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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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bringen.”
    Maura fragte sich, wie ihre Mutter ihn in Misskredit bringen konnte. Weil sie ihm vor so vielen Jahren entkommen war?
    “Ihr versteht nicht.” Der Todesmagier erhob sich von seinem Stuhl und begann, hinter seiner Mutter auf und ab zu gehen. “Dareth hat das Gemach nicht betreten … noch es verlassen. Sie … erschien einfach. Doch ich konnte durch sie hindurchsehen wie durch eine Spiegelung in einem Fenster. Seit ich sie das letzte Mal sah, scheint sie keinen Tag älter geworden zu sein. Und als ich sie beim Namen rief, verschwand sie wieder und eine Stimme fragte, was ich ihr angetan hätte, dass sie mich heimsuche.” Mit jedem Wort wurde er aufgeregter. “Was
ich ihr
antat? Beschützt habe ich sie. Versteckt.” Seine Stimme brach, doch zuvor hörte Maura ihn noch die unmöglichen Worte ausstoßen: “Geliebt habe ich sie!”
    Sie presste sich die Hände auf die Ohren, doch es war zu spät. Wie ein kleiner Stein, der von der Spitze eines Berges rollt und eine Lawine auslöst, löste das Geständnis des Todesmagiers eine Lawine der Erinnerungen in Mauras Kopf aus. Sie erinnerte sich, Langbard einmal nach ihrem Vater gefragt zu haben. Langbard erklärte, dass ihre Mutter das Geheimnis seiner Identität selbst während ihres Sterberituals gehütet hätte. So wie sie auch Maura daran gehindert hatte, während der Vision das Gesicht ihres Liebhabers zu sehen. Wieso sollte sie solch ein Geheimnis hüten, außer es war eine Quelle von Scham und Reue?
    Maura wurde übel. Sie hätte am liebsten geweint, sich übergeben oder irgendetwas zerschmettert, doch sie wagte nichts von alledem. Die Frau – ihre Großmutter? – sprang mit einer für ihr Alter erstaunlichen Energie vom Stuhl auf und versetzte dem Todesmagier einen heftigen Schlag auf die Wange. “
Damals
warst du verrückt – behext! Dinge sehen und hören ist nichts gegen das, was diese Kreatur dich zu tun gezwungen hat.”
    Diese Kreatur?
Maura hätte sich zu gerne auf die beiden gestürzt und sie einen Spuk erleben lassen, den sie nicht so schnell vergaßen!
    In sanfterem Ton fuhr die alte Frau fort: “Du bist damals zur Vernunft gekommen, und du wirst sie auch jetzt nicht verlieren. Geh und versuch zu schlafen. Und versuche ein paar Tage lang deine Kräfte zu schonen. Alles wird gut. Du wirst sehen.”
    Die Mischung aus Schroffheit und Besorgnis schien bei ihrem Sohn Wirkung zu zeigen, denn er wurde ruhiger. “Vielleicht habt Ihr recht. Seit diesem Zwischenfall in der Bestienbergmine habe ich nicht mehr gut geschlafen. Kann sein, dass die jüngsten Unruhen unter den Umbrianern alte Erinnerungen wachgerufen haben.”
    Während er zur Tür ging, sprachen die beiden über Dinge und Leute, die Maura nichts sagten, selbst wenn sie sich auf das Gespräch hätte konzentrieren können. Doch das konnte sie nicht mehr.
    Die Vorstellung, dass möglicherweise hanisches Blut durch ihre Adern floss, versetzte ihr Herz und ihren Verstand in Aufruhr. Solange sie sich erinnern konnte, fürchtete und verabscheute sie die Han. Mit ihnen verwandt zu sein, war, als wäre ihr Körper von einem scheußlichen Parasit befallen. Wie konnte sie die Auserkorene Königin von Umbria sein, wenn das Blut ihrer schlimmsten Feinde in ihr floss?
    Der Todesmagier zog die Tür auf, blieb aber noch einen Augenblick stehen, um sich von seiner Mutter zu verabschieden. Maura war unfähig, noch länger in ihrer Nähe zu verweilen, und riskierte es, an ihnen vorbei zur Tür hinauszuschlüpfen. Kaum hatte sie den Korridor erreicht, rannte sie, so schnell ihre Beine sie trugen, zurück in den Keller.
    Aber so sehr sie sich auch beeilte, sie konnte der Frage nicht entkommen, die hartnäckig in ihrem Kopf herumwirbelte. War es
das
, was Rath vom Orakel von Margyle über sie erfahren hatte? Hatte das sein Vertrauen und seine Liebe zu ihr vergiftet?
    Dem hanischen Gesindel würde noch leidtun, was es diesen Bergleuten angetan hatte! Rath schäumte vor Wut, als er in dem geheimen Raum der Gerberei stand und den Wachstumstrank an die Lippen führte. Die Han würden noch bedauern, je einen Fuß in dieses Königreich gesetzt zu haben!
    Draußen in den Straßen von Prum sollte jetzt alles bereit sein. Rath hatte es Idrygon überlassen, diesen Teil seines Plans auszuführen. Zum ersten Mal schluckte er dieses faulig schmeckende Getränk mit einer gewissen Bereitwilligkeit. Als der Schmerz nachließ, streifte sein Kopf die Zimmerdecke. Es klopfte leise an der Geheimtür, doch Rath antwortete

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