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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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aus, als wäre er bei dem Versuch erwischt worden, das Pergament herunterzureißen. Aufstöhnend ließ Maura ihre Päckchen fallen und griff nach ihrem Schultergurt.
    “Maura!”, schrie Delyon und schaute geradewegs zu ihr herüber. Dieser Narr!
    Sie hatte bereits eine Prise Genowschuppen in der Hand und war bereit, den Unsichtbarkeitszauber zu beschwören, als raue Hände sie packten.

13. KAPITEL
    “M aura, tut etwas!”, schrie Delyon.
    Etwas tun?
    Wenn der Zikary, der sie festhielt, nur einen Moment lang den Griff gelockert hätte, hätte Maura ja etwas tun können – zum Beispiel Delyon diesen verdammten Anschlag aus der Hand reißen und ihm um die dummen Ohren hauen!
    Was hatte ihn nur geritten, eine offizielle Mitteilung von einem Gebäude herunterzureißen? Hatte er nicht bedacht, wie das in den Augen der Han aussehen und zu was es sie provozieren würde? Wenn er sie nur nicht direkt angeschaut und ihren Namen gerufen hätte, dann wäre ihr Zeit geblieben, ihm irgendwie zu helfen. Jetzt konnte sie nur warten und auf eine Gelegenheit hoffen, die vielleicht nie kam.
    Sie versuchte sich von dem Mann, der sie festhielt, zu befreien, doch die Händlerin packte mit festem Griff ihren anderen Arm. “Ich wusste doch, dass mit der hier etwas nicht stimmt. Fragte, wie weit es bis Venard ist, und sprach auch so komisch.”
    Maura überlegte, was Rath wohl tun würde, wäre er jetzt hier. “Delyon!”, rief sie auf Umbrisch. “Macht Euch sofort unsichtbar!”
    Aber es war zu spät. Statt dass er dieses verdammte Pergament losließ und in die Tasche griff, um das Zaubermittel herauszuholen, ließ er sich mit dem hanischen Soldaten auf ein aggressives Gezerre ein.
    Jetzt packte der Soldat Delyon beim Genick und schlug seinen Kopf gegen die Mauer des Gebäudes. Nach einem zweiten Schlag sank Delyon schlaff zu Boden.
    Was jetzt? Panik schnürte Maura die Kehle zu. Selbst wenn sie sich befreien und Delyon und sich unsichtbar machen konnte, wäre sie nicht in der Lage, ihn von hier fortzuziehen, ohne eine Spur zu hinterlassen, der ein Blinder folgen konnte.
    Plötzlich nahm ein kühner, ungeheuer riskanter Plan in ihrem Kopf Gestalt an. Wenn er gelang, hatte sie etliche ihrer Probleme mit einem Schlag gelöst. Doch wenn er schiefging … Sie wagte gar nicht erst, daran zu denken.
    “Wir sind keine Spione des Wartenden Königs!”, schrie sie und betete darum, der Soldat möge ihr schlechtes Comtung verstehen.
    “Wie, Spione?” Der junge Han blickte mit gefurchter Stirn von dem bewusstlosen Delyon zu Maura und wieder zurück.
    Jetzt konnte man ihm Gedanken einpflanzen. Gut!
    “Ihr braucht uns nicht nach Venard zu bringen, damit die Echtroi uns verhören!” Maura musste das verzweifelte Flehen in ihrer Stimme noch nicht einmal vortäuschen. “Ich bitte Euch!”
    “Ruhe!” Drohend kam der Soldat auf sie zu. “Keine Spionin sagt mir, wohin ich sie bringen kann und wohin nicht!”
    Die Händlerin flüsterte fast unhörbar: “Hättest besser den Mund gehalten, Närrin. Jetzt wird es dir schlechter ergehen denn je.”
    War sie eine Närrin?, fragte sich Maura. Hatte sie ihre und Delyons Lage nur noch verschlechtert? Jetzt tauchten weitere hanische Soldaten auf. Der diensthabende Offizier befragte den jungen Soldaten vor Ort, und der ratterte auf Hanisch seinen Rapport herunter. So wie er auf Delyon, das Pergament und schließlich auf sie zeigte, konnte Maura erraten, was er sagte.
    Der hanische Offizier drehte sich um und starrte Maura an. Seine kalten, unbarmherzigen Augen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Er bellte einen kurzen Befehl, woraufhin zwei Soldaten Delyon auf die Füße zogen, während die anderen zwei Maura die Straße hinunterführten.
    Bitte
, sandte sie ein stilles Flehen zum Allgeber,
lass nicht zu, dass sie hier mit uns kurzen Prozess machen!
Und als nachträglichen Einfall fügte sie noch hinzu:
Und bitte, lass Delyon nicht zu schwer verletzt sein.
    Auch wenn sie wütend auf ihn war, weil er sie in diese missliche Lage gebracht hatte, so wünschte sie ihm doch nichts Böses. Gerade sie konnte sich nicht erlauben, über Delyon zu Gericht zu sitzen, nach all den Schwierigkeiten, in die sie Rath damals gebracht hatte, weil sie jedem, der in Not war, hatte helfen wollen.
    Nicht weit vom Markt entfernt war der Standort der Garnison. Auf einen Ruf des Offiziers hin öffnete sich das Tor. Die Soldaten schleppten Maura und Delyon hindurch, über einen weiten Innenhof und dann die Treppe hinauf in

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