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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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zu verkünden habe.
    Also höre: Vor über hundert Jahren lebten wir noch in Frieden mit unseren Nachbarn, den Moradonen. Dann aber brach das Verhängnis über uns herein in Gestalt von Bloor, der d amals die Herrschaft über Moradon an sich riss. Woher Bloor gekommen war, wusste niemand, doch innerhalb weniger Jahre hatte er sich erst zum Berater des damaligen Königs aufgeschwungen und dann schon bald selbst den Thron bestiegen. Sehr schnell wurde dann ruchbar, wie ihm das gelungen war. Bloor war ein Magier, und mit seinen bösen Künsten hatte er das Land in seine Gewalt gebracht. Die Dämonen, denen er diente, gaben ihm gewaltige Macht, und er benutzte diese, um sich das Volk der Moradonen zu Willen zu machen. Auf sein Geheiß hin begannen sie, die Antaren zu versklaven, mit denen sie bis dahin in Frieden und Eintracht gelebt hatten.
    Doch eines Tages wurde Bloor selbst ein Opfer der unheilvollen Kräfte, die er sich zu Diensten gemacht hatte. Durch eine falsche Beschwörung verlor er die Kontrolle über die Mächte, die er wieder einmal herbeigerufen hatte. Die D ämonen stürzten sich auf ihn, rissen ihm das Herz aus der Brust und nahmen ihn mit in ihre unbegreiflichen Dimensionen. Nur sein Herz blieb zurück.
    Bloor hatte jedoch einen Gehilfen gehabt, den er zu Handreichungen zu seinen Beschw örungen gezwungen hatte. Dieser Mann sah Bloors Ende, und er fand auch das Herz. Es schlug, und aus seinen zerrissenen Adern rann ein dünner Strom Blut. Als der Mann es berührte, zuckte er zurück, denn es war glühend heiß. In einer unbewussten Bewegung steckte er den verbrannten Finger in den Mund. Sobald jedoch Bloors Blut auf seine Zunge kam, spürte er, wie ein Teil von Bloors Zauberkraft auf ihn überging. Zwar war die Macht nicht so groß, dass er wie Bloor die Dämonen hätte beschwören können - er hätte es nach dem kurz zuvor erlebten Schrecknis auch kaum gewagt - aber sie reichte doch aus, Bloors Platz auf dem Thron von Moradon zu übernehmen.
    Er brauchte auch nicht viel Zauberkraft anzuwenden, um sein Volk in der von Bloor übe rnommenen Weise weiter zu regieren, denn die Moradonen hatten Geschmack daran gefunden, von Sklaven bedient zu werden, und wären nicht so leicht bereit gewesen, auf diese Annehmlichkeit zu verzichten.
    Das Herz des Magiers jedoch ist seit jener Zeit der bestgehütetste Schatz der Könige von Moradon und seither von einem Erben auf den anderen überg egangen. Denn sobald der jeweilige König merkt, dass seine Zauberkräfte nachlassen, trinkt er von dem Blut, das immer noch aus dem Herzen rinnt. Und jeder Nachkomme, der den Thron erben soll, muss ebenfalls dieses Blut kosten, damit der Zauber auch auf ihn übergeht. Es heißt, das Blut wird fließen, solange das Herz schlägt, und solange es schlägt, gibt es keine Freiheit für die Antaren. Immer noch glüht das Herz, und die Prophezeiung sagt, dass diese Glut und somit sein Leben nur durch Wasser gelöscht werden kann, das aus dem Eis eines gefrorenen Wasserfalls stammt, der hoch oben im Norden im Land des Zwielichts liegt.
    Doch der Weg dorthin führt durch viele Gefahren, von denen die wilden Geschöpfe di eser Region vielleicht nicht die geringste sind. Und nur ein von Saadh Ausersehener kann den Wasserfall finden. Lange flehten die Antaren zu Saadh um die Befreiung von der Geißel dieses bösartigen Herzens, doch nie wurden unsere Gebete von den Göttern erhört.
    In der Nacht deiner Geburt jedoch knieten Melson, Gild und ich vor Saadhs Altar und b aten um eine leichte Entbindung für unsere Herrin und darum, dass er dem Hochkönig einen Sohn schenken möge. Da erklang plötzlich die Stimme des Gottes, und voll Furcht warfen wir uns vor seinem Bildnis aufs Angesicht.
    „Es sei gewährt, um was ihr bittet“ , sprach der Gott, „und mehr noch als das! Hütet diesen Knaben gut, denn durch ihn kann eurem Volk die Erlösung zuteilwerden. Doch sage ich euch, dass diesem Kind in seiner Jugend große Gefahr droht. Reift er jedoch unbeschadet zum Mann heran und erreicht sein zwanzigstes Jahr, könnt ihr ihn nicht mehr schützen. Dann muss er seinen Weg aus eigener Kraft finden.
    Zwei Dinge jedoch will ich ihm dafür mitgeben: einen Wegweiser und das Schwert seines Vaters. Von dem A ugenblick an, in dem die Waffe das erste Mal in seiner Hand liegt, wird sie immer wieder zu ihm zurückkehren und nichts wird sie zerstören können. Außer ihm darf nur die Hand des Priesters das Schwert berühren, denn jede andere Hand wird es

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