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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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verqueren Ideen plötzlich gar kein so übler Bursche zu sein.
    “Das bringt alles wieder ins Lot,
Aira.”
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. “Weißt du, das Orakel von Margyle sagte mir, meine Erben würden hanisches Blut in sich haben. Ich dachte, das bedeutet, dass ich dich auf die eine oder andere Art verliere. Deswegen war ich so gegen deine Fahrt nach Westborne … mit Delyon.”
    Maura sah ihm tief in die Augen und schien in seinem Herzen zu lesen. “Du hattest Angst, ich könnte getötet werden oder …”
    Dieses “oder” erschien ihm jetzt so töricht. “Es war nicht so, dass ich dir misstraut hätte,
Aira.
Ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass sich ein anderer Mann
nicht
in dich verliebt.”
    “Rath Talward, es ist dumm von dir zu glauben, du hättest von Delyon irgendetwas zu befürchten.” Sie sah zu Idrygon. “Tatsächlich war er es, der mich an seinen Bruder verriet, auch wenn ich glaube, dass er es nicht so gemeint hat.”
    “Verriet?” Das gefiel ihm gar nicht.
    “Hoheit …”, Idrygon verfiel in seinen Tonfall sanfter Überredungskunst, “… ich kann das erklären.”
    “Jetzt heißt es auf einmal wieder Hoheit, was? Vor ein paar Augenblicken war ich noch ein törichter Narr. Was die Erklärung betrifft, so werdet Ihr Gelegenheit dafür bekommen. Zuerst will ich hören, was meine Frau zu sagen hat.”
    Mauras Gesicht verdüsterte sich. “Als Lord Idrygon mein Geheimnis entdeckte, drohte er mir, es dir zu erzählen, wenn ich dich nicht dazu überrede, nach seinen Wünschen zu handeln. Gerade jetzt zum Beispiel sollte ich dich dazu bringen, Aldwood anzugreifen, statt mit Vang zu sprechen.”
    “So etwas habe ich nie gesagt!”, schrie Idrygon. “Das schwöre ich bei allen alten Prophezeiungen. Ich würde es auf Velorkens Stab selbst schwören!”
    Das waren in der Tat ernste Schwüre. Rath bezweifelte, dass Idrygon sie leichtfertig ablegte. Doch warum sollte Maura eine so schwere Anklage erheben, wenn sie nicht der Wahrheit entsprach?
    “Vielleicht sagte er es nicht in genau diesen Worten. Doch was er meinte, war klar genug. Erinnerst du dich an jenen Morgen, als du uns im Streit antrafst?”
    “Aye, wegen der hanischen Frau … Songrid.”
    “Wegen
dieser
hanischen Frau.” Maura klopfte sich mit dem Finger gegen die Brust. “Idrygon sagte, wenn sie kooperieren würde, gäbe es keinen Grund mehr, die Sache weiterzuverfolgen.”
    “Ach das?” Idrygon schüttelte den Kopf. “Ich fürchte, da habt Ihr mich missverstanden, Hoheit, und mehr in meine Worte hineingelegt als nötig.”
    “Lügner!” Maura wollte sich auf ihn stürzen, doch Rath hielt sie zurück. “Eure Drohung war klar genug.”
    “Vielleicht ist es eine Eigenart Eures Volkes, sich Drohungen einzubilden, wo keine sind.”
    “Es ist nicht mein Volk.” Maura sah Rath an. “Du glaubst ihm doch nicht, oder,
Aira?”
    Glaube war eine Sache, Beweise eine andere. “Ich weiß nur, was ich gehört habe. Es könnte sein, dass du Lord Idrygon falsch verstanden hast …”
    “Habe ich nicht!” Maura wehrte sich gegen Raths Griff. “Bevor du kamst, sprach er nicht über Songrid. Ich weiß genau, was er meinte, egal welche doppeldeutigen Worte er auch immer benutzte, um seine wahre Absicht zu verschleiern.”
    Vielleicht würde sie ihn für das, was er im Begriff war zu tun, hassen. Doch Rath musste es riskieren. “Das ist eine zu wichtige Angelegenheit, um jetzt darüber zu entscheiden. Wir sind alle erschöpft und angespannt wegen der Aufgaben, die noch vor uns liegen. Lasst es uns überschlafen und des Allgebers Weisheit erbitten. Wir können es uns nicht leisten, unsere Kräfte im Streit zu vergeuden, wenn wir dem Kampf unseres Lebens gegenüberstehen.”
    Mauras Anspannung ließ etwas nach, doch sie weigerte sich, ihn oder Idrygon anzusehen. “Ich möchte lieber schlafen als streiten.” Sie ließ sich auf den Schlafsack fallen. “Gerade jetzt möchte ich lieber schlafen, als irgendetwas anderes zu tun.”
    “Ein weiser Ratschlag, Sire.” Idrygon verbeugte sich und begann, rückwärts aus dem Zelt zu gehen. “Ich überlasse Euch Eurer Ruhe. Ich vertraue darauf, dass die Wahrheit am Morgen klarer zu erkennen sein wird.”
    Rath fuhr sich mit der Hand übers Gesicht: “Manchmal muss die Wahrheit wichtigeren Dingen geopfert werden.”
    “Gesprochen wie ein wahrer König, Hoheit.” Idrygon klang angenehm überrascht, während er in die Nacht

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