Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
haben fast nichts mehr zu essen”, erklärte sie. “Und ich will herausfinden, wie weit es noch bis Venard ist. Ich wünschte, es gäbe irgendeine eine Möglichkeit, schneller dorthin zu kommen.”
    “Müssen wir beide zum Markt gehen?”, fragte Delyon. “Könnte ich nicht hier bleiben und arbeiten? Ich hatte einen höchst interessanten Einfall letzte Nacht und würde mich gerne mehr damit beschäftigen.”
    “Delyon!” Maura glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. “Wir müssen immer zusammenbleiben – um den anderen zu decken oder ihm aus Schwierigkeiten herauszuhelfen, wenn es sein muss.”
    Der Allgeber mochte ihr beistehen, sollte sie jemals Delyons Hilfe benötigen.
    “Na gut.” Er schulterte sein Bündel.
    “Lasst das hier”, sagte Maura. “Wir wollen doch nicht, dass jeder, der uns sieht, uns als Reisende erkennt.”
    Sie zeigte ihm, wo sie ihr Bündel hinter einem Stapel Feuerholz versteckt hatte. Achselzuckend legte er seins auf den Boden und begann, darin herumzukramen.
    “Was macht Ihr denn jetzt schon wieder?”, fragte Maura.
    “Das hier an mich nehmen.” Delyon zog seine kostbare Schriftrolle hervor und steckte sie sich in den Gürtel. “Han oder nicht Han, ich habe nicht vor, sie zu verlieren.”
    “Macht, was Ihr wollt”, murmelte Maura, während er sein Bündel neben ihres stellte. “Nur spaziert bitte nicht lesend die Straße entlang und rennt mitten in eine hanische Patrouille hinein.”
    Delyon schaute sie böse an. “Habt ein wenig Achtung vor meinem gesunden Menschenverstand!”
    “Das habe ich, sobald Ihr mir welchen zeigt!” Kaum waren die Worte gesprochen, tat es Maura auch schon wieder leid. “Verzeiht, Delyon! Ich habe es nicht so gemeint. Diese Reise zehrt an mir. Ich befürchte, wir könnten zu spät in Venard ankommen, um Rath noch irgendwie zu nützen.”
    Delyon akzeptierte ihre Entschuldigung mit einem Nicken. “Lasst uns gehen. Es dürfte uns beiden guttun, etwas Sonne zu bekommen und uns unter die Leute zu mischen.”
    Sie hielten auf das Zentrum der Stadt zu, wo sie einen belebten Markt entdeckten. Maura war erleichtert, als sie nur wenige Soldaten sah. Sie erledigte ihre Einkäufe in verschiedenen Läden und an Ständen, um mit ihrer wohlgefüllten Börse keinen Verdacht zu erwecken.
    Gerade als sie dabei war, ein Päckchen Plattkuchen zu bezahlen, zupfte Delyon sie am Ärmel. “Maura schaut! Dieser Aushang da!”
    “Augenblick, Delyon.” Sie versuchte, ihre Stimme nicht ungeduldig klingen zu lassen, doch es fiel ihr nicht leicht.
    Die Händlerin plapperte auf Comtung über die Entfernung bis Venard. Auch ohne Delyons Unterbrechung war es schwierig für Maura, sie zu verstehen. Sie blickte über die Schulter, um zu sehen, was ihn so in Aufregung brachte. Auf der anderen Straßenseite war ein großes Blatt groben Pergaments an die Wand eines Gebäudes genagelt. Die Botschaft darauf war in Umbrisch und in einer weiteren Sprache gehalten … wahrscheinlich Hanisch. Es verlangte von den Einwohnern, Gerüchte zu ignorieren und alle verdächtigen Aktivitäten zu melden.
    Maura ließ ein spöttisches Kichern hören. “Wer, glauben die denn, soll das lesen können?”
    Die Han hatten den Gebrauch der umbrischen Sprache verboten und waren auf dieser Seite des Gebirges damit sehr erfolgreich gewesen. Soweit Maura bekannt war, gab es keine Schriftsprache des Comtung, dieser Mischsprache, die den Graben zwischen Hanisch und Umbrisch überbrückte.
    Im Augenblick hatte sie Mühe genug, das gesprochene Comtung zu verstehen. Sie drehte sich wieder zu der Händlerin um und nahm ihr Wechselgeld entgegen. In der Zwischenzeit redete Delyon mit wachsender Erregung weiter auf sie ein. Er erzählte irgendetwas darüber, dass Alttwara der Ursprung für Umbrisch und Hanisch wäre und dass der Aushang der Schlüssel sein könnte zu … irgendeiner Sache.
    Maura vermochte sich nicht richtig zu konzentrieren, denn die Händlerin wiederholte gerade etwas über die Entfernung bis Venard und hielt die Finger hoch, um ihre Worte zu unterstreichen. Zehn … zwanzig …dreißig … Jedes Mal, wenn die Frau ihre Hände ballte und sie dann wieder öffnete, um noch weitere zehn Meilen hinzuzufügen, sank Mauras Mut ein wenig mehr.
    Gerade war sie bei sechzig angekommen, und es hatte nicht den Anschein, als ob sie bald zum Ende käme, als Maura hinter sich den Lärm eines Handgemenges vernahm. Sie fuhr herum und entdeckte, dass ein hanischer Soldat Delyon in Schach hielt. Es sah ganz so

Weitere Kostenlose Bücher