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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Käufer an.”
    Mittendrin eine Schlacht zu beginnen, war das perfekte Rezept für ein Blutbad, dachte Rath. War das Teil des Plans der Han? Hatten sie etwa vor, sämtliche Bewohner als Geiseln zu nehmen?
    “Wie lauten Eure Befehle, Hoheit?”, fragte Idrygon. “Sollen wir den Angriff wie geplant durchführen?”
    Der Hochlandwind flüsterte in Raths Ohr, es war, als würde er Mauras Stimme aus der Ferne zu ihm tragen.
Dein Verstand ist schärfer als dein Schwert, Aira. Benutze ihn.
    Gab es eine Möglichkeit, diese Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen?
    “Nun, Sire?”, drängte Idrygon, als Rath ihm nicht sofort antwortete.
    “Lasst uns den Angriff eine Weile verschieben.” Rath strich sich über das stoppelige Kinn, während er auf die schlafende Stadt hinunterblickte. “Ich denke, es dürfte einen einfacheren Weg geben, Prum zu erobern.”
    “Sire?”
    Einem Gesetzlosen ähnlicher als einem König, rieb Rath sich leise lachend die Hände. “Gute Gelegenheit, so ein Viehmarkt.”
    “Hier.” Delyon hielt Maura den Becher hin. Kleine Dampfwölkchen stiegen von dem Wasser auf, das sie aus der Palastküche geholt hatte. “Ich habe die richtige Kräutermenge hineingetan. Nachdem Ihr es getrunken habt, müssen wir gemeinsam den Zauberspruch singen.”
    “Wenn ich dann noch lange genug wach bleiben kann.” Maura betrachtete misstrauisch den Becher, während sie sich zwang, die Hände darumzulegen. “Ich hoffe, es schadet dem Trank nicht, dass er in einem Metallbecher gemacht wurde.”
    “Glaubt Ihr, dass das Material eine Rolle spielt?” Delyon sah nachdenklich aus. “Ein Kelch aus Elfenbein oder einer aus Metall – beide sind gleichermaßen nützlich. Viele Kräuter können heilen, aber einige können einen vergiften.”
    Das letzte Wort ließ Maura die Kehle eng werden. Was, wenn dieser Trank das bewirkte, wovor Langbard sie gewarnt hatte? Was, wenn sie wirklich in einen Schlaf fiel, aus dem sie nie wieder erwachen würde?
    “Versprecht mir, dass Ihr das Sterberitual vollziehen werdet, falls es misslingt. Und dass Ihr dann umgehend Rath und Euren Bruder warnt.”
    “
Nichts wird misslingen!”
Obwohl sie immer noch unsichtbar war, warf Delyon ihr einen empörten Blick zu. “Seid so nett und schenkt mir ausnahmsweise einmal Euer Vertrauen. Ich bin vielleicht kein großer Anführer wie mein Bruder. Aber ich bin ein erfahrener Gelehrter. Und jetzt trinkt das Gebräu, bevor es kalt wird!”
    Maura schickte ein Stoßgebet zum Allgeber, er möge sie vor Unheil bewahren, hob den Becher an die Lippen und leerte ihn auf einen Zug. Wenn sie langsam trank, würde der Schlaf sie übermannen, bevor sie Zeit hatte, den Zauberspruch zu singen.
    “Hier.” Sie setzte den Becher ab. “Schnell jetzt, sagt mir die Worte.”
    Mit einem Ausdruck strahlender Zufriedenheit auf dem hübschen Gesicht hob Delyon mit einer Hand die Schriftrolle und mit der anderen den glimmenden Grünfeuerzweig. Dann sprach er ein, zwei Worte in einer Sprache, die fremd und vertraut zugleich klang.
    Sie sang die fremden Worte nach. Schon erschien es ihr, als entfernte sie sich vom Vorratsraum und Delyon. Um sie herum schien die Zeit langsamer zu vergehen, zähflüssig zu werden wie Harz, das über einen Mondfalter tropft, der zu lange auf dem Stamm einer Bergkiefer verweilt. Noch hatte sie ihre Stimme unter Kontrolle und richtete ihre schwindende Konzentration auf die lebenswichtige Aufgabe, Delyons Worte zu wiederholen.
    “Gut gemacht!”, schrie er nach, wie es Maura schien, Stunden, in denen sie die schwerste geistige Anstrengung ihres Lebens unternommen hatte. Seine Stimme kam von weit her, klang gedämpft und sehr langsam. “Ich bete darum, dass Ihr findet, was Ihr in Eurem Innern sucht.”
    Maura fragte sich, ob sie noch immer aufrecht saß. Oder war sie zu Boden gefallen? Sie konnte ihren Körper nicht spüren, zumindest nicht auf die Art, wie sie es gewöhnt war. Es war, als hätte der Zauberspruch die Verbindung zwischen ihrem Geist und ihrem Körper gelöst, der nur noch eine große, leere Hülle zu sein schien, über die sie keine Kontrolle besaß. Atmete er? Schlug ihr Herz?
    Zumindest funktionierte ihr Gehör noch. Delyons Stimme erreichte sie, hallte wie durch einen langen Tunnel, der mit jedem Wort länger und enger zu werden schien.
    “Ich hoffe, Ihr könnt mich hören. Ich halte Euch, doch Euer Körper ist wie erstarrt.” Die Sorge, die in seiner Stimme mitklang, ließ sie frösteln. “Lasst Euch in die Tiefen Eurer

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