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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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waren.
    Idrygon stampfte mit den Füßen und rieb sich die Arme. Bald war Herbst in den Steppen der Südmark und die Nächte wurden kalt, besonders für einen Mann, der im milden Klima der Vestanischen Inseln aufgewachsen war. “Ich bin immer noch der Meinung, dass es Zeitverschwendung war, diese Männer hinunterzuschicken. Vor der Dämmerung angreifen – diese Strategie hat uns in Duskport und all den kleinen Dörfern des Diesseitslands gute Dienste geleistet.”
    “Prum ist viel größer als diese kleinen Dörfer.” Rath wölbte die Hände vor dem Mund und hauchte hinein, um sie zu wärmen. “Und hier gibt es eine große Garnison, vielleicht sogar verstärkt durch die Wachen der Mine. Ich möchte nicht, dass wir blind hineinstolpern oder dass eine Menge unschuldiger Bewohner in der Schlacht getötet wird.”
    “Verstehe.” Idrygon klang nicht besonders interessiert.
    Von einem entfernten schmalen Weg drang der Lärm eines Handgemenges zu ihnen herüber. Dann tauchten ein paar Schatten aus der Nacht auf. “Wir glauben, das ist der Mann, den Ihr uns hinterhergeschickt habt, Hoheit. Wir hatten ein wenig Mühe, ihn aufzuspüren”
    “Boyd Tanner?”, fragte Rath.
    “Mag sein”, lautete die mürrische Antwort einer Stimme, die er wiedererkannte. “Was soll das, einen gesetzestreuen Mann mitten in der Nacht aus seinem Bett zu zerren?”
    “Hat man Euch nicht gesagt, wer Euch ruft und warum?”
    “Die behaupteten, dass sie mich zum Wartenden König bringen wollen. Seid Ihr das?”
    “Ja, das bin ich.” Rath versuchte, seiner Stimme einen sicheren Klang zu verleihen. “Wir brauchen Euch, damit Ihr uns sagt, wie es in Prum mit den Han steht.”
    “Kontrollieren sie immer noch die Stadt?”, fragte Idrygon. “Wie viele sind dort? Gibt es irgendwelche Todesmagier? Wie sieht ihre Verteidigung aus? Können wir mit der Hilfe der Stadtbewohner rechnen? Nun? Gebt Antwort, Mann!”
    “Woher weiß ich denn, dass Ihr die seid, die Ihr zu sein behauptet?”, fragte Tanner. “Was, wenn Ihr Echtroi seid und nur meine Loyalität prüfen wollt?”
    “Ihr müsst mir nicht sagen, wem Ihr die Treue haltet, Master Tanner.” Rath legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. “Und wenn wir Echtroi wären, würden wir dann unsere Zeit mit Tricks verschwenden? Wo wir doch nur mit einem Stab wedeln müssten, und schon würdet Ihr darum bitten, uns alles, was Ihr wisst, erzählen zu dürfen?”
    “Keine Ahnung, was sie tun würden”, murmelte Tanner. “Mir kommt es vor, als hätte ich Eure Stimme schon einmal gehört, aber ich weiß nicht, wann.”
    “Wir haben keine Zeit für Spielchen”, zischte Idrygon. “Wenn dieser Bursche uns nicht sagen will, was er weiß, vergesst ihn. Wir müssen uns bereit machen.”
    Rath achtete nicht auf Idrygon. “Ihr würdet Euch erinnern, wenn Ihr mich schon einmal gesehen hättet, guter Mann.” Er nahm die Hand von der Schulter des Mannes. “Vor ein paar Monaten habt Ihr Freunden von mir geholfen.”
    “Eh?”
    “In der Nacht, als Gristle Maldwin vor dem Todesmagier gerettet wurde. Sagt mir, ist sie immer noch so ein zänkisches altes Weib?”
    Boyd Tanner kicherte. “Oh, sie hat so ihre Tage, aber sie ist nicht …” Erst jetzt schien er die Bedeutung von Raths Frage verstanden zu haben, denn er schnappte nach Luft. “Hoheit! Ihr seid also wirklich König Elzaban?”
    Als Rath zögerte, auf diesen Namen zu reagieren, griff Idrygon ein. “Natürlich ist das König Elzaban! Habt Ihr denn nicht zugehört?”
    “Natürlich gab es da einige Gerüchte.” Die Stimme des Mannes klang benommen. “Aber ich hab in meinem Leben so viele gehört, dass ich nicht mehr besonders drauf achte, was man sich so zuflüstert.”
    “Diese Gerüchte entsprechen aber der Wahrheit”, sagte Rath. “Wollt Ihr uns nun erzählen, was wir wissen müssen? Es ist dringend. Wird Prum immer noch von den Han gehalten? Und von wie vielen?”
    “Seitdem dieser ganze neue Haufen hier einmarschiert ist, haben sie die Stadt fester im Griff denn je. Einige sagen, das seien Minenwächter, die der Wartende König von den Bergen gejagt habe. Ich vermute aber, der Garnisonskommandant hat nach ihnen geschickt, um während des Viehmarkts die Ordnung aufrechtzuerhalten. Nach diesem Tumult im letzten Jahr!”
    “Der Viehmarkt?”, rief Rath aus. Dafür war tatsächlich die richtige Jahreszeit.
    “Aye”, sagte Tanner. “Die Herden kommen aus allen Teilen der Steppe, und aus dem Langen Tal reisen jeden Tag mehr

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