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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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habe.”
    “Maura?” Er sank schwer atmend auf den Boden. “Natürlich.” Seine Stimme klang zittrig. “Ich hätte es wissen müssen. Aber Ihr habt mir einen solchen Schrecken eingejagt.”
    Sie versuchte, ihre Heiterkeit zu unterdrücken. Andererseits hatte Delyon einen richtigen Schrecken vielleicht gebraucht, um in Zukunft ein wenig vorsichtiger zu sein. Sie erzählte ihm, was sie von Gulls Boten erfahren hatte.
    “Studiert nach Herzenslust Eure Schriftrolle, solange es noch hell genug ist.” Maura rollte ihre Decke aus. “Oder versucht, etwas Schlaf zu bekommen. Wenn die Sonne untergegangen ist, müssen wir fort. Wir werden bei Nacht unterwegs sein und uns am Tag verstecken und ausruhen.”
    Das Nächste, was ihr bewusst wurde, war, dass Delyon sie anstupste. “Wacht auf, Maura. Ihr sagtet, wir müssen los, wenn die Sonne untergegangen ist.”
    Maura gähnte und rieb sich die Augen. “Habt Ihr geschlafen?”, fragte sie Delyon. “Ich wünschte fast, ich hätte nicht. Jetzt fühle ich mich müder als zuvor.”
    “Ich wollte.” Delyon kniete sich in der rasch zunehmenden Dunkelheit neben sie. “Aber ich war so ins Studium der Schrift vertieft. Ich bin mir fast sicher, dass ich ein weiteres Wort entziffert habe. Es ähnelt dem Twara-Symbol für das Sterberitual, und das wirft die Frage auf …”
    “Erzählt es mir später.” Maura begann, ihre Decke zusammenzurollen. “Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen. Seid Ihr bereit?” Es tat ihr leid, so schroff sein zu müssen, aber sonst würde er stundenlang so weiterreden.
    “Alles ist gepackt.” Delyon schien nicht beleidigt zu sein. Vielleicht war er daran gewöhnt, dass man seine Leidenschaft für alte Sprachen nicht teilte.
    “Dann los.” Maura fischte ein Lebensblatt aus ihrem Schultergurt und begann darauf herumzukauen. Als es in ihrem Mund seinen scharfen Geschmack entfaltete, hob sich der Nebel des Schlafs in ihrem Kopf und ihre Sinne schärften sich.
    In dieser Nacht kamen sie und Delyon gut voran. Sie fanden die Hauptstraße und folgten ihr, bis die erste zarte Morgendämmerung am östlichen Himmel aufflammte.
    “Das hier scheint ein guter Platz zu sein, um sich zu verbergen und den über Tag auszuruhen.” Maura deutete auf eine Scheune am gegenüberliegenden Rand eines Felds voll reifendem Korn.
    Delyon antwortete mit einem leisen Grunzen, das nicht sehr wach klang.
    “Sorgt dafür, dass Ihr gut schlaft”, schalt ihn Maura sanft. “Ich will nicht, dass Ihr stundenlang Eure Schriftrolle studiert und dann nachts Eure Sinne nicht beisammen habt. Habt ihr verstanden?”
    “Mhmm.”
    Kaum waren sie in die Scheune gekrochen und hatten es sich in der hintersten Ecke des Heubodens bequem gemacht, da ging Delyons Atmen auch schon in leises Schnarchen über. Maura wollte Wache halten, bis er wieder erwachte, doch das frühmorgendliche Gezwitscher der Vögel draußen und die trockene Wärme in der Scheune lullten sie ein.
    Als sie einige Stunden später erwachte, studierte Delyon bereits wieder seine Schriftrolle.
    “Macht Euch keine Sorgen.” Er schaute lächelnd zu ihr auf. “Es ist ruhig gewesen. Ich hoffe, der Rest unserer Reise verläuft genauso problemlos.”
    Das hoffte Maura auch. Aber sie wusste nur zu gut, dass sie nicht davon ausgehen konnte. Als sie in dieser Nacht ihr Versteck verließen, traten sie in einen feinen Sprühregen hinaus. Auf der Straße tanzten Lichter – vielleicht handelte es sich um hanische Truppen. Sie mussten lange warten, bevor sie eine Straße überqueren konnten, die sich vom Süden heraufschlängelte und auf die Hauptstraße traf. Die Morgendämmerung begann viel früher, als es Maura lieb war, und das einzige Versteck, das sie fanden, war ein feuchter, stinkender Rübenkeller.
    Die nächsten drei Tage waren auch nicht besser und der vierte wurde noch schlimmer. Maura fragte sich, ob sie überhaupt jemals die Hauptstadt erreichen oder vorher vielleicht verrotten würden.
    In der fünften Nacht blies ein warmer Wind aus Süden und trocknete endlich ihre feuchten Kleider. Doch sie kamen langsamer voran denn je, weil sie auf einen Fluss trafen und einen weiten Umweg machen mussten, um eine sichere Furt zu finden. Dann mussten sie auf der anderen Seite des Flusses so weit zurückgehen, bis sie wieder auf die Straße trafen.
    Am nächsten Morgen wählte Maura ein Versteck am Rand einer Stadt, die an einer Kreuzung lag. Als Delyon erwachte, teilte sie ihm mit, dass sie zum Markt gehen würden.
    “Wir

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