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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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er all das neue Wissen aufnehmen wollte, das ihre Gedanken überschwemmte – so wie im Frühling der schmelzende Schnee die Windle ansteigen und ihr Wasser immer wilder werden ließ.
    “
Unter
der Burg
?”
, wiederholte Delyon. “Seid Ihr sicher? Seit Tagen durchkämmen wir jetzt den unterirdischen Teil des Palastes. Und was meint Ihr mit hohen Bäumen? Dort unten gibt es keine Bäume.”
    Maura erhob sich taumelnd. Sie wusste weder, was sie aufstehen ließ, noch wohin sie gehen wollte. “Ich habe den Ort wiedererkannt … Teile davon. Zumindest glaubte ich es.”
    Wenn sie sofort hinausging, solange die Erinnerung an das, was sie gesehen hatte, noch frisch war, konnte sie den Stab vielleicht finden. Sie schlurfte zur Tür und zog sie auf. Als sie in den düsteren Gang trat, suchte sie nach allem, was sie in ihrer Vision flüchtig hatte sehen können. Benommen stolperte sie hierhin und dorthin, ohne auf die Richtung zu achten. Hinter sich hörte sie Delyon aufgeregt ihren Namen rufen, doch sie antwortete nicht.
    In der Absicht, abzubiegen, stolperte sie in eine schmale Nische. Als sie einen Moment verschnaufte und versuchte, die Orientierung wiederzufinden, zog ein Streifen Licht in der Ecke einer Seitenmauer ihren Blick an. Maura streckte die Hand aus. Doch als sie die raue Steinwand berührte, spürte sie kaum Widerstand. Sie drückte fester dagegen. Der helle Spalt wurde größer. Wo hatte sie schon einmal solch eine falsche Wand gesehen? In ihrer Vision? Vielleicht …
    Sie drückte noch stärker und die Wand schwang lautlos in den Angeln zurück und enthüllte eine steile Treppe. Auch wenn sie nicht wie die Treppe aussah, die Abrielle sie hinuntergeführt hatte, folgte Maura ihr trotzdem. Jeder Geheimweg endete an einem wichtigen Ort führen.
    Von massiven Mauern gesäumt, führten die Stufen tief in das Innere der Erde. In regelmäßigen Abständen gab es kleine Vertiefungen in den Wänden. Dort lagen klare Kristalle, die gerade hell genug glommen, um ihr den Weg zu erhellen. Nach zwei scharfen Wendungen endete die Treppe in einem Gemach, das anscheinend in einen Felsen gehauen war.
    In der Mitte erhob sich ein riesiger Kristall, von dem ein blasser Schimmer ausging, der in einem unregelmäßigen Rhythmus pulsierte. Ein Mann stand mit dem Rücken zu ihr und presste die Hand gegen zwei Facetten des Steins. Er trug die schwarze Robe und die Kapuze der Echtroi.
    Maura war inzwischen wach genug, um zu begreifen, wie gefährlich es wäre, hier zu verweilen. Ein entsetztes Keuchen unterdrückend wandte sie sich ab, um zu fliehen. Doch etwas zwang sie, den Blick nicht von dem Todesmagier zu wenden. Ein Gefühl schmerzlicher Vertrautheit durchfuhr sie, doch sie wusste nicht, warum. In den letzten Monaten hatte sie mehr Todesmagier getroffen, als ihr lieb war. In diesen dunklen Roben, Kapuzen und Masken sahen sie sich sowieso alle sehr ähnlich. Wieso also fühlte sie sich diesem einen hier besonders verbunden?
    Es war nicht wichtig. Sie musste hier fort. Velorkens Stab war nicht hier. Nicht in diesem Raum. Nirgendwo in diesem Palast. Die Erkenntnis ließ sie zusammenzucken. Dann legte sich von hinten eine Hand auf ihre Schulter.
    Sie schrie auf. Ein Zittern ging durch den Todesmagier und er riss die Hände von dem Kristall, als hätte er einen Schlag bekommen. Dann fuhr er herum und starrte sie an.
    Maura musste nicht an sich heruntersehen, um zu wissen, dass der Unsichtbarkeitszauber nachzulassen anfing und ihrem Feind einen ersten, geisterhaften Anblick bot.
    Zwar streckte sie die Hand nach ihrem Schultergurt aus, um nach den letzten Genowschuppen zu kramen, doch ihr war klar, dass auch das nicht viel helfen würde. Sie war in diesem kleinen Raum gefangen, und zwar mit jemandem, der sie gesehen hatte. Sie würde ihm nicht lange entkommen. Vor allem nicht, wenn er Hilfe herbeirief.
    Doch das tat der Todesmagier nicht.
    Stattdessen verzerrten sich seine ausgemergelten Züge, die unterhalb der Maske zu erkennen waren, zu einer Fratze der Angst.
    “Dareth?” Er würgte das Wort heraus, während er schwankend einen Schritt auf Maura zu machte. “Wieso verfolgst du mich?”

17. KAPITEL
    W as traf sie mehr? Den Namen ihrer Mutter aus dem Munde eines Todesmagiers zu hören oder die Erkenntnis, dass er Hanisch gesprochen hatte und sie ihn trotzdem verstand?
    Maura bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen, zog eine winzige Prise zerstoßene Schuppen aus ihrem Gurt und konzentrierte sich ganz auf den Zauberspruch.

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