Das Orakel von Antara
verbrennen - es sei denn, diese Hand führt die Waffe zu seinem Schutz!
Doch seid nochmals gewarnt: Werden euch diese Gaben genommen oder verliert der Kn abe sein Leben, wird das Volk der Antaren untergehen!“
Die Stimme Saadhs verklang, und als wir wieder aufzusehen wagten, lag am Fuß der St atue jene Karte, die Phyrras auf seiner Flucht mitnahm.
Das Schwert deines Vaters jedoch konnte er nicht mit sich nehmen, denn er musste sich gefangen geben, um dich zu behüten. Die Krieger, die von der Verfolgung des ersten Angreifertrupps zurückkehrten, fanden es. Die Feinde hatten es nicht mitgenommen, denn es hatte eine traurige Pflicht erfüllt. Waskor hatte es seinem Weib durchs Herz gestoßen, ehe die Übermacht der Angreifer ihn erschlug. Es steckte noch in ihrer Brust, und noch im Tode hielt sie das kostbare Geschenk so fest umklammert, dass die Moradonen es ihren erstarrten Händen nicht hatten entreißen können, da es ihnen die Hände verbrannte. So hat deine Mutter die Gabe des Gottes für dich bewahrt, die sonst vielleicht doch in die Hände der Feinde gefallen wäre.
Und dies ist nun die Aufgabe, die du erfüllen sollst: Gehe in die Region des Zwielichts und suche den heiligen Wasserfall. Hast du ihn mit Hilfe der Karte des Gottes gefunden, brich ein Stück des Eises ab und bringe das Wasser z urück. Wenn dir das unbeschadet gelingt, hast du ein Drittel deiner Aufgabe geschafft.
Dann aber musst du mit dem Wasser ins Zentrum der feindlichen Macht gelangen und das Herz des Magiers finden. Erst wenn seine Glut gelöscht ist, wird der Zauber des Königs gebrochen.
Ist aber das erreicht, liegt noch eine weitere Hürde auf dem Weg zum Ziel vor dir, doch diesmal wirst du die Hilfe unseres ganzen Volkes brauchen. Die Moradonen sind nun so la nge an ihre Sklaven gewöhnt, dass sie diese nicht einfach gehen lassen werden, selbst wenn der Bann des Magiers verflogen ist. Daher werden alle Antaren für ihre Freiheit kämpfen müssen, auch die, ja besonders die, die jetzt unter der Herrschaft der Moradonen leben. Darum muss es dir gelingen, die zersplitterten Stämme der Antaren zu einen, um sie gemeinsam gegen den Feind zu führen.
Und du musst erreichen, dass sich im selben Augenblick die Sklaven erheben, denn nur dann besteht eine Hoffnung auf Sieg. Mit den freien Antaren allein kann das Heer der Moradonen nicht überwunden werden.
Nun wißt ihr, was das Orakel Yorn verkündet hat “, schloss Nith. „Wahrlich, nur mit der Hilfe der Götter und der treuer Freunde kann es gelingen, das unmöglich Scheinende zu erreichen.
Nun weißt du, Yorn, warum ich dich so hart schulen ließ und warum ich dir das G eheimnis nicht eher enthüllte. Denn zuerst fehlte dir das Zutrauen in dich selbst, da du es auf keinen festen Grund bauen konntest. Du hättest nicht gewagt, dich dieser Aufgabe zu stellen. Dann jedoch wurde dein Selbstbewusstsein zu groß, da du glaubtest, nun jeder Anforderung gewachsen zu sein. Du wärest leichtsinnig geworden und darum nur zu bald gescheitert.
Erst jetzt hast du die nötige Einsicht gewonnen, dass Vorsicht und Überlegung oftmals besser sind als furchtloser Wagemut. Wer die Furcht kennt, ist darum noch lange kein Feigling, und nur, wer sie überwindet, ein wahrer Held. Denke stets daran, wenn du auf deinem Weg vor die Wahl gestellt wirst, ob du dein Leben und das deiner Freunde sinnlos opfern willst, weil es so heldenhaft wäre, oder ob du lieber einmal feige - das heißt klug - sein solltest, weil nur das deinem Ziel dient. Ihr seid alle drei noch jung, und in eurem Alter fällt es schwer, den Unterschied zwischen Feigheit und Klugheit zu sehen.
Aber nun will ich euch nicht länger belehren. Die Zeit ist gekommen, wo ihr das Gelernte in die Tat umsetzen müsst. Darum frage ich euch nun - und dich besonders, Yorn: Wollt ihr versuchen, das Orakel Saadhs zu erfüllen?“
„Ich will!“ sagte Yorn fest, und Reven fügte hinzu: „Und ich gehe mit ihm, denn ich habe dem Vater geschworen, ihm ein treuer Gefolgsmann zu sein.“
„Natürlich gehe auch ich!“ sagte Kandon. „Gabst du mir nicht die Aufgabe, sein Leben zu schützen? Wie könnte ich das, wenn ich hierbliebe!“
Nith sah mit leisem, wehmütigem Lächeln auf die drei Freunde. Dann drehte er sich herum und schritt auf die Stirnwand des Raumes zu, an der Waskors Schwert hing. Behutsam und voll Achtung nahm er es herunter und küsste die blanke Klinge. Dann brachte er es Yorn.
„Hier ist das Schwert deines Vaters,
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