden heimkehren können. Und es muss schnell geschehen! Kommt! Die Fürsten der Antaren warten in meinem Zelt.“
     
    Er nahm Yorn und Vanea bei der Hand und führte sie durch die Menge der Krieger. Die Männer standen schweigend, und man sah ihnen an, dass sie nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten. Als sich das Zelt hinter den dreien schloss, schwoll lautes Stimmengewirr an, das erst durch harte Rufe der Anführer gemindert wurde.
    In Niths Zelt saßen sechs Männer, die sich beim Eintreten der drei erhoben. Yorn sah Neugier, Skepsis und sogar offene Able hnung in den Gesichtern, doch auch den Ausdruck einer Hoffnung, die verzweifelt nach Erfüllung sucht.
     
    „Er ist endlich gekommen!“ sagte Nith und sah von einem zum anderen. „Hier bringe ich euch Yorn, Waskors Sohn! Auf seiner Brust sind die Königsnarben, die seinen Anspruch auf den Thron von Antara bestätigen. Ihr alle kennt die Prophezeiung. Yorn hat sie erfüllt! Er brach die Macht des Zaubers von Blooria! Wollt ihr ihm nun folgen, wie es der Wille Saadhs ist, zum letzten Kampf um die Freiheit? Wollt ihr, dass Waskors Schwert in der Hand seines Sohnes euch vereine zum letzten Schlag gegen die Unterdrückung unseres Volkes? Oder zweifelt ihr immer noch, dass sich Saadhs Wort in diesem Mann erfüllt?“
     
    Immer noch sah Yorn Skepsis und Mißtrauen in den Augen der Fürsten, die ihn wortlos musterten. Da trat er einen Schritt vor und zog seine Jacke aus. Mit kurzem Griff streifte er das Hemd über den Kopf und ließ es achtlos zu Boden fallen. Rot brannten die Blitze Saadhs auf seiner Brust im Licht der Fackeln, die das Zelt erleuchteten. Yorn zog sein Schwert und hielt es den Männern entgegen.
    „ Welche Beweise braucht ihr noch, um die Wahrheit in Niths Worten zu erkennen?“ fragte er hart. „Ihr alle kennt das Schwert Waskors und wißt, dass es jedem die Hand verbrennt, der es unrechtmäßig führt. Die Narben kann man fälschen - aber kann ein falscher Mann das Schwert bezwingen? Ich

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