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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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dann ein Bein, weil sie sich mit dem jeweils anderen festklammern musste. Aber wenigstens kam sie vorwärts. Überdies erschien ihr dieser verblüffende Zauber, der ihr zu klettern erlaubte, wie ein zustimmendes Nicken des Allgebers.
    Eine Zeit lang machte sie stetige Fortschritte, bis sie den Fehler beging, hinunterzuschauen. Der Kopf drehte sich ihr und ihr stockte der Atem. Zwar handelte es sich nicht gerade um den Raynorsgraben, doch der Fußboden der Kammer war gefährlich tief unter ihr. Was hielt die Rinde, die jetzt noch unter ihrem Griff nachgab, davon ab, wieder zurückzuschnellen und sie in die Tiefe zu schleudern?
    Einen Augenblick lang hielt sie inne, presste den Körper an die Säule und kniff so fest die Augen zu, wie es nur ging. Sie bemühte sich, ruhig zu atmen. Dann öffnete sie die Augen und richtete sie starr auf die Rinde vor sich. Mit grimmiger Entschlossenheit kletterte sie weiter.
    Eine Weile später erschreckte sie ein Angstschrei Delyons und sie wäre beinahe abgestürzt. “Bitte, tut das nicht!”, rief sie zu ihm hinunter. “Was ist los?”
    “Eure … Eure Hand. Sie ist in der Decke verschwunden.”
    Maura blickte hinauf. Und wirklich, ihr Arm sah aus, als wäre er direkt unter dem Ellbogen fein säuberlich abgetrennt worden. Sie konnte fühlen, wie sich ihre Finger in etwas jenseits der solide aussehenden Zimmerdecke gruben.
    Als sie den Arm wieder hervorzog, sah er aus wie immer. “Die Decke muss eine Illusion sein.”
    Etwas vorsichtiger stieß sie die Hand wieder vor und tastete nach einem Halt. Nachdem sie die Füße etwas höher gesetzt hatte, stieß sie mit dem Kopf durch die Decke. Eine sanfte Brise strich ihr durchs Haar und über ihr erstreckte sich das weite Himmelsgewölbe, schimmernd im Perlenglanz der Dämmerung. Um sie herum streckten jetzt die Bäume dicke Äste voller Blätter aus, die, ineinander verschlungen, einen üppigen grünen Teppich schufen. Maura packte einen der Äste, zog sich hoch und blickte sich verwundert um.
    “Das ist nicht möglich”, flüsterte sie. Dieser Raum befand sich doch tief unter der Erde. Selbst wenn sie bis zur Erdoberfläche geklettert wäre, hätte sie jetzt in irgendeinem Teil der Burg sein müssen. “Aber wahrscheinlich ist das alles nicht so wichtig. Wenn ich nur den Stab finde.”
    Kaum war ihr dieser Gedanke gekommen, als sie eine Stelle entdeckte, an der einige Bäume höher wuchsen als die anderen und eine Laube wie die des Orakels von Margyle bildeten. Maura kroch darauf zu. Jedes Mal, bevor sie sich bewegte, tastete sie vorsichtig das Blätterdach ab, um auch einen sicheren Halt für Füße und Hände zu finden. Dann wurde ihre Ungeduld größer. Sie stand auf und begann, auf die Laube zuzugehen. Die ersten Schritte ging sie noch zögernd, doch bald wuchs ihr Vertrauen. Als sie die Laube erreichte, fragte sie sich, ob sie überhaupt wieder durch den Baldachin hindurch nach unten würde klettern können.
    “Wenn der Allgeber mich so weit geführt hat”, sagte sie sich, “werde ich auch den Rest des Weges schaffen.
    Anders als in der Laube des Orakels mit den offenen Seiten gab es hier Vorhänge aus Weinreben. Vorsichtig schob Maura ein Bündel beiseite und trat ein. In der Mitte des Raumes, auf einem niedrigen Podest, lag Velorkens Stab, genau so, wie sie ihn in ihrer Vision gesehen hatte. Maura staunte über seine Schönheit und die kraftvolle, magische Aura, die ihn umgab. Der größte Teil des Stabes bestand aus festem, schwerem Holz, das mit geschnitzten Blätterranken verziert war. Am oberen Ende saß ein aus dunklem Elfenbein geschnitzter Falkenkopf. Gelbbraune Edelsteine bildeten die Augen. Der Vogel sah so echt aus, dass Maura jeden Moment damit rechnete, er würde den Schnabel öffnen und einen lauten, schrillen Schrei ausstoßen.
    “Ich bedauere, deine Ruhe stören zu müssen.” Sie griff nach dem Stab und staunte, weil er viel leichter war, als sie erwartet hatte. “Aber unsere Not ist groß.”
    Sie ging zu der Stelle zurück, durch die sie hindurchgeklettert war. Sich an einem Ast festhaltend, streckte sie den Kopf durch das Blätterdach und rief Delyon zu: “Könnt Ihr ihn erreichen, wenn ich ihn zu Euch hinunterlasse?”
    Delyon stürzte zum Fuß der Säule und streckte die Arme aus. “Ich werde es versuchen, Hoheit. Wenn er lang genug ist.”
    Maura bezweifelte, dass der Stab das war, doch noch bevor ihre Finger den Falkenkopf berührten, fühlte sie, wie jemand am anderen Ende zog, und hörte Delyon

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