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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Aufschluss darüber, wie viel Zeit im Rest der Welt vergangen war, während sie sich in dem verzauberten Wald aufgehalten hatten. Es war auf jeden Fall Mittsommer, doch ob es sich auch um dasselbe Jahr handelte, konnte Maura nicht sagen. Aber aus irgendeinem Grund glaubte sie, dass sie sich nach wie vor in ihrer eigenen Zeit befand.
    Wann immer sie zu Rath blickte, schien er in Gedanken versunken. Obwohl sie wusste, dass zwei Pferde sie schneller und leichter davontrugen, sehnte sie sich danach, wieder hinter ihm zu sitzen, wie damals auf dem Ritt durch das Lange Tal – ihm Geschichten aus Umbrias Vergangenheit zu erzählen, manchmal einzuschlafen, seinen Gürtel fest umklammert und den Kopf an seinen Rücken gelehnt.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie einen kleinen Fluss erreichten.
    “Wenn wir ihm folgen, wird er uns nach Duskport führen.” Rath zügelte sein Pferd. “Lass uns hier ein wenig rasten, damit die Pferde sich ausruhen können.”
    Als er Maura aus dem Sattel half und sie vom Rücken des Pferdes glitt, schmiegte sie sich an ihn. Und selbst als sie schon festen Boden unter den Füßen hatte, löste sie die Arme nicht von seinem Nacken. Als sie das Gesicht zu ihm hob, nahm Rath ihre Einladung an. Doch für Mauras Geschmack war sein Kuss viel zu kurz.
    “Das hier ist nicht der Ewige Wald.” Seine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage schloss mit einem bedauernden Seufzer. “Wir können nicht riskieren, von den Han oder wer sonst noch hier herumschleicht, überrascht zu werden.”
    Maura gab sich Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Schließlich bewies Rath mit dieser besorgten Wachsamkeit doch nur, wie sehr er sie liebte.
    “Darf ich wenigstens deine Hand halten?” Sie versuchte ihm ein Lächeln zu entlocken. “Und dicht bei dir stehen? Oder würde dich das beim Wachestehen stören?”
    Die steile Furche zwischen seinen Brauen verschwand. Er strich ihr mit dem Handrücken übers Haar. “Beides wird mich mehr ablenken, als ich es mir leisten kann. Aber ich werde mein Bestes tun, es zu ertragen.”
    Maura lachte. “Deine Großzügigkeit macht mich sehr glücklich.”
    “Sehr gut.” Rath machte eine betont ernste Miene, doch seine Wange zuckte ein wenig vor Anstrengung, nicht zu lachen. “Nutze sie nicht zu sehr aus.”
    “Wie weit ist es von hier bis Duskport?” Maura zwängte sich unter Raths Arm, sodass ihm keine andere Wahl blieb, als sie an sich zu ziehen. Er blickte flussabwärts. “Es ist lange her, seit ich zum letzten Mal diese Reise gemacht habe. Nachdem meine Großmutter gestorben war, war ich dumm genug zu glauben, ich könnte mir auf anständige Art meinen Lebensunterhalt verdienen, indem ich auf einem Fischerboot anheuerte.”
    “Und?” Eigentlich brauchte Maura nicht zu fragen. Wenn es ihm vor Jahren gelungen wäre, nach dem Tod seiner Pflegemutter eine anständige Arbeit zu finden, hätte sie ihn wohl nie an jenem Tag im Wald von Betchwood getroffen.
    Rath verzog verächtlich die Lippen. “Ich war froh, als ich ohne zerschnittene Kehle und mit ein paar anderen heil gebliebenen Körperteilen entfliehen konnte. Ich weiß, dass die Han Lügenmärchen erzählen, um dem einfachen Volk vor Gesetzlosen, Zauberern und Schmugglern Angst zu machen. Doch das Gerede über die Fischer von Duskport, die angeblich Menschenfleisch als Köder benutzen, das glaube ich sofort. Damals schwor ich, nie wieder zurückzugehen.”
    Maura schauderte. Es war zwecklos, sich zu wünschen, Rath hätte ihr davon erzählt, bevor sie ihn gedrängt hatte, sie nach Duskport zu bringen. Es hätte sie nicht aufgehalten … zumindest hätte es sie nicht aufhalten dürfen.
    “Und jetzt kehre ich doch zurück”, murmelte Rath und drückte die Wange an ihren Kopf. “Andererseits habe ich eine Menge Dinge getan, die ich nie für möglich gehalten hätte, jedenfalls bevor ich dich getroffen habe, meine Zauberin. Bist du sicher, dass du mich nicht verhext hast?”
    “Und wenn, dann wäre das nur der gerechte Ausgleich dafür, dass du mir mein Herz gestohlen hast, Gesetzloser! Sagst du mir jetzt, wie weit es noch bis Duskport ist? Ein Tagesritt? Ein Wochenritt?”
    “Wenn wir unser heutiges Tempo beibehalten können, dürften wir in zwei, drei Tagen die Küste erreichen, denke ich.”
    Wie es sich herausstellte, dauerte der Ritt nach Duskport ganze drei Tage, weil Rath nicht das Risiko eingehen wollte, im offenen Gelände einer Patrouille der Han zu begegnen.
    “Wie könnte dein

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