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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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nicht. Es konnten hanische Soldaten sein, die das Gebäude durchsuchten. Mit einer ruhigen Bewegung zog er sein Schwert. Die Tür schwang in den gut geölten Angeln auf.
    “Der Allgeber sei mir gnädig!” Tanner schrak zurück, als er Rath erblickte, und griff sich an die Brust.
    “Verzeiht!” rief Rath. “Ich fürchtete, es könnten die …”
    “Natürlich, Hoheit.” Er musterte seine riesige Gestalt und machte eine tiefe Verbeugung. “Ich kam, um Euch zu sagen, dass es bald an der Zeit ist. Alles ist so, wie Ihr befahlt.”
    “Die Frauen, Alten und Kinder sind von der Straße?”
    “Aye, Hoheit. Man hat das Gerücht ausgestreut, einige Kuhhirten aus den nördlichen Steppen seien auf eine Prügelei mit denen aus dem Süden scharf. Jeder, der einigermaßen bei Verstand ist, wird sich von den Straßen fernhalten. Viele tun das sowieso, wenn Viehmarkt ist.”
    Rath nickte zustimmend. “Dann sollten wir uns besser in Bewegung setzen. Ich ertrage es keinen Augenblick länger, Prum unter hanischer Herrschaft zu sehen.”
    “Ich auch nicht, Sire.” Boyd Tanner hielt Rath die Tür weit auf. Er musste sich bücken, um nicht mit dem Kopf an die Deckenbalken zu stoßen. “Eine recht hübsche Rüstung habt Ihr da, wenn ich das sagen darf – feine Arbeit.”
    “Und Eure auch.” Rath war inzwischen so daran gewöhnt, Männer in Rüstungen zu sehen, dass er Tanners festes Lederwams gar nicht bemerkt hatte. “Selbst angefertigt?”
    “Aye.” Tanner gluckste, während sie die Treppe hinunterstiegen. “Doch seitdem habe ich so ein, zwei Pfund um die Taille herum zugelegt. Sitzt jetzt ganz schön eng.”
    Rath lachte auch. “Dann wollen wir hoffen, dass Ihr das Wams bald an den Nagel hängen könnt und Euch keine Sorgen mehr darüber machen müsst, es je wieder zu tragen.”
    Am Fuß der Treppe blieben sie stehen. “Sagt mir, Hoheit, wenn die Frage nicht zu kühn ist, was wurde eigentlich aus der Frau, die in jener Nacht mit Euch hier war – die Frau, auf deren Kommen Exilda wartete? Hat sie gefunden, was sie suchte?”
    “Ja”, sagte Rath. “Zum Teil dank Eurer Hilfe. Jetzt ist sie unterwegs, etwas anderes an einem noch gefährlicheren Ort zu suchen. Ich hoffe, sie findet einen ebenso tapferen Mann wie Euch, der ihr dieses Mal hilft, sollte es nötig sein.”
    “Ich weiß nichts von Tapferkeit, Hoheit.” Tanner schenkte ihm ein schwaches Lächeln. “Heimlich ein wenig gegen die Han zu arbeiten, ist eine Sache, aber zu den Waffen greifen und ihnen offen gegenübertreten? Im Moment habe ich das Gefühl, meine Gedärme werden zu Sülze, und meine Handflächen sind so nass, dass ich von Glück sagen kann, wenn ich das Schwert nicht fallen lasse.”
    “Ich denke, Ihr werdet es gut machen.” Rath legte dem Mann die große Hand auf die Schulter. “Vorher ist es immer am schlimmsten. Hat die Schlacht erst einmal begonnen, seid Ihr viel zu beschäftigt, um Euch Sorgen zu machen.”
    “Ich hoffe es.” Tanner stieß die Tür auf. “Nach Euch, Sire.”
    Rath zog sein Schwert und stürmte hinaus, um seinen Feinden zu begegnen. Die Sonne schien hell und warm, als er den Weg zum Zentrum einschlug, doch die Brise, die vom Norden herwehte, enthielt bereits das kühle Versprechen des nahenden Herbstes.
    Als er eine Gruppe hanischer Soldaten erblickte, erhob Rath seine verhexte Stimme und brüllte auf Comtung: “Dreckige, herumschleichende Feiglinge! Gemeine Mörder! Habt ihr Angst, einen Feind anzugreifen, der zurückschlagen kann?”
    Einen Moment lang starrten die Han ihn verblüfft an. Dann stachelten seine Beleidigungen sie zum Handeln an. Mit wütendem Gebrüll hoben sie ihre Waffen und stürmten durch die dicht gedrängte Menge auf ihn zu. Würden sie ihn alle gleichzeitig erreichen, müsste Rath um sein Leben fürchten. Doch sie erreichten ihn nicht alle, zumindest nicht auf einmal.
    Die sich durch die Straße schiebenden Menschen schienen weder auf Rath noch auf die Han zu achten. Doch als die Soldaten auf ihn zustürzen wollten, stellten sich ihnen Füße in den Weg und brachten zwei zu Fall. So blieben noch drei übrig. Aus den Augenwinkeln sah Rath Verstärkung anrücken.
    “Bürger der Südmark!”, schrie er und sprang vor, um sich des ersten Angreifers anzunehmen. “Erhebt Euch und fordert Eure Freiheit!”
    Er hatte keine Zeit, abzuwarten und zu sehen, ob sein Aufruf Wirkung zeigte, denn bald kämpfte er so hart und verzweifelt wie noch nie in seinem Leben. Vor und zurück flog sein Schwert und

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