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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Erinnerung hinabsinken”, beschwor Delyons entfernte Stimme sie. “Schaut, was Ihr dort findet.”
    Unschlüssig, ob sie sich den starken Mächten, die sie gepackt hatten, ergeben oder gegen sie ankämpfen sollte, spürte Maura, dass sie sich aus der Sicherheit des Bewusstseins lösen musste, wenn sie die Antwort, die sie suchte, finden wollte. Und indem sie sich nicht länger an die letzte Verbindung mit der Außenwelt klammerte, stürzte sie in die sie umgebende Dunkelheit.
    Sie wurde von leuchtenden Farben in tausendfachen Schattierungen verschlungen, jede flimmerte im Rhythmus einer seltsamen Musik aus tausend Melodien, die ineinander verwoben waren und zu einer warmen, weichen Decke wurden. Für einen Moment vergaß Maura ihren Auftrag und schwelgte in dieser fließenden, süßen Mischung reinster Gefühle.
    Dann fiel ihr ein, wie vollkommen dieser nicht enden wollende Augenblick wäre, wenn Rath ihn mit ihr teilen könnte. Wenn sie jemals etwas annähernd Ähnliches erlebt hatte, dann beim Höhepunkt ihres Liebesspiels. Mit einem Mal konnte sie Rath mit schmerzhafter Klarheit vor sich sehen, weit klarer, als sonst in ihrer Erinnerung. Sie hörte sein warmes, leises Lachen, die Bartstoppeln an seinem Kinn pieksten sie in die Wangen und sie konnte den vertrauten Duft von Rauch und Leder riechen. Als er die dunklen Augen auf sie richtete, leuchteten sie vor Liebe und Vertrauen. Mit einem leisen, seligen Seufzer ließ sie sich in seine Arme sinken.
    “Erinnere dich, weswegen du herkamst”, flüsterte er ihr zu. “Daran, was nur
du
tun kannst.”
    So verlockend es auch war, zu verweilen, dies hier war nicht die Wirklichkeit. Widerstrebend ließ sie ihn los und versank tiefer. Sorsha tauchte auf – mit fröhlichen Augen und randvoll mit unschuldigem Dorftratsch. Dann trat Langbard aus der Hütte. Der feine Kräuterduft seines Arbeitsraums hüllte ihn ein wie seine blaue Robe, die um seine Füße schwang.
    “Hab keine Angst”, sagte Sorsha. “Denk nur, was das für ein Abenteuer sein wird! Ich wünschte, ich könnte mit dir kommen.”
    Langbard legte ihr die alte Hand liebevoll auf die Wange. “Suche weiter, doch sei vorsichtig.”
    Maura kämpfte gegen das Verlangen an, sich an ihn zu klammern, und wanderte weiter, bis sie sich in ihrem früheren Zimmer wiederfand. Aus dem Bett blickte ihre Mutter sie an. Sie hatte ein fein geschnittenes Gesicht, das Krankheit, Erschöpfung und Herzeleid ausgezehrt hatten.
    “Was für eine schöne junge Frau du geworden bist”, flüsterte sie. “Ich wusste, Langbard würde mich nicht im Stich lassen.”
    Maura sehnte sich danach, zu bleiben und ihrer Mutter all die Fragen zu stellen, die sich seit ihrer Kindheit in ihrem Herzen angesammelt hatten. Doch Dareth Woodbury winkte sie weiter. “Ein anderes Mal, Liebes. Jetzt hast du eine Arbeit zu tun. Geh mit meinem Segen. Aber geh schnell und trödle nicht herum, wo keine Aufgabe auf dich wartet.”
    Bevor sie noch fragen konnte, was sie damit meinte, fand sich Maura in einem Schneegestöber wieder. Und da trat auch schon eine schlanke Gestalt auf sie zu. Die Kapuze fiel ihr vom Kopf und enthüllte das rotbraune Haar ihrer Mutter und ihren gehetzten Blick. Dieses Mal schien sie Maura nicht zu erkennen.
    “Helft mir, bitte”, keuchte sie. “Ich verdiene es nicht zu leben … aber habt Mitleid mit meinem Kind.”
    Mit diesen Worten sank sie plötzlich nieder und wurde in Mauras Armen ohnmächtig.
    “Langbard!”, schrie Maura. “Hilf! Bitte!”
    Sie hörte nicht auf zu rufen, bis Langbard erschien. Er trug eine Laterne und sah jünger aus, als er es eben noch gewesen war.
    “Ich werde mich um sie kümmern.” Er setzte die Laterne auf einem Baumstrunk ab und hob Mauras Mutter hoch. “Geh weiter. Du hast es noch weit und nicht viel Zeit.”
    Sie blickte ihm nach und wäre ihm gerne gefolgt, doch nach zwei großen Schritten war er schon außer Sichtweite und sie merkte, dass sie in einer großen, schwach erleuchteten Höhle saß. Im flackernden Schein eines kleinen Feuers lagen sich ein Mann und eine Frau in den Armen. Ihr Anblick weckte in Maura erneut das drängende Verlangen nach Rath.
    Beschämt, weil sie die beiden in einem so intimen Moment beobachtete, wollte sie sich zurückziehen. Der Mann lag mit dem Rücken zu ihr. Eine Kapuze bedeckte seinen Kopf und sie sah nur, dass er beeindruckend groß war. Die reiche, braunrote Haarfülle der Frau zog Mauras Blick an, obwohl sie versuchte, nicht hinzusehen. Die Frau

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